Hamburg. Neuer Fund in Dänemark: Auf Fünen wurde ein außergewöhnlich gut erhaltenes Wikingergrab mit seltenen Grabbeigaben entdeckt.
Die Wikingerzeit war eine prägende Epoche für den skandinavischen Raum. Leider verhinderte die Zusammensetzung der sauren Böden bislang gut erhaltene Funde und damit Rückschlüsse auf den Verwandtschaftsgrad, den Gesundheitszustand und die Ernährungsweisen der Wikinger. Mit der spektakulären Entdeckung von 50 sehr gut erhaltenen Skeletten in einem Wikingergrab auf der dänischen Insel Fünen kann die Forschung zukünftig wertvolle Erkenntnisse sammeln.
Die seltenen Grabbeigaben sorgten bei den Forschern vom Museum in Odense ebenfalls für eine Überraschung. Sie sind ein weiterer eindrucksvoller Beleg für den Handel der Wikinger.
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Forscher erstaunt: Insel Fünen als Zentrum des Wikingerreiches von König Gorm
Die wikingerzeitlichen Gräber bei Åsum stammen vermutlich aus dem 10. Jahrhundert, möglicherweise aus der Ära, als König Gorm „der Alte“ und seine Königin Thyra von Jelling in Jütland aus über Dänemark herrschten. Historiker sind sich nicht einig darüber, wo genau Gorm regierte, aber allgemein wird angenommen, dass die zentrale Insel Fünen Teil seines Reiches war. Neu entdeckte Funde unterstreichen nach Meinung von Archäologen die Bedeutung dieser Region in jener Zeit.
Gorm und Thyra waren die Eltern von Harald Blauzahn, der nach Gorms Tod um 958 den Thron bestieg und nach dem der moderne Bluetooth-Standard benannt wurde. Harald rühmte sich, die Dänen zum Christentum bekehrt zu haben. Doch in dem von Gorm und Thyra regierten Wikingerreich wurden weiterhin die altnordischen Götter, wie Thor, Odin und Frey, verehrt.
Forscher entdecken Wikingerwagen und Bergkristall als wertvolle Grabbeigaben
Das Grab mit 50 sehr gut erhaltenen Skeletten ist für Dänemark außergewöhnlich. Die dortigen sauren Böden sorgen oftmals für die Zersetzung von Knochen. Eine so lange Konservierung ist von großer Bedeutung für die Forschung.
Den ersten Erkenntnissen zufolge handelt es sich bei den bestatteten Wikingern um sehr Wohlhabende, davon zeugen unter anderem die Grabbeigaben. Ein Grab zeigt zum Beispiel eine Frau, die in dem charakteristischen, wiegenartigen Bett eines Wikingerwagens bestattet wurde. Michael Borre Lundø geht davon aus, dass die Frau einst mit dem Wagen gereist war. „Sie erhielt eine schöne Glasperlenkette, einen eisernen Schlüssel, ein Messer mit einem mit Silberfäden versehenen Griff und vor allem eine kleine Glasscherbe, die als Amulett gedient haben könnte.
Weitere Funde waren eine dreilappige Schnalle aus Bronze sowie eine rote Glasperle, ein Eisenmesser und ein kleines Stück Bergkristall. Letzterer stammt vermutlich aus Norwegen und ist ein Beleg für den regen Handel der dänischen Wikinger.
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Archäologische Entdeckung eröffnet neue wissenschaftliche Erkenntnisse
„Diese Entdeckung bietet außergewöhnliche Möglichkeiten, eine Vielzahl wissenschaftlicher Analysen durchzuführen, die mehr über den allgemeinen Gesundheitszustand, die Ernährung und die Herkunft der Bestatteten verraten können. Die Analysen könnten sogar Aufschluss darüber geben, ob die begrabenen Wikinger miteinander verwandt waren, was besonders bedeutsam wäre, da dies bei ähnlichen Gräbern noch nie untersucht wurde“ heißt es in der Erklärung, die vom Museum in Odense und den Forschern rund um Michael Borre Lundø veröffentlicht wurde.