Flums. Einige Minuten züngeln die Flammen recht harmlos, bis sie den Tank erreichen, der mit gerade mal sechs Litern Benzin gefüllt ist. Die Folgen sind gewaltig: Nur Sekunden dauert es, bis dicker schwarzer Rauch den Tunnel ausfüllt. Im Ernstfall würde dies höchste Lebensgefahr für alle bedeuten, die sich darin befinden.


Es ist nur ein Test. Im Versuchsstollen Hagerbach nahe dem Schweizer Ort Flums setzen Ingenieure von Siemens regelmäßig Auto-Attrappen in Brand, um ihre Fibro-Laser-Überwachungstechnik weiterzuentwickeln und Tunnelbetreibern aus aller Welt vorzuführen.


Dabei wird an der Tunneldecke ein Sensorkabel verlegt, das als Lichtwellenleiter arbeitet. Mittels Elektronik und Software lässt sich das bis zu vier Kilometer lange Kabel in bis zu 128 Abschnitte unterteilen. Wenn es in einem dieser Sensorabschnitte wärmer wird, als es die Programmierung vorsieht, wird an eine Zentrale nicht nur gemeldet, dass es im Tunnel brennt, sondern auch wo genau, mit welcher Intensität und in welche Richtung.


Für neue Tunnelbauten werden solche Systeme in Europa inzwischen vom Gesetzgeber vorgeschrieben, sagt Siemens-Tunnel-Experte Manfred Mägerle. Aber die meisten Betreiber zahlloser Alt-Tunnel mit zum Teil bedenklichen Sicherheitsstandards können sich aus Kostengründen zum Nachrüsten nicht entschließen.


Wie man sich bei Siemens einen supersicheren Tunnel vorstellt, ist nicht in Europa, sondern in der Türkei zu besichtigen. In dem 3,8 Kilometer langen Nefise-Akçelik-Tunnel werden zum Beispiel Fahrzeuge erkannt, die anhalten, wenden oder auch nur plötzlich ihre Geschwindigkeit verändern. Der Siemens-Verkehrsleittechnik entgehen auch Fußgänger, Fremdkörper auf der Fahrbahn und Rauch nicht. Alle 100 Meter sind Schaumlöscher angebracht und Brandschutzräume eingerichtet.


Die Betreiber des Schweizer Versuchsstollens wissen am besten, wie sich Autofahrer bei Feuer im Tunnel verhalten sollen: sofort das Fahrzeug verlassen, den Schlüssel stecken lassen und einen Fluchtraum aufsuchen. Ganz falsch wäre es, im Fahrzeug auf Hilfe zu warten.


Wer glaubt, diese Ratschläge würden etwa so selten gebraucht wie die Sicherheitshinweise in Flugzeugen, irrt: Allein im Schweizer Gotthard-Tunnel brennt es pro Jahr zwischen vier- und zehnmal.