Berlin. Bei einem Bootsunglück in Ägypten sind drei Menschen gestorben. Die Yacht soll während eines Sturms gekentert sein. Wie kann das passieren?

Es ist eine Situation, die man sich in seinen schlimmsten Träumen wohl nicht ausmalen möchte: Im Roten Meer vor der Küste Ägyptens ist die Yacht „Sea Story“ gesunken. 44 Menschen befanden sich an Bord. 28 der Bootsgäste konnten von den Einsatzkräften gerettet werden. Drei Menschen starben, 13 weitere werden noch immer vermisst, darunter auch vier Urlauber aus Deutschland.

Die Ursache des Unfalls ist noch immer unklar. Augenzeugenberichten zufolge sei das Boot wohl von einer großen Welle getroffen worden und danach innerhalb weniger Augenblicke gekentert. Das berichtete zumindest der für die Region zuständige Gouverneur Amr Hanafi. Doch wie realistisch ist das?

Die «Sea Story» ist im Roten Meer gesunken.
Die „Sea Story“ ist im Roten Meer gesunken. © PR | LiveAboard

Der Kiel soll das Kentern verhindern

Boote verfügen grundsätzlich an der Unterseite über einen Kiel. Er ist der Grundbaustein eines Boots beziehungsweise Schiffes. Dieser Kiel ist in der Regel fest montiert. Er sorgt dafür, dass das Schiff geradeaus im Wasser fährt und das Schlingern verringert wird. Das gilt vor allem für motorisierte Boote wie die „Sea Story“. Weiterer Vorteil: Das Boot hat einen geringeren Wasserwiderstand und gleitet somit ruhiger über die Wellen.

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Bei Segelbooten dient der Kiel außerdem als eine Art Gegengewicht, damit das Boot auch schräg im Wasser liegen kann. Ansonsten würde es vom Wind einfach auf die Seite geblasen und dementsprechend kentern. Grundsätzlich gibt es verschiedene Kielformen, die je nach Bootstyp unterschiedliche Eigenschaften mit sich bringen.

Wie kann ein Boot kentern?

Man spricht vom Kentern, wenn das Schiff beziehungsweise Boot auf eine Seite kippt, im Wasser liegt und dementsprechend nicht mehr fahrbereit ist. Liegt das Boot gar mit der Unterseite nach oben, spricht man vom „Durchkentern“. Die Ursachen fürs Kentern sind dabei unterschiedlich. Letztlich kommen aber vor allem vier Szenarien infrage:

  • Hoher Seegang: Ist die See aufgewühlt, ist das richtige Navigieren von entscheidender Bedeutung. Steht das Schiff seitlich zu einer sehr großen Welle, ist es möglich, dass es durch die Kraft des Wassers „umgeworfen“ wird. Sind Türen und Fenster des Schiffs nicht verschlossen, wie es bei der gesunkenen „Bayesian“ vor Italien zumindest vermutet wurde, kann es außerdem passieren, dass Wasser ins Innere des Schiffs gelangt. Das ist jedoch auf menschliches Versagen zurückzuführen (siehe nächster Punkt).
  • Menschliches Versagen: Falsche Lenkmanöver, wenig vorausschauendes Fahren, waghalsiges Navigieren im Sturm: Nicht selten trägt der Mensch selbst die Schuld am Sinken eines Schiffes. Ein Beispiel dafür ist etwa das Unglück der „Costa Concordia“ vor der Insel Giglio im Mittelmeer. Kapitän Francesco Schettino fuhr zu nah ans Land heran, weshalb das Kreuzfahrtschiff auf Grund lief und schließlich sank. 32 Menschen starben, Dutzende wurden verletzt.
  • Kollision: Hier kommen Zusammenstöße mit Hindernissen im Wasser infrage, sei es ein anderes Boot, das gerammt wird, ein Felsen unter der Wasseroberfläche oder, wie im Fall der „Titanic“, ein Eisberg. Dank moderner Messinstrumente sind solche Zusammenstöße in der Regel aber gut vermeidbar und kommen nur noch selten vor.
  • Falsche Ladung oder Ladungssicherung: Ist die Ladung innerhalb des Schiffs nicht ordentlich vertäut (Fachbegriff „gelascht“), kann sie sich etwa bei starkem Seegang bewegen. Das Schiff erhält dadurch Schlagseite und läuft Gefahr, „umzukippen“.

Was letztlich die Ursache bei der „Sea Story“ war, muss aber noch final geklärt werden.