Berlin. Wegen der vermutlich schlechten kommenden Ernte klettert der Preis für Arabica-Bohnen auf den höchsten Stand seit 50 Jahren.

In dieser Woche wurde an der Rohstoffbörse in New York ein Pfund Arabica-Bohnen für 320,10 US-Cent gehandelt – der höchste Stand seit 1977. Grund dafür ist die Befürchtung, dass die kommende Ernte schlecht ausfallen soll. Vor allem Bohnen aus Brasilien sind davon betroffen. Das Land ist der größte Kaffeeproduzent der Welt und war in diesem Jahr von extremer Trockenheit betroffen. Das könnte sich massiv auf die Ernte im nächsten Wirtschaftsjahr auswirken.

Die am häufigsten angebauten Bohnen für die Kaffeeproduktion sind dabei die Sorten Arabica und Robusta, wobei die Arabica-Bohne die am weitesten verbreitete Sorte ist. Vor allem in London wird die Robusta-Bohne gehandelt: Zuletzt wurde hier für eine Tonne 5.200 Dollar fällig. Die Preise erreichten Mitte September diesen Jahres ein Rekordhoch mit 5.829 Dollar das Pfund.

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Zu diesen hohen Preisen kommt es durch das limitierte Angebot. Trotz der anhaltend hohen Nachfrage halten Produzentinnen und Produzenten aus Sorge die Bohnen zurück, wie der Analyst Jack Scoville von der Price Futures Group zu Beginn der Woche erklärt hatte. Zu den ungünstigen Witterungsbedingungen kommt die Unsicherheit angesichts geopolitischer Spannungen hinzu. Auch damit verbundene Transportprobleme und die neue US-Handelspolitik spielen eine Rolle.

Preisanstieg beim Kaffee: Das erwartet Verbraucher in Deutschland

Kaffeetrinkende in Deutschland werden im kommenden Jahr voraussichtlich mehr Geld bezahlen müssen. „Die Kaffeepreise werden steigen“, sagte Agrarmarkt-Experte Carlos Mera von der Rabobank in London. In der unteren Preisklasse in Großpackungen sei mit einem Anstieg von mindestens 30 Prozent zu rechnen. Kleinere Packungen, Kapseln und starke Marken seien von der Erhöhung weniger stark betroffen.

Laut Mera seien die Folgen bei Endverbraucherinnen und Endverbrauchern erst in sechs bis neuen Monaten zu spüren. Allein in diesem Jahr sind die Rohkaffeepreise bereits um 70 Prozent gestiegen. Selbst der Marktführer Tchibo hält weitere Preiserhöhungen für unumgänglich. „Wir als Kaffeeröster werden handeln müssen. Wann und wie kann man jetzt noch nicht genau sagen. Die Preisdramatik, die wir sehen, geht nicht so schnell weg“, sagte ein Sprecher. Die Kaffeelager seien weltweit leer. Ein Puffer um dies auszugleichen, gibt es nicht. Tchibo kündigte bereits im April an, die Preise aufgrund steigender Kosten zu erhöhen.

Menschen in Deutschland trinken im Schnitt 164 Liter Kaffee pro Kopf

Zuletzt mussten Kaffeetrinkende bereits tiefer in die Taschen greifen. Zwischen 2020 und 2023 stiegen die Preise für Pads und Kapseln um 25 Prozent. Bohnenkaffee wurde auch teurer: Rund 20 Prozent mehr. Zu den bekannten Problemen kommt hinzu, dass bis 2050 voraussichtlich die Hälfte aller Anbauflächen, die am besten für Arabica-Kaffee geeignet sind, zurückgehen. Dies verrät eine 2022 veröffentlichte Studie von Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

60 Prozent des Kaffees, der nach Deutschland importiert wird und hierzulande konsumiert wird, stammt aus Brasilien und Vietnam. Durchschnittlich werden hier jedes Jahr pro Kopf 164 Liter Kaffee getrunken.

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