Buchholz. Als Weltcupvierte hat die 19-Jährige von Blau-Weiss Buchholz ein „historisches“ Ergebnis erzielt. Welches ihre nächsten Ziele sind.

Auch im Moment ihres bisher größten Erfolgs blieb Charlotte Densch bescheiden. „Das war ziemlich cool. So schnell realisiert habe ich das Ergebnis gar nicht“, sagte die 19 Jahre alte Aerobicturnerin von Blau-Weiss Buchholz nach ihrer Rückkehr vom Weltcup aus Portugal. „Es haben einige gute Konkurrentinnen gefehlt, zum Beispiel aus Russland und der Ukraine“, wollte sie ihren vierten Platz in der Einzelkonkurrenz, offiziell „Individual Women“, nicht zu hoch bewerten.

Weniger zurückhaltend äußerte sich der Deutsche Turner-Bund (DTB). Er feierte den Erfolg der Abiturientin des Gymnasiums Am Kattenberge in Buchholz als, so wörtlich, „historisch“. Seit mehr als zehn Jahren hatte keine deutsche Athletin das Finale einer Weltcup-Veranstaltung erreicht, geschweige denn, Tuchfühlung zu den Medaillenrängen aufnehmen können.

Nominierung für das neu gegründete DTB-Eliteteam

Densch ist mehrfache deutsche Meisterin dieser jungen Sportart und erreichte einstellige Platzierungen bei Jugend-Europameisterschaften. Aufgrund ihrer Erfolge und Leistungen berief sie der DTB zu Jahresbeginn in sein Eliteteam. Damit verbunden war die Qualifikation für den Weltcup in Cantanhede und die Weltmeisterschaften Mitte Juni in Guimaraes (jeweils Portugal). Gemeinsam mit ihrer Trainerin Jenna Eggenstein und dem deutschen Nationalteam ging es zunächst zum Weltcup nach Portugal.

Neue persönliche Bestleistung bereits in der Qualifikation

Schon in der Einzel-Qualifikation zeigte Charlotte Densch eine phänomenale Übung und erreichte mit 19,60 Punkten die höchste Wertung, die sie je bei einem internationalen Wettkampf erhalten hatte. „Wir haben eine neue Übung mit neuen Schwierigkeiten erarbeitet, sind aber noch nicht ans Maximum gegangen“, erzählt die sympathische Buchholzerin. Nach der Übung lag sie auf Rang sieben, zwei Athletinnen folgten noch, die besten Acht schaffen den Finaleinzug. Als dann nur eine Konkurrentin mehr Punkte als Densch schaffte, war die erste große Überraschung perfekt: zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren stand eine deutsche Aerobicturnerin im Einzelfinale eines Weltcups.

Seit über zehn Jahren keine Deutsche in einem Einzelfinale

Densch startete in Portugal auch mit dem deutschen Aero Dance Team (8 Personen, Rang zwei von drei Nationen) und der 5er-Gruppe (6. Platz). Der Fokus am Folgetag lag aber natürlich auf dem Finale der Einzelkonkurrenz. „Es war eine unglaubliche Stimmung, Charlotte war so fokussiert und konzentriert wie noch nie. Sie zeigte sich sehr professionell und kampfbereit für das Finale. Da wusste ich: das wird ein guter Tag!“, schilderte Heim- und Nationalteamtrainerin Jenna Eggenstein ihre Eindrücke. Als Densch ihre finale Übung beendet hatte, fielen sich Sportlerin und Trainerin sofort in die Arme: Beiden war schon vor Bekanntgabe der Wertung klar, dass die 19-Jährige von Blau-Weiss Buchholz ihre Leistung vom Vortag übertroffen haben musste.

Nächste Steigerung im Finale: Tränen des Glücks auch bei Trainerin

Als die „20,00“ dann auf der Wertungsanzeige aufleuchtete, flossen Tränen des Glücks. Wieder eine persönliche Bestleistung und mit Rang vier ein Resultat, das noch nie eine deutsche Aerobicturnerin bei einem Einzel-Weltcup erreicht hatte. Denschs Rückstand auf Bronze betrug nur 0,05 Punkte. „Im Leben hätte ich nicht damit gerechnet, überhaupt in das World-Cup-Finale einzuziehen. Dann den vierten Platz zu erreichen, ist einfach unglaublich. Mein ganzes Training hat sich ausgezahlt und ich kann es kaum in Worte fassen, wie glücklich ich bin. Jetzt fühle ich mich bereit für die Weltmeisterschaft im Juni“, sagte Charlotte Densch.

Charlotte Densch und Trainerin Jenna Eggenstein (r.) freuen sich über den Erfolg, den der Deutsche Turner-Bund (DTB) als historisch bezeichnete.
Charlotte Densch und Trainerin Jenna Eggenstein (r.) freuen sich über den Erfolg, den der Deutsche Turner-Bund (DTB) als historisch bezeichnete. © DTB | Deutscher Turner-Bund

Ihren Tagesablauf kann sie sich im Moment noch flexibler einteilen. An sechs Tagen trainiert die Abiturientin, die in den kommenden Wochen ihre schriftlichen Prüfungen absolviert, bis zu 30 Stunden pro Woche im ehemaligen Plaza-Markt. Nach den Abiprüfungen geht es in der dritten Juni-Woche zu den Weltmeisterschaften nach Guimaraes in Portugal.

„Mein Traum ist es, irgendwann in das Einzelfinale einer WM einzuziehen“, sagte sie im Abendblatt-Gespräch. Auch bei der WM erreichen die ersten Acht der Qualifikation diese zweite Runde. Nach den jüngsten Eindrücken könnte dieser Traum in nicht allzu ferner Zukunft bereits Realität werden.

Abitur, Weltmeisterschaft und danach noch mehr Training

Und was bedeutet der vierte Platz beim Weltcup? „Ich habe viel positives Feedback bekommen und mir einen Namen gemacht. Die anderen Nationen wollten etwas von mir wissen. Ich hoffe, dass die Zusammenarbeit im Training, zum Beispiel mit Ungarn, noch enger wird“, sagte Charlotte Densch. Nach dem Abitur will sie zunächst noch kein Studium aufnehmen, sondern voraussichtlich für ein Jahr ihren Schwerpunkt auf Aerobicturnen legen. Sie denkt auch an Auslandsaufenthalte, zum Beispiel in Finnland, Frankreich oder Ungarn.