Berlin. Zwei Dutzend Urlauber waren auf der „Sea Story“ unterwegs. Die Jacht sinkt, viele Menschen werden vermisst. Nun wurden vier Tote gefunden.

Eine große Welle und hektische letzte Minuten an Bord: Ein Tauch-Ausflug im Roten Meer hat sich für rund 30 Urlauber unter anderem aus Deutschland in eine Tragödie verwandelt: Nach dem Bootsunglück vor der ägyptischen Küste haben Rettungskräfte die ersten Todesopfer geborgen. Wie der Gouverneur der Region Rotes Meer, Amr Hanafi, mitteilte, wurden vor der Küste des Badeorts Marsa Alam am Dienstag vier Leichen gefunden, die bislang nicht identifiziert werden konnten. Von den 44 Menschen an Bord wurden bis Dienstag 31 gerettet – neun weitere werden vermisst.

Unter den Urlaubern sind dem Auswärtigen Amt zufolge sechs Deutsche, von denen drei vermisst würden und drei gerettet worden seien. Die drei davon haben nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ihren Wohnsitz in Bayern. Konkret handele es sich dabei um einen 32-jährigen Mann und ein Ehepaar aus München, von denen beide 41 Jahre als sind, hieß es aus informierten Kreisen. Unklar blieb, ob die Deutschen unter den bereits tot geborgenen Opfern sind. Die deutsche Botschaft in Kairo stehe dazu mit den ägyptischen Behörden in Kontakt und stehe den betroffenen Familien zur konsularischen Betreuung zur Verfügung. Britischen Medienberichten zufolge werden auch vier Menschen aus Großbritannien vermisst. Das Außenministerium erklärte, es leiste „einer Reihe britischer Staatsbürger und ihrer Familien“ konsularische Unterstützung.

Passagiere der „Sea Story“ waren auf fünftägigem Ausflug

Die Überlebenden sollten per Flugzeug und einer Fregatte in Sicherheit gebracht und medizinisch versorgt werden. Mit an Bord seien neben den Deutschen auch 20 Urlauber aus weiteren europäischen Ländern gewesen sowie Touristen aus China, den USA und Ägypten. Das bestätigte Hanafi gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Suche nach den Vermissten gehe mit einer Fregatte des ägyptischen Militärs und Hubschraubern weiter, sagte Hanafi der dpa.

Touristenboot in Marsa Alam gesunken
Die „Sea Story“ ist im Roten Meer gesunken. © DPA Images | Archiv

Die gut 40 Meter lange Motorjacht „Sea Story“ war seit Sonntag im Roten Meer unterwegs. Sie startete am Sonntag nahe Marsa Alam und sollte nach einem fünftägigen Ausflug mit Tauchgängen weiter nördlich in Hurghada anlegen. Am frühen Montagmorgen habe die Crew einen Notruf abgesetzt, die Jacht sei dann gesunken, teilte Hanafi mit. 

Die letzten Minuten der „Sea Story“

Laut Schilderungen der Menschen an Bord habe eine große Welle das mehrstöckige Boot getroffen und innerhalb von etwa fünf Minuten kentern lassen. Bevor es sank, hätten einige Passagiere es nicht mehr rechtzeitig aus ihren Kabinen nach draußen geschafft. Örtliche Medien beschrieben die Wetterbedingungen als „nicht stabil“. 

Das Boot habe keine technischen Mängel gehabt und auch alle benötigten Zulassungen samt einer Inspektion im Frühjahr, schrieb Hanafi bei Facebook weiter. Auch sonst habe die Motorjacht, die den Betreibern zufolge Kabinen für mehr als 30 Passagiere bietet, alle nötigen Zulassungen gehabt.

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Ägypten: Motorjacht erst zwei Jahre alt

Die „Sea Story“ ist eine erst zwei Jahre alte Motorjacht mit Kabinen für 36 Passagiere. Reise-Anbieter bewerben sie als Boot für mehrtägige Exkursionen zum Tauchen im Roten Meer. Warum genau das Boot sank, ist bisher noch völlig unklar. Die Wetterbedingungen sollen jedoch nicht optimal gewesen sein. Die „Sea Story“ legte nach Angaben Hanafis am Sonntag aus Port Ghalib ab und sollte am Freitag weiter nördlich in Hurghada ankommen. Retter würden zusammen mit der Marine nach weiteren Überlebenden suchen, so der Gouverneur.

Das 44 Meter lange Schiff selbst strotzte nur so vor Luxus. Laut der Reisebuchungswebsite liveaboard.com werden die 36 Passagiere sind in 18 Doppelkabinen untergebracht. Jede davon hat ein eigenes Bad und verfügt über eine Klimaanlage. In einem eigenen Restaurantbereich speisen die Gäste, in der bordeigenen Lounge werden Drinks und kleinere Snacks gereicht.

Ägypten ist wegen seiner antiken Stätten und seiner Badeorte am Roten Meer bei deutschen Urlaubern sehr beliebt. In dem nordafrikanischen Land herrscht auch während der Wintermonate ein angenehm warmes Klima. Für Taucher bietet das Rote Meer einige der spektakulärsten Tauchplätze weltweit. Dort gibt es unter anderem Korallenriffe und über tausend Fischarten zu bestaunen, darunter Mantas, Haie und auch Delfine.

Zweites Luxusboot-Unglück in diesem Jahr

Der Fall weckt Erinnerungen an die versunkene Luxusyacht „Bayesian“, die im August dieses Jahres während eines plötzlichen Unwetters vor dem Hafen von Porticello in der Nähe von Palermo gesunken, der Hauptstadt Siziliens gesunken war. Das Schiff befand sich im Besitz der auf der Isle of Man ansässigen Gesellschaft Revtom Limited, die wiederum im Besitz von Angela Bacares, der Witwe des britischen Milliardärs Mike Lynch. Lynch selbst sowie seine 18-jährige Tochter Hannah waren beim Schiffsunglück zusammen mit weiteren fünf Menschen ums Leben gekommen.