Berlin/Paris. Vier Stunden dauerte die Olympia-Eröffnung, genauso lange redeten die ARD-Moderatoren. Tom Bartels irritierte die Zuschauer besonders.
Die ARD hat gut lachen – und trotzdem Ärger. Einerseits: Im Schnitt verfolgten mehr als 10 Millionen Menschen am Freitag die rund vier Stunden dauernde Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2024 in Paris. Der Marktanteil lag bei 45,7 Prozent des Gesamtpublikums, im linearen Fernsehen sogar bei 53,3. Das ist beachtlich, bessere Werte fuhren nur die Spiele von Athen ein, mit 12,95 Millionen Zuschauerinnen. Das war 2004.
Andererseits leistete sich das Moderatoren-Duo, bestehend aus Tom Bartels (58) und Friederike Hofmann (42), einen dicken Fauxpas – über die gesamte Übertragung hinweg nervten beiden die Zuschauer mit einem schier endlosen Redeschwall. Dabei präsentierten sie mal Wikipedia-Fakten, mal beschrieben sie, was ohnehin zu sehen war (der Regen, der Regen), mal fielen sie sich gegenseitig ins Wort und wollten selbst beim Aufritt von Pop-Superstar Lady Gaga nicht Ruhe geben.
Eine Userin fasste die Kritik an den ARD-Leuten so zusammen: „Liebe Sportschau, könnt ihr bitte Tom Bartels und Friederike Hofmann sagen, dass sie nicht alles erklären müssen und ständig über die wunderbare Show drüberquatschen. Es nervt unfassbar und ist einfach unhöflich. Danke!“ Der Blick in die X-Trends zeigt am Samstag, dass dieses Feedback noch zu dem freundlicher formulierten gehört. In dem sozialen Netzwerk hagelt es teils wüste Beschimpfungen.
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liebe @sportschau, könnt ihr bitte Tom Bartels und Friederike Hofmann sagen, dass sie nicht alles erklären müssen und ständig über die wunderbare Show drüberquatschen. Es nervt unfassbar und ist einfach unhöflich. Danke! #Olympic2024 #OpeningCeremony
— Theresa Heinewald (@THeinewald) July 26, 2024
Bartels verteidigt sich gegen Kritik: „Bestes gegeben“
Dazu kommt, dass Bartels ganz offensichtlich schlechter vorbereitet war, als seine Kollegin, damit aber reichlich schlecht umzugehen wusste. Augenfällig, beziehungsweise ohrenfällig, wurde ersteres ausgerechnet in dem Moment, da die beiden Franzosen Marie-Jóse Pérec und Teddy Riner das olympische Feuer entzündeten. Bartels, eigentlich ein erfahrener Live-Reporter, hatte schlicht den Namen der ehemaligen Top-Leichtathletin Pérec nicht parat und fragte, bei angeschaltetem Mikro, seine Kollegen im Übertragungsraum: „Who is this girl? Who is this girl? You know it?“ (dt.: „Wer ist das Mädchen? Wisst ihr es?“). Dazu muss man wissen: Pérec ist wahrlich kein Mädchen mehr – die dreifache Olympiasiegerin ist 56 Jahre alt.
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Der 58-Jährige verteidigte die Szene und berief sich auf das schlechte Wetter und die Arbeitsbedingungen vor Ort. „Ich kenne sie natürlich, aber wir hockten da vier Stunden unter einer Plane und haben kaum was erkannt“, erklärte Bartels der „Bild“-Zeitung. Pérec sei nur kurz von hinten zu sehen gewesen und es habe „entgegen unserer Erwartungen“, keine Namenseinblendungen gegeben. Auch seine Kollegen seien sich unsicher gewesen. „Der Ungar fragte den Schweden, der Schwede den Amerikaner und so weiter.“ Bartels gibt sich gelassen: „Ich bin 30 Jahre im Geschäft, es gibt keine Übertragung, bei der es keine Kritik gibt.“ Dem einen rede man zu viel, dem anderen zu wenig. Er habe sein Bestes gegeben, sagte er der „Bild“.
Bartels handelt sich schweren Vorwurf ein
Für Kritik sorgte allerdings auch, dass Bartels es immer ein bisschen besser wissen wollte als seine Kollegin Hofmann. Als die etwa beim Fackellauf den Basketballspieler Tony Parker erkannt hatte, da giftete Bartels höhnisch: „Kennst dich aus, Friederike!“ Zu anderer Gelegenheit unterstellte er der Frankreich-Korrespondentin Hofmann: „Liebe Friederike, das wirst du jetzt nicht 1:1 wissen“.
Puh, schwerer Mansplaining-Anfall von Tom #Bartels Richtung Co-Kommentatorin Friederike Hofmann: „Liebe Friederike, das wirst du jetzt nicht 1:1 wissen.“ #Paris2024 #Olympics
— Tim Sönder (@TSnder) July 26, 2024
Die Feststellung vieler Nutzerinnen und Nutzer bei X: Bartels betreibe sogenanntes Mansplaining (dt.: etwa „Herrklären“), also bevormundendes zur Schau stellen von (Halb-)Wissen oder ungefragtes Erteilen von Ratschlägen seitens (älterer) Herren, meist gegenüber (jüngeren) weiblichen Gesprächspartnern. Von „dummem Gelaber und Mansplaining“ ist in dem sozialen Netzwerk die Rede, eine Userin vergibt gar „erstes Gold für Deutschland: Tom Bartels, Mansplaining Schwergewicht.“
Den Vorwurf, besserwisserisch gegenüber Kolleginnen aufzutreten, handelt sich Bartels indessen nicht zum ersten Mal ein. Bei der Übertragung des EM-Spiels Spanien gegen Georgien bei der Europameisterschaft kommentiere der 58-Jährige im Duo mit einer Frau, in diesem Fall Almuth Schult. Auch hier beobachteten X-User, dass sich Bartels der Kollegin gegenüber bevormundend verhielt. „Ganz schlimmer Fall von Mansplaining und das sag ich als Mann. Ganz unangenehm!“, hieß es da etwa.