Berlin. Forscher haben in Kenia 1,5 Millionen Jahre alte Fußabdrücke zweier Spezies entdeckt. Das beweist eine Koexistenz. Sind sie sich begegnet?
In Kenia, nahe dem nördlichen Ufer des Turkanasees wurden Spuren einer längst vergangenen Begegnung zweier Vorfahren des Menschen entdeckt. Fossile Fußabdrücke, die 1,5 Millionen Jahre alt sind, liefern erstmals Beweise dafür, dass Homo erectus und Paranthropus boisei nicht nur zur gleichen Zeit, sondern auch am selben Ort lebten.
Die Spuren wurden bereits 2021 von einem kenianischen Paläontologenteam entdeckt und nun in einer internationalen Studie, erschienen im „Science Journal“, untersucht. Mithilfe modernster 3D-Analysen gelang es Kevin Hatala von der Chatham University, die fossilen Abdrücke genau zu vermessen.
Die Analyse offenbarte markante Unterschiede der beiden Arten: Homo erectus, bekannt für seine schlanke Statur und Anpassung an lange Wanderungen, hinterließ Abdrücke, die auf einen sicheren Stand und effizienten Gang hinweisen. Paranthropus boisei, dagegen, zeichnete sich durch eine robustere Körperform mit kräftigen Kiefern aus, die auf eine Ernährung mit harten Pflanzenteilen hindeutet. Daraus schlossen die Forscher, dass die Vertreter der Spezies Homo erectus weiter entwickelt waren als die Paranthropus boisei.
1,5 Jahre alte Fußabdrücke beweisen Verflechtung von Lebensräumen und Überleben
Die Spuren stammen aus dem Pleistozän, einer Epoche, die vor rund 2,5 Millionen Jahren begann und bis vor etwa 12.000 Jahren andauerte. Sie war geprägt von einer Vielzahl evolutionärer „Experimente“. Homo erectus entwickelte sich später zu einem unserer direkten Vorfahren, während Paranthropus boisei evolutionär in eine Sackgasse führte. Die fossilen Abdrücke, beide in derselben geologischen Schicht gefunden, zeigen jedoch, dass ihre Lebensräume und möglicherweise auch ihr Überleben eng miteinander verflochten waren.
Die Entdeckung der Spuren verdanken die Forscher glücklichen Umständen: Nach heftigen Regenfällen wurden die Abdrücke in feuchtem Boden hinterlassen und von Sedimenten bedeckt, die sie über Millionen Jahre konservierten. Die Nähe zum See spielte dabei eine entscheidende Rolle, da dort weiche Böden ideale Bedingungen für die Entstehung und den Erhalt solcher Spuren bieten.
Ob sich die Individuen beider Spezies tatsächlich zur gleichen Zeit am Ufer des Turkanasees begegneten, ist unklar. Sicher ist jedoch, dass sie in der selben Zeitspanne entstanden. Zukünftige Studien könnten klären, ob zwischen den Spezies Konkurrenz, Koexistenz oder gar Kooperation herrschte.
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