Winsen. Der Stadtrat hat sich entschieden, Geld in die Halle zu stecken, um sie zu sanieren. Was die SPD und die Grünen daran kritisieren.
Die Winsener Stadthalle wird für knapp einer Million Euro saniert, die Stadt stellt ihre Kofinanzierung für das geplante Naturbad bereit, das der Bund mit drei Millionen Euro fördern will und der Stadtrat macht den Weg frei für das Baugebiet „Zum Dornhagen“ in Laßrönne.
Drei Entscheidungen aus der letzten Sitzung des scheidenden Rates, der in der kühlen Sporthalle der Schule Am Ilmer Barg tagte. Vor allem aber war es am Donnerstag der große Abschiedsabend für 21 Politiker, die dem neuen Gremium nicht mehr angehören werden. Bürgermeister André Wiese hatte für sie Urkunden, Blumensträußen und Präsente mitgebracht.
SPD wollte großen Schritt mit Tagungszentrum und Hotel
Trotz Abschiedsstimmung blieben aber Diskussionen über einige Beschlüsse nicht aus. SPD und Grüne wehrten sich gegen den hohen Aufwand für die Stadthalle. Immerhin sollen für sie nun als außerplanmäßige Mittel für die Lüftung 400.000 Euro, die Decken 325.000 Euro und den Bodenbelag 185.000 Euro fließen. Dazu kommen Malerarbeiten für 60.000 Euro.
„Ich verstehe nicht, dass wir gutes Geld in die Halle stecken, obwohl wir etwas anderes wollen“, sagte Bernd Meyer (Grüne). „Wir trauen uns nicht, den großen Schritt zum Tagungszentrum mit Hotel zu machen“, kritisierte SPD-Fraktionschef Benjamin Qualmann. Nino Ruschmeyer (FDP) schlug vor, sich noch einmal drei bis sechs Monate Zeit für eine Entscheidung zu nehmen, weil am Donnerstag erstmals über das Thema öffentlich diskutiert werde. 15 Gegenstimmen kamen zusammen.
Schnelle Lösung für die Stadthalle für kulturelle Veranstaltungen
Doch die Mehrheit stimmte für die Sanierung. Cornell Babendererde (CDU) hatte dafür plädiert. Entscheidendes Argument: „Wir brauchen jetzt schnell funktionierende Räume für die Kultur und wir sind noch nicht so weit, eine große Lösung zu realisieren.“ Zwar räumte die CDU-Politikerin ein, dass die Kritiker „grundsätzlich Recht“ hätten. Der Zustand der Halle sei aber nicht so schlecht wie er oft beschrieben werde. Die Stadt geht für die Lüftungsanlagen davon aus, dass ihre Installation vom Bund mit 200.000 Euro gefördert wird.
Ähnlich kontrovers sind die Meinungen in Winsen über das Neubaugebiet „Zum Dornhagen“ in Laßrönne. Grüne und SPD sind nicht einverstanden mit dem Vorgehen als beschleunigtes Verfahren ohne Umweltprüfung und Ausgleichsflächen. „Es entstehen keine Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern, keine Bauten von Genossenschaften, keine seniorengerechten Wohnungen, kein bezahlbarer Wohnraum“, sagte Brigitte Netz (SPD). Meyer und Erhard Schäfer (Grüne) kritisierten das Versiegeln von Flächen und den von 20 auf 40 Häuser aufgestockten Umfang. Dennoch fiel der Satzungsbeschluss mit Mehrheit gegen 13 Gegenstimmen. Der Bebauungsplan ist damit beschlossen. „Wir wollen etwas für die Menschen tun, die sich dort ansiedeln wollen“, so Jan Jürgens (CDU).
Kofinanzierung für den Bundeszuschuss für das Naturbad festgelegt
Einstimmig angenommen bei zwei Enthaltungen wurde dagegen der Eigenanteil der Stadt für das geplante Naturbad für die Haushalte 2021 bis 2024. Die Summe liegt bei mindestens 333.333 Euro. Das Projekt soll vom Bund mit drei Millionen Euro aus dem Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ bezuschuss werden. Für den Zuschussantrag muss der Ratsbeschluss vorliegen.
Abgesehen von den beiden Diskussionen war die letzte Sitzung des alten Rates ohnehin ein Abend der einstimmigen Beschlüssen. Etwa über neue oder für die kommenden sechs Jahre bestätigte Führungspositionen in der Freiwilligen Feuerwehr.
Heinrich Schröder für 40 Jahre in der Kommunalpolitik geehrt
Unter den Verabschiedeten herausgehoben wurde Heinrich Schröder, der sich 40 Jahre lang in der Kommunalpolitik der Stadt für die SPD engagiert hat. Dafür war Ulrich Mädge gekommen, der Präsident
des Niedersächsischen Städtetages. Er brachte Ehrenurkunde und Gutschein mit und nannte die Kommunalpolitik „einen Grundpfeiler der Demokratie.“ Oftmals sei man lange, bis zu sechs Tage in der Woche, für diese Arbeit unterwegs. „Aber man bekommt etwas zurück. Heinrich Schröder sitzt hier zufrieden und entspannt. Es hat ihm also Spaß gemacht“, folgerte der scheidende Lüneburger Oberbürgermeister.
„Meine Ratszeit war meine halbe Lebenszeit“, sagte Schröder in einer kurzen Ansprache. Sein Fazit: „Alles, was ich gemacht habe, auch wenn es nicht gelungen ist, bereue ich nicht. Aber alles, was ich nicht getan habe, da wo ich gesäumt habe, wo ich ich nicht getraut habe, oder wo ich mich hätte einmischen müssen, das bereue ich auch noch heute.“ Für ihn gab es von den Anwesenden stehend Applaus. Neben Schröder gehen Steffen Behr mit 30, Bernd Meyer mit 22, André Bock mit 20 und Norbert Raida mit 15 Jahren Erfahrung und Engagement in der Kommunalpolitik.
Als Schröder anfing, kam der Bürgermeister gerade in die Schule
Wie weit solche Lebensabschnitte zurückreichen, machte Bürgermeister Wiese deutlich: „Als Heinrich Schröder mit seiner Arbeit begann, wurde ich gerade eingeschult.“