Hamburg. Bronzezeitliche Kinderarbeit: 4500 Jahre alte Funde aus dem syrischen Tel Hama liefern Beweise anhand von Fingerabdrücken.
Kinderarbeit war in der beginnenden Industrialisierung in Europa und den USA weit verbreitet. Repetitive, präzise Bewegungen zur Standardisierung und Erhöhung der Produktion wurde in Kinderhände gelegt. Dass dies nicht nur in jüngerer Zeit der Fall war, belegen neue Forschung.
Bei der Auswertung von Fingerabdrücken an Tongefäßen aus der Bronzezeit konnten Wissenschaftler feststellen, dass Kinder bei der Fertigung von Alltagsgegenständen im Königreich Ebla eine zentrale Rolle einnahmen.
Fingerabdrücke liefern wertvolle Erkenntnisse zur Rolle der Kinder
Grundlage der Ergebnisse waren Fingerabdrücke an den Tongefäßen, die zu zwei Dritteln von Kindern stammen. Fingerabdrücke bleiben ein Leben lang unverändert, aber anhand der Größe der Handfläche und der Dichte der Fingerabdruckfurchen lassen sich Alter und Geschlecht bestimmen. In Tel Hama dominierten zunächst ältere Kinder im Alter von etwa 12 und 13 Jahren die Keramikindustrie. Mit der steigenden Nachfrage sank das Alter der Kinder bis auf 7 Jahre.
Dr. Sanders erklärt: „Auf dem Höhepunkt, etwa zwischen 2400 und 2000 v. Chr., begannen die zum Königreich Ebla gehörenden Städte, sich bei der Herstellung von Keramik auf Kinderarbeit zu verlassen. Die Kinder wurden ab dem siebten Lebensjahr dazu ausgebildet, möglichst einheitliche Tassen herzustellen, die sowohl im Alltag als auch bei königlichen Banketten verwendet wurden. Die Nachfrage nach diesen Bechern war groß, vor allem bei den mit Alkohol begleiteten Festmahlen, bei denen häufig Becher zu Bruch gingen und schnell ersetzt werden mussten.“
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Studie zeigt eine persönliche und kreativere Seite der Kindheit
Die Studie beschäftigt sich nicht nur ausschließlich mit dem Aspekt der Kinderarbeit, die vergleichbar ist mit jüngeren Epochen wie der beginnenden Industrialisierung in den USA und Europa, sondern auch mit persönlichen Auffälligkeiten. Ohne Beteiligung der Erwachsenen schufen die Kinder Figuren und Miniaturgefäße, um ihre Kreativität als Kinder ausleben zu können.
„Es scheint, dass diese jungen Töpfer trotz des Drucks ihrer Arbeit Wege gefunden haben, sich künstlerisch auszudrücken“, berichtet Sander von den Erkenntnissen der Studie.
Die Töpferwaren aus Tel Hama lieferten eine Fülle von Informationen nicht nur über die technischen Fertigkeiten dieser jungen Töpfer, sondern auch über die breitere soziale Dynamik der damaligen Zeit. Mit dem Wachstum und der Verstädterung von Städten wie denen des Königreichs Ebla, kam es zu einer zunehmenden Zentralisierung der Produktion, was sich auch in den jeweiligen Töpferwerkstätten widerspiegelte.