Berlin. Ann-Kathrin Kramer spielt in ihrem neuen Film wieder mit ihrem Mann Harald Krassnitzer zusammen. Was das mit ihrer Beziehung gemacht hat.

Diese Rolle war für Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer (58) extrem fordernd: Im Film „Aus dem Leben“ (9. Oktober, 20.15 Uhr, ARD) spielt sie eine Grundschullehrerin, die einen Schlaganfall erleidet. Ihr Leben und auch das Leben ihres Ehemanns (Harald Krassnitzer, „Tatort“ Wien) ändert sich massiv. Im Interview erzählt sie, wie sie als Ehepaar mit den großen Fragen des Lebens umgehen und wo es Grenzen der Gemeinsamkeit gibt.

Sie sagten einmal, dass Sie eine Rolle wie die der Schlaganfall-Patientin in „Aus dem Leben“ beim Dreh demütig gestimmt hätte. Hat sich dieses Gefühl gehalten?

Ann-Kathrin Kramer: Natürlich hat man das nicht tagtäglich präsent. Aber es kehrt zurück, wenn man zum Beispiel Menschen, denen das passiert ist, sieht oder von ihnen hört. Das Thema ist ja inzwischen in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Fast jeder kennt eine entsprechende Geschichte, und die Betroffenen werden immer jünger. Man kann einfach nur froh sein, wenn man nicht selbst betroffen ist, das meine ich mit Demütig-Sein. 

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Inwieweit versuchen Sie, Ihr Leben möglichst gesundheitsbewusst zu führen? Haben Sie bestimmte Diäten oder Sportprogramme?

Kramer: Wenn man den ganzen Tag nur damit beschäftigt ist, alles richtig zu machen, und einem Plan folgt, wann man wie und wo Sport macht und was man isst und was nicht, dann nimmt man sich auch viel Freude am Leben. Ich denke, es ist auch wichtig, die Dinge mit Freude und Lust zu machen. Ich selbst kann da manchmal ganz extrem sein und zum Beispiel eine Saftkur machen und drei Stunden Sport am Tag.  Aber dann tue ich eine Zeit lang fast gar nichts, außer höchstens ein bisschen Hula-Hoop.

Ann-Kathrin Kramer über gemeinsame Arbeit: „Wir versuchen, das klar zu trennen“

Nun hat diese Rolle insofern auch noch etwas Spezielles, weil Ihr Mann Ihren Gatten im Film spielt. Vermischen sich dann Privates und Berufliches?

Kramer: Nein, denn das ist ja unser Beruf. Wir versuchen, das klar zu trennen, wenn wir miteinander arbeiten. Aber natürlich ist es von Vorteil, sich so gut zu kennen und sich zu vertrauen. 

TV-Ausblick ARD -
Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer in einer Szene von „Aus dem Leben“: Auch in diesem TV-Drama spielt das Ehepaar gemeinsam. © DPA Images | Guido Engel

Was für ein Gefühl war es, als Sie den letzten Drehtag hatten?

Kramer: Das war einerseits eine große Erleichterung. Denn die Rolle hat mir auch körperlich einiges abverlangt. Zum Beispiel war mein Gesichtsfeld am Auge durch das Maskenbild oft eingeschränkt. Und das Spielen der halbseitigen Lähmung ließ mich immer krummer werden. Andererseits war ich aber auch sehr traurig, als diese intensive Arbeit zu Ende ging. Danach habe ich mir dann eine Ayurveda-Kur gegönnt, danach war alles wieder im Lot. 

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Ihr Mann war mit dabei?

Kramer: Nein, das ist nicht so seins. Ich habe das mit einer Freundin gemacht.

TV-Star Kramer: Deshalb ist ihr Ordnung so wichtig

Ihr Mann meinte in einem Gespräch, dass Sie wesentlich ordentlicher und strukturierter als er seien. Stimmt das?

Kramer: Im Äußeren bin ich tatsächlich ziemlich geordnet. Das hat aber eher damit zu tun, dass in mir immer so ein Durcheinander ist. Und deswegen schaffe ich mir draußen eine Ordnung. Das gibt mir Struktur. 

Doch was ist, wenn Ihr Mann dann Unordnung stiftet? 

