Harburg/Lüneburg. In der Region Harburg finden sich nur wenige Anlaufstellen. Wer mitmacht und warum sich das Angebot in Grenzen hält.

„Jeder Arm zählt“, sagt Katharina Pless. Das ist ein Grund, warum es in der Markt-Apotheke in Seevetal nun auch eine Impfung gegen das Coronavirus gibt. Seit dieser Woche können Apotheker in Niedersachsen diesen Service überhaupt anbieten.

„Seit letztem Jahr dürfen wir die Grippeimpfung verabreichen, wieso also nicht auch die Corona-Impfung?“ fragt Pless. Apotheken könnten ein zusätzliches niedrigschwelliges Angebot sein, gerade für diejenigen, die keinen Hausarzt haben und vielleicht auch keinen wollen.

Apotheker wollen Ergänzungsangebot zu Ärzten darstellen

Das sieht auch Herbes Franck von der Apotheke am Kreideberg in Lüneburg so. Sie betont, dass die Apotheken aber keine Konkurrenz zu den Ärzten bildeten. „Wir versuchen ein Ergänzungsangebot darzustellen, wir haben andere Öffnungszeiten und eben auch sonnabends auf“, sagt sie.

Auf dem Portal mein-Apothekenmanager.de vom deutschen Apothekerverband lässt sich bundesweit durch Eingabe von Stadt oder Postleitzahl sowie dem gesuchten Service nach teilnehmenden Apotheken suchen. Das Ergebnis für die Region Harburg fällt allerdings sehr mager aus. Im Hamburger Bezirk Harburg findet sich demnach nur eine, die Berg Apotheke im Trelder Weg 5. Im gesamten Umland sind es neben der genannten Seevetaler und Lüneburger Apotheke nur noch wenige, die den Impfservice überhaupt anbieten. Auch der Apothekerkammer in Niedersachsen sind keine weiteren in der Region bekannt, wie es auf Abendblatt-Nachfrage heißt.

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Bevor Apotheker und Apothekerinnen die Coronaimpfung verabreichen dürfen, müssen sie an einer Schulung teilnehmen. Die Fortbildung übernehmen Mediziner. Fünf Module und 12 Unterrichtsstunden, davon sechs Stunden Theorie und sechs Stunden Praxis, umfasst der Lehrplan. Im Unterschied zur Grippeimpfung, wo das Impfen von Minderjährigen ab 12 Jahren erst nach einer Vertiefungsschulung erlaubt war, können die Teilnehmenden anschließend Interessierte ab 12 Jahren gegen Covid impfen.

Arbeitsbelastung während der Corona-Pandemie ist hoch

Wieso bieten nur so wenige Apotheken die Impfung an? Ein Grund könnte die höhere Arbeitsbelastung während der Corona-Pandemie sein. „Zum normalen Geschäft kommen Belieferung von Menschen in Quarantäne hinzu, manche Kollegen bieten auch noch Corona-Tests an und wir mussten die Masken verteilen“, zählt Franck auf. „Zudem haben die Apotheker tausende Zertifikate ausgestellt, das darf man nicht vergessen.“ Die Apotheken beschaffen auch die Impfstoffe für die ansässigen Ärzte.

Corona-bedingt sei also genug zu tun, manche Kollegen und Kolleginnen hätten schlicht nicht die Kapazitäten, Angestellte zu den Schulungen zu schicken. Bei anderen wiederum passen die Räumlichkeiten nicht. Es werden extra Beratungs- und Behandlungsräume benötigt. Katharina Pless von der Markt-Apotheke im Seevetal plant bei großer Nachfrage daher Impfaktionen in Arztpraxen, die Zusammenarbeit funktioniere gut. Eine große finanzielle Bereicherung stellen die 28 Euro Vergütung pro Impfung in Relation zum Aufwand laut den Apothekern nicht da.

Termine sind für Corona-Impfung sind nötig

„Es ist ein zusätzlicher Service für unsere Kunden und Kundinnen“, sagt Pless. Sie hat bereits einige Anmeldungen für Impfungen, unter anderem auch für Erstimpfungen. Verabreicht werden Erst-, Zweit- oder Booster-Impfungen. Die Anmeldung funktioniert nur über das hauseigene Onlineportal „Impfstation Seevetal“ mit einer Vorlaufzeit von etwa sieben Tagen. Darüber können dann ebenfalls Aufklärungs- und Einwilligungsbogen ausgedruckt und vorab ausgefüllt werden. Das spart der Apothekerin Zeit beim eigentlichen Impftermin. Dann müsse dementsprechend weniger besprochen und nur noch offene Fragen geklärt werden.

Eine Woche im Voraus sollte auch in der Apotheke am Kreideberg ein Termin gemacht werden – ob telefonisch oder online sei egal. Das Apotheker-Team versucht, vor allem bei den Booster-Impfungen ab 18 Jahren zu unterstützen. „Es stellt sich die Frage, wen können wir selbst impfen und wen sollten wir lieber weiter zu einem Arzt schicken?“, sagt Franck.

Für Omikron zu spät, aber rechtzeitig für Auffrischung

Da die Bestellung eine Woche früher erfolgen muss, und beide Apotheken sorgsam mit dem Impfstoff umgehen wollen, ist eine Terminvergabe unumgänglich. Bisher wird in beiden Apotheken mit Comirnaty geimpft. Dass der Impfstoff von Biontech genutzt wird, habe aber rein praktische Gründe. „Aus einer Dosis Moderna bekommt man 20 Impfungen. Diese müssen allerdings innerhalb von sechs Stunden verimpft werden. Das schaffen wir nicht. Es stehen eben keine 400 Leute vor der Tür“, erläutert Pless.

Die befragten Apothekerinnen sind sich einig, dass der Einstieg von ihnen und ihren Kollegen ins Impfgeschehen für die Omikron Welle zu spät kommt. Aber sie sind sich sicher, dass ein weiterer Booster nötig und möglich sein wird. „Die vierte Impfung wird schon für Menschen über 70 von der Stiko empfohlen“, sagt Franck. „Wir hoffen, dass die jetzige Welle bald abebbt, und fahren auf Sicht. Das heißt, wir bereiten uns auf den Herbst vor.“