Landkreis Harburg. Wo Babynamen in der Region dem Bundestrend folgen – und wo nicht. Und wo Eltern ihren Sohn “Dracula“ rückwärts genannt haben.

Welche Vornamen waren in der Region im Jahr 2022 für Kinder besonders beliebt? Und gibt es Unterschiede in der Namensgebung – in der Umgebung und im Vergleich zum Bundestrend?

Um diese Fragen zu beantworten, hat das Abendblatt die Standesämter im Bezirk Harburg, im Landkreis Harburg (Buchholz, Winsen), in Buxtehude, Stade und Lüneburg nach den häufigsten Erstnamen für Neugeborene gefragt. Mehrere Grafiken (unten) zeigen die Ergebnisse für die einzelnen Orte. Hier die Top-5 im Überblick:

Vornamen 2022: Vampirname „Alucard“ in Lüneburg

Die deutschlandweiten Spitzenreiter Emilia und Noah sind auch bei den Eltern vor Ort sehr gefragt. Doch sie stehen nicht überall an der Spitze. Teilweise befinden sie sich gar nicht unter den häufigsten Namen. In Buxtehude weichen die erstplatzierten Namen von der Norm ab. Hintergrund ist eine andere Zählweise.

Interessante Randnotiz, die nur für Lüneburg vorliegt: Erstmals und nur jeweils einmal vergeben wurden 2022 die männlichen Vornamen Alucard, Xwededa und Sverrir und die weiblichen Vornamen Velleda, Armenui und Saxa. Kurios: „Alucard“ ist der Name eines Charakters aus der japanischen Vampir-Manga-Serie „Hellsing“ Von hinten gelesen ergibt das: „Dracula“.

Ausschließlich in Lüneburg wählten Eltern für ihr Baby nach der Geburt das Geschlecht divers. Seit 2018 können Eltern diese Option wählen, wenn Ärzte das Kind biologisch nicht eindeutig als Junge oder Mädchen einordnen. Deutschlandweit lag die Zahl laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 bei 14 und nie höher als 17.

Muhammed und Asya im Bezirk Harburg unter den Top-5-Namen

Während im Bezirk Harburg mit Noah (17) und Mila (9) in der Region übliche Vornamen ganz oben in der Rangliste stehen, zeigt die Auswertung (insgesamt 1797 Neugeborene) auch Besonderheiten. So ist unter den Mädchen etwa der Name Asya sechsmal vertreten. Der Name ist sowohl im russischen als auch im türkischen und arabischen Sprachraum vertreten.

Bei einem Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund von rund 50 Prozent überrascht es kaum, dass die Vorlieben bei Vornamen im Bezirk Harburg vom Umland abweichen. Bei den Jungen stehen etwa die Namen Muhammed und Miran in der Hitliste:

Beliebteste Vornamen in Buchholz und Stade sind Emilia und Noah

Emilia und Noah waren im vergangenen Jahr die häufigsten Erstnamen bei neugeborenen Babys.
Emilia und Noah waren im vergangenen Jahr die häufigsten Erstnamen bei neugeborenen Babys. © Viola Lopes/dpa | Unbekannt

Sowohl in Buchholz als auch in Stade nannten Eltern ihre Babys am häufigsten Emilia und Noah und folgten damit dem bundesweiten Trend 2022. Diesen präsentiert der Vornamen-Experte Knud Bielefeld in seiner jährlichen Hitliste auf dem Portal beliebte-vornamen.de.

Eine Vornamens-Rangliste auf breiterer Datenbasis gibt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) jedes Jahr zu einem späteren Zeitpunkt bekannt.

In Buchholz teilt sich Emilia den ersten Platz mit Leni. Von insgesamt 971 Neugeborenen im Jahr 2022 bekamen jeweils zehn Mädchen die Namen Emilia und Leni. Auf Seite der Jungen fiel die Wahl 13-mal auf Noah:

Jahresrekord: Kind mit sieben Vornamen in Stade

In Stade kamen 1224 Neugeborene zur Welt. Darunter befinden sich zehn Emilias, dicht gefolgt von Mia und Nele. 13 Namensgeber entschiedenen sich jeweils für die Jungennamen Noah und Theo:

Eine Stader Besonderheit, die aus dieser Übersicht nicht herauszulesen ist: Ein Neugeborenes erhielt im Jahr 2022 ganze sieben Vornamen. Jahresrekord in der Region und zudem unüblich.

 Die Zahl der Vornamen ist in Deutschland nicht gesetzlich reglementiert, es existieren jedoch richterliche Urteile für eine Begrenzung. „Durch Rechtsprechung dürfen die Eltern zur eindeutigen Identifikation Ihres Kindes maximal fünf Vornamen erteilen“, teilt  etwa Carsten Meyer, Standesbeamter der Stadt Lüneburg, mit.

Buxtehude: Warum die Stadt bei den Top-Vornamen abweicht

In der Buxtehuder Rangliste (965 Neugeborene) finden sich die nationalen Lieblinge Noah oder Emilia nicht an der Spitze wieder. Demnach sind Marie (15), Fiete (10) und Liam (10) die beliebtesten Vornamen in Buxtehude. Emilia belegt Platz 3. Noah ist nicht im oberen Feld vertreten.

Hinweis: Das Buxtehuder Standesamt lieferte lediglich eine Zählung der Namen inklusive aller Mehrfachvornamen. Üblich ist die statistische Auswertung der Erstnamen. Die Ergebnisse sind damit nur bedingt mit anderen Ranglisten vergleichbar:

Die meisten Babys kommen in Lüneburg zur Welt

Die Stadt Lüneburg weist vor dem Bezirk Harburg die höchste Zahl von Neugeborenen in der Region auf. 1834 Babys kamen dort im Jahr 2022 zur Welt.

Emilia und Mia (jeweils 16) stehen auf Platz 1 der Mädchen. Darauf folgen Emma, Ella, Ida und Lotta. Theo (17) war der beliebteste Jungenname vor Liam, Leo, Anton, Emil, Lio und Noah:

Grafik: Beliebteste Vornamen 2022 in Lüneburg

In der Kreisstadt Winsen (Luhe) sind im vergangenen Jahr 606 Neugeborene zur Welt gekommen. Während Noah wie deutschlandweit erste Wahl war, taucht Emilia dort vergleichsweise weit hinten in der Liste auf:

So vielfältig ist Vornamensgebung in der Region

Die Hitlisten-Anführer bilden die häufigsten Vornamen, machen aber nur einen kleinen Teil des Vornamensspektrums aus. „Generell ist die Vornamensgebung vielfältig und es gibt viele Vornamen mit einer geringen Häufigkeit“, erläutert die Buxtehuder Standesbeamtin Ute Röhrs.

Wie das Beispiel Winsen zeigt, wurden die meisten Vornamen im Jahr 2022 sogar nur einmal vergeben. Fast 60 Prozent der Vornamen waren in diesem Jahr einzigartig. Die beiden beliebtesten Namen Nele und Noah machten weniger als zwei Prozent aus.

Hinweis: Die Angaben der Standesämter beziehen sich auf die Daten der Geburtskliniken. Es handelt sich also um die Vornamen aller in den Orten Neugeborenen unabhängig vom jeweiligen Wohnort. Damit gibt die Statistik lediglich einen ungefähren Überblick über die regionale Verteilung der Kindernamen.