Immenbeck. Pachtvertrag für Golfverein auf idyllischem Gutshof wird nicht verlängert. Welche Gründe der Eigentümer anführt.

Golfer vor dem Aus: Im kommenden Jahr werden beim Golfclub Gut Immenbeck die letzten Bälle geschlagen. Der Club verliert von 2025 an seinen Golfplatz und sein Clubhaus, dass sich im denkmalgeschützten Gutshaus der Familie Bartmer befindet. Eigentümer Moritz Bartmer hat dem Verein mitgeteilt, dass er das Pachtverhältnis mit dem Golfclub nicht verlängern wird. Ende 2024 ist also Schluss mit dem Golfspielen auf Gut Immenbeck – ausgerechnet im Jahr des 40-jährigen Bestehens des Clubs. Die 330 Mitglieder des Vereins verlieren nach vier Jahrzehnten ihre Heimat.

„Da kann man nur weinen“, sagt Kai Simon, 1. Vorsitzender des Golfclubs Gut Immenbeck. „Die Anlage ist traumhaft schön, und wir bedauern alle sehr, dass wir sie aufgeben müssen.“ Hoffnung auf eine Wende und einen möglichen Ausweg habe er nicht mehr, so Simon: „Die Sache ist ausverhandelt. Es ist eine grundsätzliche Entscheidung des Verpächters, hier kein Golfen mehr haben zu wollen.“

Eigentümer bestätigt Sichtweise im Gespräch mit dem Abendblatt

Der Eigentümer bestätigt diese Sichtweise im Gespräch mit dem Abendblatt. Der Bund habe bereits Teile des Golfplatzes als Ausgleichsfläche für das Neubauprojekt „B3 Ortsumgehung Elstorf“ erworben. „Zehn der 35 Hektar, die der Golfplatz belegt, gehen als Ausgleichsfläche an den Bund“, so Bartmer.

Im Rahmen von Eingriffen in die Natur, beispielsweise nach Ausweisung von Bau- und Gewerbegebieten oder beim Straßenbau, sind Bauträger rechtlich verpflichtet, entsprechende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen durchzuführen. Flächen dafür sind knapp und begehrt. Im Falle des Neubaus der Bundesstraße 3 muss der Bund für Kompensation sorgen.

In dem historischen Gutshaus haben die Golfer des Golfclubs Gut Immenbeck ihr Clubhaus. Das denkmalgeschützte Gebäude muss umfangreich saniert werden.
In dem historischen Gutshaus haben die Golfer des Golfclubs Gut Immenbeck ihr Clubhaus. Das denkmalgeschützte Gebäude muss umfangreich saniert werden. © HA | Sabine Lepél

Der Verkauf an den Bund verschaffe ihm wirtschaftlich mehr Sicherheit, so Bartmer. „Das Gutshaus, in dem der Golfclub sein Clubhaus hat, muss saniert werden und wird anschließend dem Golfclub nicht mehr zur Verfügung stehen“, so Bartmer. Die zu erwartenden Sanierungskosten für das historische Gebäude seien sehr hoch. „Das muss sich irgendwie tragen und das ist mit dem Golfclub meines Erachtens nach nicht möglich“, sagt der Agrar-Ingenieur, der auf dem Gut Landwirtschaft betreibt.

Eine Wohnnutzung sei einfacher umzusetzen und „wahrscheinlich auch die wirtschaftlichste Lösung“. Ein zweiter Beweggrund dafür, sich mit der Aufgabe des Golfplatzes und der Trennung vom Golfclub zu beschäftigen, sei für ihn das Thema Wasser gewesen. „Ich weiß nicht, ob es noch lange vermittelbar ist, wenn so wenig Leute so viel der knapper werdenden Ressourcen für ihren Sport verbrauchen“, meint der Landwirt.

„Für viele Mitglieder ist das hier wie eine zweite Heimat“

Der Vorstand hat die Mitglieder des Golfclubs bei einer Informationsveranstaltung in der vergangenen Woche über die Lage informiert. Diese seien sehr betroffen gewesen über die Entscheidung des Verpächters. „Für viele Mitglieder ist das hier wie eine zweite Heimat“, sagt Kai Simon. „Sie sind schockiert, dass sie diese verlieren werden und erwarten jetzt vom Vorstand, dass wir ihnen mögliche Alternativen ab 2025 präsentieren.“

Die Metallskulptur am Gutshaus hat Vereinsmitglied Dieter von Plata erstellt.
Die Metallskulptur am Gutshaus hat Vereinsmitglied Dieter von Plata erstellt. © HA | Sabine Lepél

Wegen des guten Zusammenhalts würden viele Golfer gern als Gruppe wechseln. Eine nahe liegende Möglichkeit wäre ein Beitritt zum Golfclub Daensen, der nur wenige Kilometer entfernt vom Golfclub Gut Immenbeck liegt – ebenfalls noch auf Buxtehuder Stadtgebiet.

