Buchholz. Ein Buchholzer soll in den Umkleiden der Nordheidehalle gefilmt haben. Ermittler sicherten in seiner Wohnung Beweismittel.
Ein Thema, das so gar nichts mit dem Kampf um den Klassenerhalt zu tun hat, beschäftigt die Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten. Wie erst jetzt bekannt wurde, wurden vor dem Bundesliga-Heimspiel am 18. September 2021 gegen die SG BBM Bietigheim (19:32) sowohl in der Kabine der Gastgeberinnen als auch der Gäste versteckte Kameras entdeckt.
Drei funktionstüchtige Geräte waren jeweils auf den Nassbereich der Umkleidekabinen ausgerichtet. Zuerst hatte der „Winsener Anzeiger“ in seiner Donnerstag-Ausgabe über das Thema berichtet.
Spielerinnen der Handball-Luchse fielen Installationen auf
Beim Betreten der Kabine seien den Spielerinnen der Handball-Luchse merkwürdige Installationen aufgefallen, berichtet Jan Krüger, Sprecher der Polizeiinspektion Harburg, auf Anfrage. Bei näherem Hinsehen entdeckten sie hinter der Installation eine Kamera inklusive Speichermedium, bei der weiteren Suche eine zweite.
„Daraufhin haben wir den Betreiber der Nordheidehalle informiert, zehn Minuten später war die Polizei da. Seitdem wird ermittelt“, sagte Luchse-Geschäftsführer Sven Dubau auf Abendblatt-Nachfrage.
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In der Kabine von Tabellenführer Bietigheim fanden Beamte schließlich eine dritte Kamera. „Alle waren funktionstüchtig und haben Bilder aufgezeichnet. Unbekleidete Spielerinnen sind darauf nicht zu sehen“, sagte Krüger. „Da nur tagesaktuelle Bilder gespeichert waren, gehen wir davon aus, dass die Kameras erst am Spieltag installiert wurden.“
Beschuldigter 55 Jahre alter Buchholzer bestreitet die Vorwürfe
Im Zuge der Ermittlungen geriet ein 55 Jahre alter Mann aus Buchholz ins Visier. „Nach unseren Erkenntnissen hielt er sich zum Tatzeitpunkt berechtigt in der Halle auf“, sagte der Polizei-Pressesprecher. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stade erließ ein Richter einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Verdächtigen. Der Vorwurf: „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen“. Ein Vergehen, das mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden kann.
„Bei der Durchsuchung im Dezember haben wir Beweismaterial sicher gestellt“, so Krüger. Der Beschuldigte bestreite die Vorwürfe. Gab es möglicherweise weitere Versuche, Sportlerinnen oder Sportler unerlaubt zu beobachten? „Bisher haben wir dafür keine Anhaltspunkte. Wir können es aber auch nicht ausschließen. Das müssen die weiteren Ermittlungen zeigen“, sagte Jan Krüger.
Luchse-Geschäftsführer: „Ein Schock, einfach skandalös“
„Für mich persönlich war es ein Schock, einfach skandalös“, berichtet Sven Dubau. Eine Absage des Spiels sei seinerzeit kein Thema gewesen. „Die Spielerinnen waren in der Erwärmungsphase, waren im Tunnel, und haben wohl erst nach dem Spiel realisiert, was passiert ist“, so der Luchse-Geschäftsführer. „Was mich sehr erstaunt hat, ist, wie unaufgeregt sie auch mit etwas zeitlichem Abstand mit den Vorkommnissen umgegangen sind – jedenfalls nach außen hin“, sagte Sven Dubau.
Seit dem Vorfall im September 2021 haben die Handball-Luchse bei Heimspielen in der Nordheidehalle einen Sicherheitsdienst im Einsatz, der alle Räumlichkeiten kontrolliert. So auch an diesem Sonnabend, 19 Uhr, wenn der Tabellensiebte HSG Bensheim/Auerbach in der Nordheide zu Gast ist.