Fleestedt. Der 73-Jährige ist ein Ehrenamtlicher, wie er im Buche steht. Er war auch schon Zweiter Vorsitzender und 50 Jahre lang Fußballobmann.

Auch wenn sie immer seltener zu finden sind, gibt es sie noch, die Ehrenamtlichen alter Schule. Sie sind sich nicht zu schade, ein Amt und damit Verantwortung zu übernehmen, einen Großteil ihrer Freizeit für Verein, Verband oder Gruppe zu investieren und den „Laden am Laufen zu halten“, wie es so schön heißt. Die Sportvereine in Deutschland mit ihren zahllosen freiwilligen Helferinnen und Helfer seien der Kitt unserer Gesellschaft, betonte jüngst wieder Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Das gilt mehr denn je in schwierigen Zeiten von Corona.

Verein mit 1700 Mitgliedern und 28 Fußballteams

Einer dieser im besten Sinne als „Vertreter der alten Schule“ geltenden Ehrenamtlichen ist Walter Hagemann aus Seevetal. In diesen Tagen blickt der 73-Jährige auf 20 Jahre als Erster Vorsitzender des TuS Fleestedt zurück – ein Dienstjubiläum sozusagen. Am 21. Januar 2001 wählte ihn die Generalversammlung an die Spitze des heute fast 1700 Mitglieder großen Vereins. Es war bei weitem nicht das erste Ehrenamt Hagemanns.

Zuvor war er schon zehn Jahre als Zweiter Vorsitzender tätig gewesen. Und auch nach dem Sprung an die Spitze des Gesamtvereins blieb er Obmann der Fußballabteilung. Diese Position reichte Walter Hagemann erst nach 50-jähriger Tätigkeit zwischen 1967 und 2017 in jüngere Hände weiter. Viele Jahre leitete er auch die Jugendfußballabteilung und legte die Grundlage, dass der TuS Fleestedt mit aktuell 28 Fußballmannschaften inklusive einer Frauen- und drei Mädchenteams einer der wenigen Vereine ist, der fast allen Altersklassen Fußball anbietet.

Fast tägliche Präsenz auf den beiden Sportanlagen

Durch seine fast tägliche Präsenz im Sportzentrum am Mühlenweg und auf dem Schulsportplatz am Osterkamp sorgte der Jubilar dafür, dass aufkeimende Probleme bereits im Entstehen gelöst werden konnten. „Bei den Sportlern ist er auch für seine direkte Art bekannt, manchmal auch gefürchtet“, beschreibt Pressewart Ulrich Vergin seinen Chef. Bei alledem hat Walter Hagemann früh erkannt, dass ein Sportverein effizient nur im Team geführt werden kann und dass er sich im ständigen Wettbewerb mit anderen Freizeitangeboten befindet.

Größtes Projekt: Sportzentrum Seevetal 2016 eingeweiht

Viele Jahre seiner Vorstandstätigkeit kämpfte der heute 73 Jahre alte Hagemann für den Bau einer modernen Sporthalle und eines weiteren Fußballplatzes in Fleestedt – das größte und wichtigste Projekt der Amtszeit. Die Bemühungen gingen 2016 mit der Eröffnung des Sportzentrums Seevetal in Erfüllung. Die neuen Räumlichkeiten ermöglichten neue Sportangebote.

Jugendvolleyball, Ballett und Kickboxen stießen auf großes Interesse bei den Sportlerinnen und Sportlern in der Gemeinde Seevetal, so dass im Winterhalbjahr die Hallenzeiten schon wieder knapp geworden sind. Auch der pandemiebedingte Lockdown stellte den Verein vor unerwartete Herausforderungen, denen der Vorstand um Walter Hagemann binnen zwei Wochen mit einem Online-Sportangebot begegnete. Bei der Wiederaufnahme des Sportbetriebs im Mai 2020 war der TuS Fleestedt einer der ersten Vereine, der mit einem Hygienekonzept den Sportbetrieb im Freien wieder ermöglichte.

Nächste Generalversammlung ist für 12. März geplant

Walter Hagemann hält sich zusammen mit seiner Frau Elvira beim Online-Training „TuS@Home“ fit. Zu gern würde der Vorsitzende spätestens am 12. März wieder ins Sportzentrum zurückkehren dürfen. Für den zweiten Freitag im März ist die Generalversammlung 2021 terminiert. Turnusmäßig steht Walter Hagemann zur Wahl. Ob er noch einmal antreten wird, hat er öffentlich noch nicht kundgetan. Klar dürfte aber sein, dass für ihn ein Leben ohne seinen TuS Fleestedt schwer vorstellbar ist. Andersherum mag sich auch niemand den Verein ohne Walter Hagemann vorstellen.