Berlin. Eine Bank über einen Tunnel ausrauben – kann klappen, wie diese aufsehenerregenden Raubzüge beweisen. Nicht immer wurden die Täter gefasst.

Immer wieder vollbringen Kriminelle Coups, die selbst hartgesottene Ermittler in Erstaunen versetzen. Doch während die meisten schnell wieder in Vergessenheit geraten, gibt es einige wenige Fälle, die aufgrund ihres spektakulären Tathergangs und eines besonders großen Medienechos über Jahrzehnte im Gedächtnis bleiben. Wir tauchen ein in die (Unter-)Welt des Verbrechens und stellen Ihnen fünf der spektakulärsten Raubüberfälle vor, die die Bundesrepublik je gesehen hat.

1. Banküberfall in Berlin-Zehlendorf, 1995

Mit „Die Tunnelgangster von Berlin“ strahlte der Fernsehsender RTL im März 1996 einen Film aus, wie er aktueller kaum hätte sein können. Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit, die als einer der spektakulärsten Raubüberfälle Deutschlands in die Geschichte einging: der Banküberfall im Berliner Stadtteil Zehlendorf am 27. Juni 1995.

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Vier maskierte Männer überfielen an diesem Tag eine Filiale der Commerzbank im Berliner Südwesten, nahmen 16 Geiseln und forderten 17 Millionen Mark Lösegeld. Die Polizei umstellte das Gebäude und übergab 5,62 Millionen Mark – in der Hoffnung, einige Geiseln freizubekommen. Das Kuriose: Die Täter forderten, dass sich die Beamten nur in Badekleidung der Bank nähern sollten.

Was die Behörden nicht wussten: Die Geiselnahme war nur ein Ablenkungsmanöver. Die Täter hatten monatelang zwei insgesamt 70 Meter lange Tunnel von einer nahe gelegenen Garage zur Bank gegraben. Während der 18-stündigen „Geiselnahme“ brachen sie 207 Schließfächer auf und entkamen schließlich unbemerkt durch ihr Tunnelsystem mit einer geschätzten Beute von 16,3 Millionen Mark.

Beamte der Berliner Polizei stehen am 27. Juni 1995 nahe der überfallenen Commerzbank in Zehlendorf. (Archivfoto)
Am 27. Juni 1995 stehen Polizeibeamte, zum Teil mit schusssicheren Westen, in der Nähe der überfallenen Commerzbank in Berlin-Zehlendorf auf der Straße. © picture-alliance/ ZB | Bernd Settnik

Dank akribischer Ermittlungsarbeit konnten innerhalb weniger Wochen sechs der elf Bandenmitglieder festgenommen werden. Sie wurden zu Haftstrafen zwischen sechs und 13 Jahren verurteilt. Von der Beute wurden 5,3 Millionen Mark sichergestellt.

2. Überfall auf einen Geldtransporter in Frankfurt, 2002

Am 25. Februar 2002 überfielen drei Männer aus dem Frankfurter Stadtteil Nied einen Geldtransporter und erbeuteten 8,6 Millionen Euro. Der Zeitpunkt war günstig, denn wegen der Währungsumstellung von D-Mark auf Euro wurden damals große Mengen Bargeld transportiert.

Einer der Täter saß als Aushilfe am Steuer des Geldtransporters, in dem sich 17 Millionen Euro in neuen Banknoten befanden. Gegen 8.50 Uhr hielt er unter einem Vorwand auf einem Parkplatz an. Dort bedrohte er seinen 41-jährigen Beifahrer mit einer Pistole, fesselte ihn und sperrte ihn in den Laderaum. Dann ließ er seine Komplizen einsteigen. Zusammen fuhren sie zu einer zuvor angemieteten Tiefgarage in Nied, wo sie einen Teil des Geldes in ein anderes Fahrzeug umluden. 

Die Täter konnten zunächst entkommen, hinterließen jedoch zahlreiche Spuren, die es der Polizei ermöglichten, sie schnell zu identifizieren. In den folgenden Monaten wurden die Haupttäter und mehrere Helfer in verschiedenen Ländern festgenommen. Von der Beute sind bis heute rund fünf Millionen Euro verschwunden.

3. Bankeinbruch in Berlin-Steglitz, 2013

Schon wieder im Berliner Südwesten, schon wieder eine Bank, schon wieder ein Tunnel: Für viele ist der Bankeinbruch vom 14. Januar 2013 in Berlin-Steglitz eine Art Neuauflage des Vorfalls in Berlin-Zehlendorf, der sich rund 18 Jahre zuvor ereignet hatte. Doch wie genau lief der Coup ab?

