Lauenbrück/Rotenburg. Im Kreis Rotenburg war eine Regionalbahn liegengeblieben. Züge krachten zusammen. Jetzt gibt es erste Details aus dem Untersuchungsbericht.
Mit einem ohrenbetäubenden Knall stießen vor einem Jahr im November 2023 zwei Züge im Bahnhof Lauenbrück im Landkreis Rotenburg (Wümme) zusammen.
Der ICE 615 mit rund 500 Passagieren an Bord kollidierte mit einem leeren Regionalzug (wir berichteten ausgiebig). Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Der Sachschaden belief sich auf 2,8 Millionen Euro. Ein Jahr nach dem Unglück veröffentlichte die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung erste Erkenntnisse aus den laufenden Ermittlungen.
Sonderzug „DbZ 24259“ kam außerplanmäßig im Bahnhof Lauenbrück zum Stehen
Der ohne Passagiere fahrende Sonderzug „DbZ 24259“ kam laut des Berichts aufgrund einer Bremsstörung außerplanmäßig im Bahnhof Lauenbrück zum Stehen. Der Triebfahrzeugführer informierte die zuständige Fahrdienstleiterin per Bahn-Funk über den Vorfall. In einem weiteren Gespräch meldete er ihr die Betätigung der Sandstreueinrichtung.
Die Sandstreueinrichtung wird bei Zügen eingesetzt, um die Haftreibung zwischen Rad und Schiene zu erhöhen. Das Aufbringen von Sand vor die Räder verbessert die Bremswirkung und verhindert ein Durchrutschen.
Der ICE 615 befand sich zu diesem Zeitpunkt auf der Fahrt von Hamburg-Altona in Richtung Bremen mit dem Fahrziel München. Die Bundespolizei teilte bereits kurz nach dem Unfall mit, dass dem ICE-Lokführer eine Weichenquerung angekündigt worden war. Er bremste daraufhin den Zug auf 80 Kilometer pro Stunde ab.
Züge kollidierten um 16.18 Uhr mit etwa 50 Kilometern pro Stunde
Der ICE-Lokführer erkannte kurz vor dem Bahnhof Lauenbrück, dass das Heck des Diesel-Triebwagens der Regionalbahn noch zur Hälfte in die Weiche 229 ragte. Er leitete sofort eine Schnellbremsung ein. Dennoch kollidierten die Züge um 16.18 Uhr mit etwa 50 Kilometern pro Stunde.
Durch den Aufprall wurde der Sonderzug zur Seite aus dem Gleis gehoben.
„Das war großes Glück“, sagte Holger Jureczko von der Bundespolizei. „So wurde nur der Triebwagen des ICE beschädigt und nicht die Waggons.“
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Im Fokus der Ermittler steht derzeit die Kommunikation zwischen dem Triebfahrzeugführer und der Fahrdienstleiterin. „Die Untersuchung konzentriert sich gegenwärtig auf den Arbeitsablauf zwischen dem Triebfahrzeugführer und der Fahrdienstleiterin hinsichtlich Kommunikation und Maßnahmen nach dem Sanden eines Zuges“, heißt es im Bericht.
Unklar bleibt bisher, ob der Fahrdienstleiterin und dem Lokführer der Regionalbahn bewusst war, dass der Sonderzug noch teilweise in die Weiche ragte. Wann der vollständige Untersuchungsbericht abgeschlossen werden kann, ist unklar. (tjo)