Berlin. 99942 Apophis sorgt für Aufregung. Der Asteroid birgt eine große Chance – und könnte einen Freitag, den 13., zum Schicksalstag machen.

Auf der Erde sind 32.000 Kilometer eine weite Entfernung. Wer auf direktem Weg von Kopenhagen nach Sydney und wieder zurück fliegt, legt etwa die gleiche Strecke zurück. In Weltraummaßstäben hingegen ist diese Entfernung ein Katzensprung. Um zum Mond zu kommen, legen Astronauten mehr als die zehnfache Strecke zurück. Der Mars, der bereits von Raumsonden besucht wurde, ist fast 251 Millionen Kilometer entfernt.

Kein Wunder also, dass Forscher besonderes Interesse an 99942 Apophis zeigen. Dabei handelt es sich um einen XXL-Asteroiden, mit einem Durchmesser von rund 375 Metern. Damit ist er länger als ein Kreuzfahrtschiff und höher als der Pariser Eiffelturm (330 Meter).

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Der riesige Himmelskörper soll am 13. April 2029 in 32.000 Kilometern Abstand an der Erde vorbeirasen. „Wenn der Himmel klar ist, sollten Sie ihn mit bloßem Auge sehen können“, kündigt Holger Krag, Leiter des Raumfahrtsicherheitsprogramms der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) an. Dass dieses Datum auf einen Freitag fällt, ist offenbar kein schlechtes Omen. Denn eine Kollision mit der Erde ist Experten zufolge nicht zu befürchten.

Weltraum-Experte: Natur übernimmt Experimente für uns

Von Interesse ist 99942 Apophis noch aus einem anderen Grund: Die ESA hat angekündigt, das Weltraumgestein genauer unter die Lupe nehmen zu wollen. „Zum ersten Mal überhaupt bringt die Natur einen solchen Stein zu uns“, erklärte Patrick Michel, Forschungsdirektor des französischen nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung. Beobachten will die ESA das Naturschauspiel aus einem Raumschiff heraus, das den Namen Ramses (Akronym für „Rapid Apophis Mission for Space Safety“) tragen wird und im April 2028 starten soll.

Die Vorbereitungen sind bereits gestartet, endgültig bestätigt wird die Mission aber erst im November 2025. Ziel der geplanten Untersuchungen ist es, mehr über die Zusammensetzung und das Verhalten von Asteroiden zu erfahren. Dabei spielt die Natur den Forschern direkt in die Karten: „Wir müssen nur beobachten, wie Apophis durch starke Gezeitenkräfte gedehnt und gequetscht wird, was Erdrutsche und andere Störungen auslösen und neues Material unter der Oberfläche zum Vorschein bringen könnte.“

Die Erkenntnisse sollen auch der Sicherheit künftiger Generationen dienen. Zwar schließen Forscher für die nächsten 100 Jahre aus, dass ein Asteroid die Erde treffen könnte, sollte es irgendwann aber dazu kommen, hilft es, möglichst viel über den Fremdkörper zu wissen. Apophis ist die perfekte Chance, um dieses Wissen zu erlangen. Astronomen gehen davon aus, dass ein so großer Asteroid nur alle 5000 bis 10.000 Jahre so nah an die Erde herankommt.

Mission könnte zukünftige Asteroideneinschläge verhindern

Sollte ein Asteroid gefährlich nah an unseren Planeten kommt, ist die Ramses-Mission ein idealer Testlauf, erklärt Richard Moissl, Chef des Büros für planetare Verteidigung der ESA: „Ramses wird zeigen, dass die Menschheit innerhalb weniger Jahre eine Aufklärungsmission zu einem ankommenden Asteroiden starten kann“.

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Sollte ein gefährlicher Asteroid auf die Erde zurasen, wäre das Vorgehen laut Moissl ähnlich. „Zunächst würde eine Aufklärungsmission gestartet, um die Umlaufbahn und die Struktur des eintreffenden Asteroiden zu analysieren“, erklärt der Experte. „Die Ergebnisse würden genutzt, um festzustellen, wie der Asteroid am besten umgelenkt werden kann oder um Nicht-Einschläge auszuschließen, bevor eine teure Abwehrmission entwickelt wird.“

ESA und Nasa forschen bereits an der Abwehr von Asteroiden

Auch eine andere ESA-Mission ist mit diesem Forschungsbereich befasst. Der Satellit Hera startet im Oktober in Richtung des Asteroidensystems Didymos. Dieses war bereits 2022 Ziel der Nasa-Mission Dart, bei der der Abstand der beiden Asteroiden im System durch ein Raumschiff künstlich verändert wurde. Hera soll die Ergebnisse dieses Experiments evaluieren. Gemeinsam könnten Hera und Ramses also nicht nur spannende Informationen darüber liefern, wie Asteroiden zusammengesetzt sind, sondern auch, wie man ihre Flugbahn manipulieren kann.

Hera ESA
Der Hera-Satellit soll bereits erste Erkenntnisse über die Abwehr von Asteroiden liefern. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Mischa Schoemaker

Der Einschlag eines Asteroiden könnte verheerend sein, wie die Astronomin Monica Grady von der englischen Open University gegenüber dem britischen „Guardian“ erklärte: „Wir glauben, dass dies vor 65 Millionen Jahren geschah, als die Dinosaurier ausgerottet wurden.“

Auch die Nasa will Apophis einen Besuch abstatten. Dazu soll die gleiche Sonde genutzt werden, mit dem es der amerikanischen Raumfahrtbehörde bereits 2023 gelungen war, Teile eines Asteroiden zur Erde zu bringen. Die Probe wurde damals von der Sonde „Osiris Rex“ aus rund 102.000 Kilometern Höhe abgeworfen und landete dank eines Hitzeschildes und Fallschirmen sicher in der Wüste von Utah. Allerdings handelte sich die Nasa Spott dafür ein, dass es ihr knapp vier Monate lang nicht gelang, den Behälter mit den Proben zu öffnen.