Berlin. Lea Marlen Woitack (37) verrät, was Schauspieler wirklich über Telenovelas denken und wie hart die Dreharbeiten für „Rote Rosen“ sind.

Lea Marlen Woitack hat jahrelange Erfahrungen mit Daily Soaps wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ gesammelt. Aber in den letzten Wochen erlebte die 37–Jährige als Hauptdarstellerin der „Roten Rosen“ (montags bis freitags um 14.10 Uhr im Ersten) eine ganz besondere Herausforderung. Für Entspannung sorgen dabei ihr Hund und ihr Herd.

Sie müssten ja durch Ihre bisherigen Drehs gut auf die Arbeit bei „Rote Rosen“ vorbereitet gewesen sein …

Lea Marlen Woitack: Ja und nein. Natürlich kenne ich die Abläufe und Taktung. Aber gegenüber „Gute Zeiten“ etwa produzieren wir eine halbe Stunde mehr sendefähiges Material. Das ist schon eine andere Hausnummer.

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Hatten Sie Vorbehalte?

Woitack: Als die Anfrage für „Rote Rosen“ kam, wusste ich nicht, dass es für die Hauptrose ist. Das habe ich erst beim Casting erfahren. Ich bleibe gerne im Training und setze mich immer wieder solchen neuen Situationen aus. Außerdem habe ich gehört, dass das bei „Rote Rosen“ ein tolles Team ist, dass sich alle da wohlfühlen. Und ich bin nun mal auch ein totaler Teammensch. Wenn morgens um 5.30 Uhr der Wecker klingelt, denke ich mir: „Wow, ist das hart. Warum tue ich das?“ Aber wenn ich im Studio stehe, weiß ich es wieder: Es macht große Freude, mit den Kolleginnen und Kollegen zu spielen

Woitack über Schauspielerei: Das bringt sie an ihr Limit

Sie unterrichten an einer Münchner Hochschule Schauspiel als Professorin. Können Sie ihren Studentinnen und Studenten so ein Format wie „Rote Rosen“ empfehlen?

Woitack: Unbedingt. In der Branche gibt es zwar sehr unterschiedliche Meinungen über tägliche Serien, aber ich bin überzeugt, wer durch die Schule einer Daily Soap gegangen ist, dem kann nicht mehr viel passieren. Da gibt es immer wieder Drehplanänderungen. Szenen, die erst in der nächsten Woche gedreht werden sollten, werden spontan vorgezogen und auch Texte werden unmittelbar abgeändert. Da lernt man, flexibel zu sein, ein sehr hohes Pensum in kürzester Zeit zu stemmen und dabei auch noch überzeugend zu spielen. Das ist die beste Schule.

Aber Sie sind ja Professorin für Schauspiel. Was müssen Sie noch lernen?

Woitack: Man lernt nie aus. Es gibt immer wieder Abläufe und Kolleginnen und Kollegen, bei denen man etwas dazulernen kann. Auch gilt es, seine Lebensführung entsprechend zu organisieren: Wie bekomme ich genügend Energie, um arbeiten zu können? Wie passe ich meinen Alltag an diese neue Lebenssituation an? Welche Bedürfnisse habe ich?

Werden Ihre Bedürfnisse gestillt?

Woitack: Vorher dachte ich, ich brauche nicht so viele Pausen. Und beim Dreh habe ich gemerkt, wo ich an meine Grenzen komme. Ich gebe da acht Monate kontinuierlich Vollgas. Da muss ich genau darauf achten, an welchen Kraftquellen ich andocken kann.

Woitack: „Ich schaffe es nicht, meine Freunde zu treffen“

Wo docken Sie an? 

Woitack: Bei meiner Familie, wenn ich sie sehe, und auf jeden Fall bei meinem Hund. Normalerweise sind meine Freunde eine große Kraftquelle, aber momentan schaffe ich es nicht, sie zu treffen. Ansonsten gehe ich viel im Wald spazieren und koche – das ist wie Meditation.

