Winsen. Standort hat für den Kulturausschuss Priorität. Die Tourismus-Information im Marstall wird ausgebaut.
Die Stadt Winsen will einen Investor und Betreiber für ein neues Hotel in der Stadt gewinnen und konzentriert sich als möglichen Standort auf den Bereich der Stadthalle. Einen neuen Vorstoß der SPD, allein für diesen Bereich zu suchen, hieß Bürgermeister André Wiese (CDU) am Donnerstagabend im Kulturausschuss ausdrücklich gut.
„Wir flicken seit 15 bis 20 Jahren nur rum. Wenn wir uns jetzt festlegen, kommt Verlässlichkeit in die Planungen“, sagte Wiese. Allein die Grünen stimmten gegen die Konzentration auf den Standort. Sie würden dort eher Angebote für die Jugend wie ein Youth-Hostel sehen. „Wir werden Betreiber nicht überzeugen können“, sagte Eike-Christian Harden. „Das Konzept ist eine Totgeburt.“
Die dann dennoch mit großen Mehrheiten getroffenen Einzel-Entscheidung zu dem Thema enthalten weitere Aspekte. So sollen gegen die Auffassung der SPD zudem Gespräche über das Löhnfeld am Stadteingang geführt werden. Sabine Lehmbeck (SPD) hält das Gelände jedoch für zu klein.
Die Bleiche und der Eckermannpark werden zunächst als Standorte zurückgestellt. Einstimmig wurde zudem beschlossen, Flächen in Gewerbegebieten nicht an Hotels zu geben. Hintergrund ist, dass sie dringend für Firmen benötigt werden, die aber nicht auf andere Plätze ausweichen können.
Bürgermeister Wiese geht davon aus, dass die Kreisstadt nicht nur für Touristen sondern auch für mittelständische Firmen Hotelkapazitäten schaffen muss. „Es gibt immer wieder Schwierigkeiten, wenn Mitarbeiter untergebracht werden müssen.“ Zudem hatte die Kölner ift Freizeit- und Tourismusberatung der Stadt in einem Gutachtern ein Potenzial von bis zu 28.000 weiteren Übernachtungen attestiert – über die zuletzt gezählten 37.000 im Jahr 2016 hinaus.
Das geplante Drei-Sterne-Hotel für die Innenstadt soll aber nicht das einzige Tourismusprojekt bleiben. So wurde bei drei Enthaltungen der Ausbau der Tourismus-Information im Marstall beschlossen. Dafür werden gut 45.000 Euro in den Haushalt eingestellt.
Noch am Tag der Sitzung hatte die SPD in einem Antrag gefordert, „ergebnisoffen“ über einen neuen Standort für die Stadtbücherei zu suchen, die ebenfalls im Marstall untergebracht ist. Die ohnehin beengte Bücherei könnte durch den Umbau weitere 20 Quadratmeter Fläche verlieren.
Weil der neue Ansatz aber kurzfristig eingereicht worden war, einigten sich die Ausschuss-Mitglieder darauf, ihn in der nächsten Sitzung Anfang 2018 neu zu diskutieren. Allerdings konnten die Sozialdemokraten die von ihnen geforderten 10.000 Euro für das Bücherei-Konzept vorsorglich in den Haushalt einbringen. Wiese versicherte zudem, dass der Kinder- und Jugendbereich nicht verkleinert werden solle.
Im Marstall soll die Touristen-Information mit dem Umbau in die Mitte des Raumes rücken. Der Counter in U-Form wird 40 Quadratmeter groß. Damit wird das Foyer entzerrt. An die Stelle der Information wird ein Tresen rücken. Dort können bei Veranstaltungen Getränke ausgeschenkt werden.
Bei der Tourismus-Information arbeitet Winsen mit den drei Gemeinden Elbmarsch, Seevetal und Stelle zusammen. „Sie erwarten eine Weiterentwicklung“, sagte Bürgermeister Wiese. „Sollten wir aus Platzgründen aus dem Marstall ausziehen, würden wir die anderen Gemeinden verlieren.“
Insgesamt sind für den Umbau 86.000 Euro vorgesehen. Er wird als Leitprojekt der Leader-Region Achtern-Elbe-Dieck mit 51.600 Euro gefördert, so dass die Gemeinden 34.400 Euro aufbringen müssen. Winsen trägt davon 18.232 Euro plus 27.000 Euro für den Tresen nebst Ausstattung.
Im kommenden August wird es in der Stadt wie 2016 wieder eine „Blaue Stunde“ geben. Damals wurde der Bereich um die Kirche für zwei Wochen in Licht getaucht. 2018 soll der Marstall mit dem Schlossplatz illuminiert werden. 20.000 Euro will die Stadt sich das kosten lassen, weitere 20.000 Euro sollen über Fördergelder und weitere Mitteln hereinkommen.
Grüne und SPD fanden die Summe etwa im Vergleich zur Kulturförderung zu hoch. „Vielleicht lässt sich die Blaue Stunde mit anderen Festen kombinieren oder verkürzen?“, fragte Lehmbeck. Im Gegensatz zu solchen Aktionen werde in Winsen beim „Sozialen gespart.“ Beiden Parteien wurden überstimmt. Wilfried Rieck (Winsener Liste) konnte den Einwand ohnehin nicht nachvollziehen. „Wir sparen nicht beim Sozialen. Das ist nichts weiter als ein Totschlageargument.“
Die Stadthalle
Die Winsener Stadthalle wurde Ende September 1980 eröffnet und bietet eine Nutzfläche von 2500 Quadratmetern. Im großen Saal finden bei Konzerten 1000 Gäste Platz, mit Theaterstühlen sinkt die Kapazität auf 600 Besucher. In dem Gebäude gibt es ein Restaurant, eine Kegelbahn und eine Wohnung. Pächter ist Joannis Kourkoutidis.