Unbekannte Täter gruben über ein Jahr lang einen 45 Meter langen Tunnel von einer Tiefgarage zum Tresorraum einer Volksbank-Filiale. Aus rund 300 Schließfächern wurden Wertsachen im Wert von neun bis zehn Millionen Euro gestohlen. Die Täter gingen äußerst professionell vor: Sie mieteten unter falschem Namen ein Bankschließfach und einen Tiefgaragenplatz an, gruben sich unbemerkt durch den Untergrund und stabilisierten ihren Tunnel mit Brettern. Schließlich legten sie Feuer in der Bank, um ihre Spuren zu verwischen. 

Über ein Jahr lang hatten die unbekannten Täter den 45 Meter langen Tunnel gegraben, durch den sie im Januar 2013 in den Tresorraum einer Berliner Volksbank-Filiale eindrangen.
Über ein Jahr lang hatten die unbekannten Täter den 45 Meter langen Tunnel gegraben, durch den sie im Januar 2013 in den Tresorraum einer Berliner Volksbank-Filiale eindrangen. © imago stock&people | IMAGO stock

Trotz intensiver Ermittlungen, einer Belohnung in fünfstelliger Höhe und einem Auftritt in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ konnten die Täter nicht ausfindig gemacht werden. Die Ermittlungen verliefen im Sande – und der Fall verjährte nach zehn Jahren im Januar 2023.

4. Diebstahl einer Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum, 2017

Sie ist 100 Kilogramm schwer, einen halben Meter hoch und hat einen Wert von rund 3,7 Millionen Euro: Die „Big Maple Leaf“, die 2007 von der kanadischen Münzprägeanstalt in einer Auflage von sechs Stück hergestellt wurde, gehört zu den größten Goldmünzen der Welt. Eines der Exemplare wurde dem Berliner Bode-Museum 2010 von einem Düsseldorfer Kunstsammler als Leihgabe überlassen – ein Fehler, wie sich später herausstellte.

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In der Nacht zum 27. März 2017 näherten sich drei maskierte Männer über eine nahe gelegene S-Bahn-Trasse dem Bode-Museum. Ihr Ziel: ein nicht alarmgesichertes Fenster im dritten Stock des Gebäudes, das sie mithilfe einer Leiter erreichen konnten. Im Museum zerstörten die Täter die kugelsichere Vitrine, hinter der sich die „Big Maple Leaf“ befand, und transportierten ihre Beute mit einer Schubkarre ab.

Goldmünze
Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze „Big Maple Leaf“ wurde 2017 aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen. © picture alliance/dpa | Marcel Mettelsiefen

Einige Monate nach der Tat nahmen die Behörden vier Verdächtige fest, drei davon Mitglieder einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie. Ein vierter Beschuldigter arbeitete als Wachmann im Museum und soll Insiderinformationen geliefert haben. Im Februar 2020 verurteilte das Berliner Landgericht drei der Angeklagten zu mehrjährigen Haftstrafen, darunter auch den ehemaligen Wachmann. Der vierte Angeklagte wurde freigesprochen. Die Goldmünze, die bis heute unauffindbar ist, wurde nach Einschätzung der Ermittler vermutlich eingeschmolzen.

5. Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden, 2019

Am frühen Morgen des 25. November 2019 drangen mehrere Männer durch ein präpariertes Fenstergitter in das Historische Grüne Gewölbe in Dresden ein. In der Schatzkammer zerstörten sie mit einer Axt eine Vitrine und erbeuteten so innerhalb weniger Minuten 21 historische Diamant- und Brillantschmuckstücke aus dem 18. Jahrhundert. Geschätzter Gesamtwert der Beute: 116,8 Millionen Euro. Das Sicherheitspersonal konnte den Einbruch live auf seinen Monitoren verfolgen, durfte aber aufgrund von Vorschriften nicht selbst eingreifen. Statt Alarm auszulösen, riefen die Mitarbeiter telefonisch die Polizei.

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Die Ermittlungen führten erneut in die Kreise der Berliner Großfamilie, die bereits mit dem Diebstahl der „Big Maple Leaf“ in Verbindung gebracht worden war. Bis August 2021 wurden sechs Hauptverdächtige festgenommen, von denen fünf im Mai 2023 zu Freiheitsstrafen zwischen vier Jahren und vier Monaten sowie sechs Jahren und drei Monaten verurteilt wurden. Für den fünften Angeklagten wurde Freispruch gefordert.

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Ein Großteil der Beute war bereits Ende 2022 von den Clanmitgliedern in teilweise desolatem Zustand zurückgegeben worden. Der Rest, so vermuten Experten, wurde zerstückelt, umgeschliffen und verkauft.