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Ist Schlafmangel während des Drehs nicht ein Problem? Der beeinträchtigt doch die Merkfähigkeit.

Woitack: Zum Glück ist mein Kurzzeitgedächtnis so trainiert, dass ich mir unfassbare Mengen an Text innerhalb kürzester Zeit merken kann. Aber wenn Sie mich fragen, welche Szenen ich heute Morgen gedreht habe, ist das längst wieder gelöscht.

Wenn Sie die Mentalität der jungen Lea Maren Woitack mit der Studentenschaft von heute vergleichen – wie sind die Unterschiede?

Woitack: Wir waren ein bisschen frecher und ausgelassener. Die heutige Generation schleppt viele schwere Themen mit sich. Die hatten wir früher auch, aber wir haben sie ganz gut umgesetzt ins Partymachen. Diese Leichtigkeit würde ich dieser Generation gerne wünschen. Aber wir belasten sie eben auch mit solchen Themen.

Rote Rosen Folge 4094
Lea Marlen Woitack (l.) als Svenja beim Date mit Simon (gespielt Thore Lüthje) in „Rote Rosen“. © NDR | NDR

Von Corona bis Klimawandel?

Woitack: Genau, das merkt man deutlich. 

Und Sie sagen ihnen: „Don’t Worry Be Happy“?

Woitack: Dann hätten sie das Gefühl, dass ich ihre Sorgen nicht ernst nehme. Wir reden natürlich viel darüber, was sie beschäftigt. Gleichzeitig versuche ich ihre Spielfreude herauszukitzeln, weil das eine der Hauptzutaten des Schauspiels ist. 

Mehr aus der Serie „Meine erste Liebe“

Ihre Studentenschaft rümpft über Daily Soaps nicht die Nase?

Woitack: Sie sollten am liebsten mit Ihnen direkt sprechen, denn die laufen gerade durchs Studio in Lüneburg, wo sie von der Produktion einen Intensivkurs in Sachen Serien-Dreh bekommen. Natürlich gibt es Vorbehalte. Es ist eben nicht Hochkultur. Die deutsche Unterscheidung von „E“ und „U“ halte ich für absolut überholt! Das eine schließt das andere nicht aus, wenn man Schauspielerin oder Schauspieler wird. Ich habe auch schon Shakespeare gespielt. Es ist wichtig, die verschiedenen Muskeln zu trainieren, ob man die kurzen Handlungsbögen einer Serie oder die einen langen eines ganzen Theaterabends trägt.

Eine Aktion ist für Woitak besonders romantisch

In der Presseberichterstattung wird Ihre Figur als „Karrierefrau“ bezeichnet. Empfinden Sie sich als selbst als solche?

Woitack: Wenn man unter „Karrierefrau“ eine Frau versteht, die in ihrem Beruf Spaß hat und ihn ambitioniert verfolgt, dann würde ich sagen, ja. Aber ich setze nicht meine Ellenbogen ein – ebenso wenig wie meine Figur. Wir haben beide große Freude daran, uns um unsere Familie und Freunde zu kümmern.

Effektiv geht es in der Serie auch um die große Romantik. Haben Sie einen Sinn dafür?

Woitack: Ich bin als gebürtige Hannoveranerin etwas norddeutsch, was Romantik angeht. Mit dem Rote–Rosen–Stil kriegt man mich nicht hinter dem Kamin hervorgelockt. Aber die Menschen, auf die es ankommt, wissen, welche Romantik–Knöpfe sie bei mir drücken müssen.

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Können Sie einen dieser Knöpfe verraten?

Woitack: Liebe geht durch den Magen.

Haben Sie irgendwelche Wunschgerichte?

Woitack: Ich lasse mich gerne überraschen. Gerne irgendetwas, das absurd klingt – zum Beispiel ein herzhaftes Gericht, in dem Obst verkocht ist. Irgendwelche verrückten Kreationen.