„Ich bin hier ja nicht angetreten, um den Club abzuschließen“

Der 1. Vorsitzende hat nun die schwierige Aufgabe, sich mit der Abwicklung seines Clubs zu befassen. Als studierter Volkswirt und Steuerberater kennt sich Kai Simon zwar mit derartigen Vorgängen aus. Dennoch sei die Liquidation seines eigenen Vereins etwas, das ihm zu schaffen mache: „Ich bin hier ja nicht angetreten, um den Club abzuschließen“, sagt der Vorsitzende.

Die Voraussetzungen für einen Fortbestand seien grundsätzlich positiv gewesen, so Simon: Der Club stehe auf gesunden Beinen und verzeichne auch einen guten Mitgliederzuspruch. Auch lägen Neun-Loch-Bahnen im Trend, weil sie zeitsparender bespielt werden könnten. „Dennoch können wir uns finanziell nicht jede Pacht leisten“, so Simon. „Mit der öffentlichen Hand können wir offenbar schon gar nicht mithalten.“

Statt Verhandlung ist Kündigung des Pachtverhältnisses erfolgt

Vollmitglieder zahlen in Immenbeck nach Angaben des Vorsitzenden 1000 Euro Mitgliedsbeitrag pro Jahr bei etwa 250 Vollzahlern. Eine „Schnuppermitgliedschaft“ für ein Jahr kostet 49 Euro monatlich. Allein das Greenkeeping – also die Platzpflege – verschlinge etwa 140 000 Euro pro Saison, so Simon. Dennoch habe der gut funktionierende Club bis vor kurzem noch den Neubau eines Clubhauses mit Maschinen- und Caddyhalle angestrebt, weil die Infrastruktur der Neun-Loch-Anlage auf dem Gut Immenbeck stark sanierungsbedürftig sei, so Simon.

„Dafür hätten wir aber eine deutlich längere Laufzeit des Pachtvertrages mit etwa 25 Jahren Laufzeit benötigt“, erläutert der Vorsitzende. Doch statt Verhandlungen darüber sei die Aufkündigung des Pachtverhältnisses erfolgt. „Die Zukunftsentscheidungen wurde uns jetzt leider abgenommen“, sagt Simon.

Verpächter hat Verständnis für Verärgerung aufseiten der Golfer

Der Verpächter hat Verständnis für die Verärgerung aufseiten der Golfer, doch sein Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Clubs ist eingeschränkt: „Es hätte von mir einen langfristigen Pachtvertrag gegeben, wenn für mich klar gewesen wäre, dass der Golfclub es schafft, die Pacht zu bezahlen und ein neues Clubhaus zu finanzieren“, so Bartmer.

„Daran habe ich aber meine Zweifel.“ Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagt der Gutsherr. „Es ist eine Zwickmühle. Ich möchte das Gutshaus und den Betrieb ja erhalten und in die Zukunft führen.“

„Das bleibt Grünfläche. Eine Bebauung ist dort auch gar nicht möglich“

Die von der Straße aus sichtbaren, für das Dorf ortsbildprägenden Flächen am Gutshaus würden nicht verändert, versichert Bartmer. „Das bleibt Grünfläche. Eine Bebauung ist dort auch gar nicht möglich“. Er könne aber nicht auf den – aus dem Golfclub an ihn herangetragenen – Vorschlag eingehen und statt Flächen des Golfplatzes Teile seines Ackerland als Ausgleichsfläche verkaufen.

Auch das Uhrenhaus gehört zum Gebäude-Ensemble auf Gut Immenbeck.
Auch das Uhrenhaus gehört zum Gebäude-Ensemble auf Gut Immenbeck. © HA | Sabine Lepél

„Ackerland ist gerade hier am Hamburger Stadtrand ein äußerst knappes Gut und es gibt eine extreme Nachfrage danach. Wir Landwirte verlieren das wertvolle Land doppelt: an Neubauprojekte und an Ausgleichsmaßnahmen, die für diese Projekte erforderlich werden.“

Golfplatz erstreckt sich 35 Hektar über hügeligen Gutspark mit altem Baumbestand

Die Naturschutzbehörde hat dem Eigentümer nach dessen Angaben bestätigt, dass eine Umnutzung als Ausgleichsfläche in seinem Fall kein Problem darstellt. Der Golfplatz erstreckt sich mit seinen 35 Hektar über den hügeligen Gutspark mit einem alten Baumbestand und über eine weitläufige Geestlandschaft mit gepflegten Greens, Teichen und einer vielfältiger Bepflanzung.

Der Weg zur Driving Range an Loch 9. Dort liegen die an den Bund verkauften zehn Hektar des Golfgeländes. Sie sind als Ausgleichsflächen für die neue B3 gedacht.
Der Weg zur Driving Range an Loch 9. Dort liegen die an den Bund verkauften zehn Hektar des Golfgeländes. Sie sind als Ausgleichsflächen für die neue B3 gedacht. © HA | Sabine Lepél

Der Spielbetrieb auf dem idyllischen Gelände solle bis zum Auslaufen des Pachtvertrags am 31. Dezember 2024 wie gewohnt weitergeführt werden, sagt Kai Simon. Auch die Schnuppertage am 27. August und am 17. September sollen trotz des anstehenden Aus wie geplant stattfinden. „Wir wollen die Leute ja grundsätzlich für unseren tollen Sport begeistern“, sagt Simon.