Berlin. Kronprinz Mohammed bin Salman protzt mit einem weiteren Prestige-Projekt. Seit Dezember fahren durch Riad hypermoderne U-Bahnen.
In der saudischen Hauptstadt Riad wurde das größte U-Bahnnetz des gesamten Nahen Ostens eingeweiht. Das 20-Milliarden US-Dollar schwere Prestige-Projekt wird durch den Premierminister und Kronprinzen Mohammed bin Salman vorangetrieben.
Denn der umstrittene Königssohn und de facto Herrscher hat ein ehrgeiziges Ziel: Mit seiner „Saudi Vision 2030“ will er den Golfstaat aus der Erdöl-Abhängigkeit hin zur modernen, klimafreundlichen Nation mit spektakulären Touristenattraktionen führen. Vermutlich auch im Hinblick auf die Fußball WM 2034, die in seinem Königreich ausgetragen wird. Gab es darum beim aktuellen U-Bahn-Projekt einen halbherzigen Publicity-Entscheid?
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Das Königshaus will sich also fortschrittlich geben – und so wartet das ehrgeizige U-Bahn-Projekt mit einer Besonderheit auf. In den futuristisch anmutenden Zügen soll es Abteile nur für Frauen geben. Diese „Women Only“-Abteile sollen den Frauen Riads „stressfreies Reisen“ ermöglichen. Männer haben keinen Zutritt.
Die Idee Idee ist nicht neu. Räume zum Schutz vor sexueller Belästigung wurden bereits in den japanischen Großstädten Osaka und Tokio eingerichtet.
Abteile für Frauen: billige Publicity oder echter Reformwille?
Ob sich dadurch für die Frauen der 4-Millionen-Metropole Riad grundsätzlich etwas ändern wird, bleibt fraglich. Erst seit sechs Jahren ist es saudischen Frauen erlaubt, ein Auto zu fahren. Und nach wie vor werden in der absoluten Monarchie durch die wahhabitisch-konservative Auslegung des Islams die Rechte der Frauen missachtet
Die meisten Frauen sind gezwungen, in der Öffentlichkeit Kopftuch und ein bodenlanges Gewand zu tragen. Sie sind in der Regel nicht geschäftsfähig und unterstehen lebenslänglich einem männlichen Vormund. Bis zur Heirat ist das meist der Vater, danach bestimmt der Ehemann.
Unter diesen Vorzeichen erscheint die Einrichtung von Frauen-Abteilen in der U-Bahn Riads eher wie der schwache Teil einer Image-Kampagne, die eher auf zahlungskräftige Investoren und Touristen aus dem Ausland abzielt.
Kosten bei 22 Milliarden US-Dollar: Was noch über das U-Bahn-Projekt bekannt ist
Unter der Federführung des US-Baugiganten Bechtel wurde das ehrgeizige Mega-Projekt von einem Konsortium aus drei weiteren Firmen durchgeführt. Bechtel pflegt nicht nur enge Beziehungen zum saudischen Königshaus, sondern auch zur amerikanischen Regierung und insbesondere zur Republikanischen Partei.
Der 1898 gegründete Konzern muss sich immer wieder scharfe Kritik von Globalisierungsgegnern und Umweltbewegungen gefallen lassen. Denn das Unternehmen (31,4 Mrd. US-Dollar Umsatz) treibt die Privatisierung von öffentlich geführten Einrichtungen massiv voran. So besitzt der Gigant weltweit eigene Kraftwerke, Ölraffinerien, Wasseraufbereitungssysteme und Flughäfen.
Jetzt ein weiterer Mega-Erfolg: Der Bau des U-Bahn-Netzes. Am 1. Dezember wurden drei Linien für die Öffentlichkeit in Betrieb genommen, teilte die Königliche Kommission für die Stadt Riad mit.
Wie geht das U-Bahn-Projekt jetzt weiter?
Schrittweise sollen nun bis zum 5. Januar die drei weiteren Linien des neuen U-Bahn-Netzes der Hauptstadt eröffnet werden. Einmal im vollen Gang könnten täglich mehr als 3,6 Millionen Passagiere mit den voll automatisch betriebenen Zügen fahren, erklärte die Kommission zudem.
Das 176 Kilometer lange U-Bahn-Netz soll künftig mit 183 Zügen betrieben werden. Die 448 Waggons seien unter anderem von Siemens, vom kanadischen Unternehmen Bombardier und vom französischen Konzern Alstom hergestellt worden.
Ein kleiner Teil der Wirtschafts- und Sozialreformen: Die schnell wachsende Acht-Millionen-Einwohner-Stadt Riad investiert auch in den Busverkehr. Das ganz große Ziel: bin Salman will das Königreich unabhängig von fossilen Energien machen. Saudi-Arabien ist aktuell der wichtigste Ölexporteur der Welt.
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