Kramer: Jeder von uns hat Bereiche, in denen er machen kann, was er oder sie will. Und in den gemeinschaftlichen Räumen treffen wir uns in der Mitte. 

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Ann-Kathrin Kramer genießt die Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann am Set. Beide können, so sagt sie, Berufliches und Privates gut trennen. © imago/Sven Simon | IMAGO stock

„Aus dem Leben“ ist ja nicht der erste Film, den Sie zusammen drehen. Suchen Sie gezielt nach solchen gemeinsamen Projekten?

Kramer: Wir haben eine ganze Zeit wenig miteinander gearbeitet, und in letzter Zeit hat es sich gehäuft. Es waren einfach sehr schöne Projekte, und wir hatten daran sehr viel Freude. Wenn man sich gegenseitig so gut kennt, kann man sich viel schneller die Bälle zuwerfen und muss über manche Sachen nicht diskutieren. Es ist natürlich auch ein Glücksfall, wenn ein Projekt zwei so schöne und auch herausfordernde Rollen bereithält wie dieser Film „Aus dem Leben“.

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Im Film nimmt sich das Paar vor, die gemeinsame Zeit, die ihm noch bleibt, besonders bewusst zu nutzen. Können Sie das auch für Sie beide unterschreiben?

Kramer: Ja klar. Man kommt irgendwann an einen Punkt, wo einem die Endlichkeit wirklich bewusst wird. Und dann fängt man an, Pläne so zu schmieden, dass man mehr Zeit miteinander verbringen kann.

Ann-Kathrin Kramer über ihre Ehe: „Wir sind beide viel unterwegs“

Und das gelingt Ihnen auch?

Kramer: Wir üben immer noch und sind nach wie vor beide viel unterwegs. Wir lieben ja auch unsere Arbeit. Aber wir richten unser Augenmerk schon darauf. Darin sind wir viel besser geworden. 

Harald Krassnitzer mit Ehefrau Ann-Kathrin Kramer bei der Filmpremiere Taktik zur Eröffnung vom Snowdance Independent Fi
Schauspieler-Ehepaar Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer. Zusammen sind sie ein gutes Team, aber sie machen längst nicht alles gemeinsam. © IMAGO/Future Image | IMAGO stock

Haben Sie eine gemeinsame „Bucketlist“?

Kramer: Nein, zumal sich auch unsere Interessen nicht völlig decken. Ich würde zum Beispiel mal gerne einen Reiturlaub im Baltikum machen, aber meinen Mann bekomme ich auf kein Pferd. Man muss ja nicht alles immer gemeinsam machen. 

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Gegen Ende des Lebens wird man indes mit sehr ernsten Herausforderungen konfrontiert. Ihr Mann meinte in einem Interview, dass er sich im Zuge des Films zum ersten Mal mit dem Thema Sterbehilfe auseinandergesetzt habe. Tun Sie das jetzt weiter?

Kramer: Wir reden schon immer wieder mal darüber. Für mich war das jetzt nicht so neu, weil wir uns in der Familie schon früher viel unterhalten haben. Es ist ein schwieriges Thema, aber es gibt Menschen, die unter bestimmten Umständen selbst einen würdigen Abschluss setzen wollen. Ich denke, wir sollten einfach generell viel mehr über diese Themen sprechen. Der Tod gehört zum Leben dazu. Da können wir noch so gut den Kopf in den Sand stecken. Irgendwann machen wir mit ihm Bekanntschaft. In unserer Geschichte versuchen wir zu erzählen, was passiert, wenn ein Leben nicht mehr perfekt ist, es vielleicht auch nicht mehr wird. Was bedeutet es, den Partner um diese Form der Hilfe zu bitten?

Nun soll man aber auch das Leben feiern. Wann hatten Sie zuletzt das Gefühl, dass es so richtig schön und lebenswert ist? 

Kramer: Ganz, ganz oft. Zum Beispiel als ich heute Morgen aufgestanden bin. Da schien die Sonne, ich bin zum Haus meiner Mutter hinübergegangen, habe sie abgeholt und dann sind wir draußen an einem Straßencafé gesessen und haben einen Espresso getrunken. Das war sehr schön.

Und Ihr Mann ist für solche Erfahrungen ähnlich offen wie Sie?

Kramer: Ja, natürlich.