Berlin. An Weihnachten feiern Christen die Geburt Jesu. Doch wurde dieser wirklich Ende Dezember geboren? Das sagt die Wissenschaft.

  • Weihnachten ist für Christen ein besonders Fest, gefeiert wird die Geburt ihres Heilands
  • Doch längst ist umstritten, ob Jesus Christus wirklich Ende Dezember im Jahre 0 zur Welt kam
  • Doch warum wird dann genau zu diesem Datum gefeiert? Die Antwort ist kompliziert

Jedes Jahr feiern Milliarden Menschen Weihnachten. Für viele ist es die wichtigste Tradition des Jahres, mit Familie und Freunden ein paar besinnliche Tage zu verbringen, ganz ohne gläubige Christen zu sein. Doch Krippenspiel, Kirchenbesuch und Weihnachtslieder erinnern uns daran, dass es ursprünglich einmal um jemand anderes ging. An Weihnachten soll im Christentum die Geburt von Jesus Christus gefeiert werden. Doch Forscher zweifeln: Jesus sei höchstwahrscheinlich an einem ganz anderen Tag geboren worden. Selbst das Geburtsjahr ist umstritten.

Dass ein Jesus von Nazareth wirklich existiert hat, wird mittlerweile von einem Großteil der Bibelforscher und Historiker angenommen. So gebe es sowohl jüdische als auch römische Quellen, die auf einen Prediger namens Jesus verweisen, der zur Zeit der römischen Besatzung in Judäa, dem heutigen Westjordanland, lebte. Doch die wichtigsten Hinweise darauf, wann Jesus geboren wurde, liefern immer noch die vier Evangelien der Bibel.

Das Mysterium um Jesu Christus Geburtsjahr entschlüsselt

Schonmal nicht im Jahre 0. Denn das gibt es in der christlichen Zeitrechnung gar nicht. Als sie der römische Mönch Dionysius Exiguus im 6. Jahrhundert n. Chr. erfand, war die Zahl Null in Europa unbekannt. Dem Jahr 1 vor Christus folgt also das Jahr 1 nach Christus, ganz ohne Jahr 0. Brachte Maria also das Jesuskind im Jahre 1 n. Chr. zur Welt?

In einem Beitrag des Forschungsblogs „Wortmelder“ setzt sich Kai Brodersen, Professor für Antike Kultur an der Uni Erfurt, mit den verschiedenen Versionen der Evangelien zur Weihnachtsgeschichte auseinander. So fällt im Matthäus-Evangelium die Geburt Jesu in die Herrschaftszeit von König Herodes, den die Römer in Judäa eingesetzt hatten. Doch König Herodes starb bereits im Frühjahr 4. v. Chr., vier Jahre vor der vermeintlichen Geburt Jesu. Wenn man der Überlieferung aus dem Matthäus-Evangelium glauben mag, müsse die Geburt Jesu also allerspätestens ins Frühjahr 4. v. Chr. datiert werden, so Prof. Dr. Brodersen.

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Der Stern von Bethlehem: Ein leuchtendes Symbol, das die Weisen zu Jesu Geburt führte und bis heute Fragen über seine wahre Natur aufwirft. © picture alliance / imageBROKER | Dmitry Rukhlenko

Geburtsjahr von Jesus: So schwierig ist die Suche nach einer Jahreszahl

Das Lukas-Evangelium erwähnt ein anderes historisches Ereignis, das mit der Geburt Jesu zusammenfällt. Nach den 30 Jahren Regierungszeit von Herodes, folgte ihm sein Sohn Herodes Archelaos. Der verhielt sich wohl so ruchlos, dass er schon bald von den Römern abgesetzt und ganz Judäa in eine römische Provinz verwandelt wurde.

Der römische Statthalter der benachbarten syrischen Provinz, Publius Sulpicius Quiriniu, erhielt sodann 6. n. Chr. den Auftrag, in Judäa die Eintragung von Grundbesitz in Steuerlisten durchzusetzen. Auf diesen Verwaltungsakt bezieht sich die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium. Jesus könnte demnach frühestens 6 n. Chr. geboren worden sein.

Zwischen dem Weihnachten im Matthäus-Evangelium und dem im Lukas-Evangelium liegt mindestens ein Jahrzehnt. Doch nimmt man andere historische Indizien wie die Amtszeiten von Kaiser Augustus und Tiberius hinzu, sei es wahrscheinlicher, dass Jesus vor dem Jahr 4 v. Chr. geboren wurde, schreibt Prof. Dr. Kai Brodersen. Eine genaue Datierung bleibe jedoch durch die uneinheitlichen Zeitrechnungen in der Antike schwierig.

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Ein Fest voller Geheimnisse: Die Suche nach dem wahren Geburtsdatum

Wurde Jesus wenigstens im Dezember geboren? Hier fällt die Antwort eindeutiger aus. Dass Jesus Geburt auf den 25. Dezember fällt, ist wohl eine bloße Fabrikation der Kirche. Der Ursprung von Weihnachten liegt wahrscheinlich im Wintersonnenwendenfest, das schon in der Antike um den 21. Dezember herum begangen wurde.

Doch das heidnische Fest war der frühen römischen Kirche ein Dorn im Auge. Ungefähr 400 Jahre nach der Geburt Jesu verboten die Kirchenoberen die Bräuche – nur ohne großen Erfolg. Deshalb widmete man das Fest einfach um: Statt einem Sonnengott zu huldigen, gedachte man der Geburt Jesu.

In welchem Monat oder an welchem Tag Jesus wirklich geboren wurde, ist noch weitaus schwieriger zu ermitteln. Eine der wahrscheinlicheren Theorien ist, dass Jesus im Herbst geboren wurde. Denn als Josef und die hochschwangere Maria nach Betlehem kamen, waren sie auf dem Weg zu einer Volkszählung. Solche wurden zu jener Zeit üblicherweise im Herbst nach der Ernte abgehalten – also in den Monaten September oder Oktober.