Berlin. Wurde die erste Pyramide in Ägypten mit gigantischen hydraulischen Aufzügen gebaut? Die „bahnbrechende Entdeckung“ ist umstritten.

Wie konnten die Alten Ägypter vor Tausenden von Jahren ihre gewaltigen Pyramiden errichten? In der Archäologie gibt es seit jeher Diskussionen über die verwendete Technik und das außergewöhnliche Wissen, über das die altertümlichen Ingenieure verfügten. Eine neue Studie will nun bewiesen haben, dass die Ägypter sogar einen hydraulischen Aufzug für den Bau ihrer Pyramiden verwendeten. In der Fachwelt gilt diese Theorie allerdings als umstritten.

Die in der Online-Fachzeitschrift „PLOS One“ veröffentlichte Studie legt nahe, dass ein solcher Aufzug beim Bau der ersten Pyramide eingesetzt wurde. Die Stufenpyramide von Djoser wurde etwa 2670 v. Chr. errichtet und gilt als älteste Pyramide von Ägypten. Die französischen Wissenschaftler aus dem „CEA Paleotechnic Institute“ in Frankreich glauben, dass die Ägypter beim Bau die Kraft des Nils zu ihrem Vorteil nutzten.

Pyramide von Djoser: Hydraulischer Lift sei „bahnbrechende Entdeckung“

Die 62 Meter hohe Pyramide besteht aus rund 330.400 Kubikmetern Stein und Lehm. Ein heute ausgetrockneter Arm des Nils verlief vor Tausenden Jahren in der Nähe des Bauwerks, das den Mittelpunkt der altägyptischen Nekropole Sakkara am westlichen Nilufer bildet.

Die Forscher vermuten, dass ein moderner „hydraulischer Aufzug“, bestehend aus einem Damm, einer Wasseraufbereitungsanlage und einem hydraulischen Lastenaufzug, vom Nil angetrieben wurde. Das nahegelegene Steingebäude Gisr el-Mudir (arabisch für „Residenz des Herrschers“) soll als Sediment- und Wasserauffangbecken gedient haben.

Es sei eine bahnbrechende Entdeckung, sagte Xavier Landreau, Co-Autor der Studie. „Diese Arbeit eröffnet einen neuen Forschungszweig: die Nutzung der Wasserkraft zur Errichtung der gewaltigen Bauwerke der Pharaonen.“ Damit das wasserbetriebene System funktionieren konnte, sei Wasser aus dem Nil zu einem zwei Kilometer langen Damm geleitet worden. Der Damm habe das Wasser gefiltert, bevor es zu einer Aufbereitungsanlage namens „Deep Trench“ geleitet worden sei. Diese Anlage enthielt demnach offenbar mehrere Becken, in denen sich Sedimente absetzen konnten, um Verstopfungen zu vermeiden.

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Archäologie: Forscher äußern Kritik an der Studie – keine Ägyptologen oder Archäologen beteiligt

Von dort habe eine Reihe unterirdischer Leitungen das Wasser 28 Meter unter die Pyramide zu einem wasserbetriebenen Aufzug geleitet. Die Kraft des Wassers in einem zentralen Schacht habe die schweren Baumaterialien nach oben befördert. „Die antiken Architekten hoben die Steine im Zentrum der Pyramide wahrscheinlich vulkanartig an, indem sie das sedimentfreie Wasser aus dem südlichen Abschnitt des Trockengrabens nutzten“, heißt es in der Studie.

„Der hydraulische Hebemechanismus scheint für den Steinbau revolutionär und hat in unserer Zivilisation keine Parallele“, schreiben die Forscher. Es stelle sich nun die Frage, ob weitere Pyramiden des Alten Ägyptens nach ähnlichen, möglicherweise verbesserten Verfahren gebaut wurden.

Allerdings sind nicht alle Experten von dieser Theorie überzeugt. Julia Budka, Archäologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, äußerte gegenüber „Live Science“ Bedenken dahingehend, dass keine Ägyptologen oder Archäologen direkt an der Studie beteiligt waren. „Wissenschaftlich ist ihre Hypothese überhaupt nicht bewiesen“, sagte Budka. Sie betonte die Notwendigkeit weiterer geologischer Untersuchungen und Probenanalysen, um die vorgeschlagene Theorie zu verifizieren, was allerdings auch in der Studie erwähnt wird. Ob die alten Ägypter beim Bau der Pyramide von Djoser tatsächlich ein hydraulisches Hebesystem verwendet haben, bleibt daher Gegenstand der Forschung.

Djoser-Pyramide ist ältestes erhaltenes Steinmonument

Die Djoser-Pyramide wird auch Stufenpyramide von Saqqara genannt und wurde um 2670 v. Chr. unter Pharao Djoser erbaut. Sie diente dem Pharao als Grabstätte und symbolisierte den Übergang ins Jenseits.

Die Pyramide besteht aus sechs übereinander liegenden Stufen. Sie wurde vom berühmten Baumeister Imhotep entworfen und spiegelt sowohl den religiösen Glauben als auch die politische Macht des Königs wider. Sie gilt als das älteste erhaltene Steinmonument. Historisch gesehen wurde sie am Beginn des Alten Reiches erbaut, einer Epoche großen kulturellen und technologischen Fortschritts.