Langenrehm. Investor liegt im Streit mit der Gemeinde Rosengarten und will sein Engagement für die Entwicklung von Langenrehm herunterfahren.

Normalerweise sprudelt Steffen Lücking nur so von Ideen für das Dorf, in dem er mit seiner Frau Cornelia und den gemeinsamen Kindern zuhause ist. Auf dem familieneigenen Reiterhof in Langenrehm hat der Bauunternehmer viele seiner Träume umgesetzt, die die Besucher ins Staunen versetzen – und auf diese Weise ein kleines Paradies geschaffen, für Pferde, Reiter und Kinder sowie die vielen Besucher des Heidschnuckenwanderwegs, der quer über die private Hofstelle verläuft.

Doch jetzt hat Steffen Lücking, der unzählige Flächen im Ort sein Eigen nennt, die Schnauze gestrichen voll. In einem Schreiben an den Bürgermeister der Gemeinde Rosengarten, Dirk Seidler, und seinen Stellvertreter, den Ersten Gemeinderat Carsten Peters, kündigt Lücking die weitere Zusammenarbeit. „Ich habe kein Interesse mehr, mich im permanenten Kompetenzgerangel um die Planungen in Langenrehm weiter zu engagieren und werde mich aus den Planungen für die Dorfentwicklung zurückzuziehen“, so Lücking.

Meinungsverschiedenheiten über die Planungen führten zum Bruch

Grund für den Rückzug sind Meinungsverschiedenheiten über die Planungen für ein 10.000 Quadratmeter großes Areal im Ort und den damit verbundenen Bau einer neuen Kreisstraße. Eigentümer Steffen Lücking möchte auf der Fläche das Projekt „Wilms Hoff“ umsetzen. Seine Pläne sehen vor, 25 Wohnungen zu bauen, darunter zwölf Ferienwohnungen. Darüber hinaus möchte er auf einem gegenüberliegenden Grundstück ein Ferienheim für schwerkranke, behinderte oder traumatisierte Kinder und ihre Familien schaffen.

Aus Sicht der Verwaltung sind die Pläne zu groß für das kleine Dorf. Intern wurde daher ein Alternativentwurf für das Areal ausgearbeitet. Dieser sieht eine Wohneinheit pro 600 Quadratmetern vor, was bedeuten würde, dass auf dem ein Hektar großen Areal insgesamt nur elf Wohneinheiten realisiert werden könnten. Außerdem sollen statt der geplanten Mehrfamilienhäuser ausschließlich Einzel- und Doppelhäuser gebaut werden dürfen.

Erneuerung der Ortsdurchfahrt hängt von Lückings Fläche ab

Lücking lehnt diese Pläne ab. Die Sache ist insofern vertrackt, da Steffen Lücking bereits mit dem Kreis Gespräche aufgenommen hat. Dabei geht es um die Erneuerung der Ortsdurchfahrt, für die Lücking zugesagt hat, nicht unerhebliche Flächen zur Verfügung zu stellen, um die sicherste Lösung umsetzen zu können. Lückings Zusagen sind eng verknüpft mit seinen Planungen für „Willms Hoff“. In dem als Vorentwurf vorgestellten Bebauungsplan der Gemeinde hingegen ist jedoch genau das in Hinblick auf eine fehlende Vermessungsgrundlage nicht mehr umzusetzen.

Doch nicht nur der Bau einer zukunftsorientierten Kreisstraße mit Radwegen und Querungshilfe ist nun vorerst vom Tisch. Auch die Problematik der Oberflächen- und Schmutzwasserentwässerung, die mit dem Bau der neuen Straße verknüpft werden sollte, bleibt ungelöst. „Das Problem hätte im Zuge des Straßenneubaus geklärt werden können“, sagt Steffen Lücking, der auch aus eigenem Interesse die privaten Flächen für den Straßenneubau zugesagt hatte. Diese Zusagen nimmt Lücking nun zurück. Er habe das Gefühl, man wolle in der Gemeindeverwaltung seine Projekte bewusst untergraben, so Lücking, der Gemeinde und Kreis nun schriftlich um die Entlastung von jeglichen Zusagen und der Bereitschaft zur Mitarbeit gebeten hat. Wörtlich heißt es: „Ich habe sinnvolleres zu tun, als mich mit diesem ‚Kindergarten‘ um den Wiederaufbau eines Dorfkernes zu bemühen.“

Gemeindeverwaltung will sich nicht unter Druck setzen lassen

Die Gemeindeverwaltung will sich von diesen Ankündigungen nicht unter Druck setzen lassen. Es gebe auch andere Möglichkeiten, die Entwässerungsproblematik im Ort zu klären, so Bürgermeister Dirk Seidler. „Die Mitwirkung und Zustimmung von Herrn Lücking wäre ein positives Signal – es ist aber nicht richtig, die Ziele der Planungen ausschließlich an die Wünsche eines einzelnen Grundeigentümers zu orientieren.“

Seidler plädiert für einen transparenteren Ablauf der Vorgänge und dafür, so viele Anlieger wie möglich ins Boot zu holen. „Schließlich geht es um die Entwicklung der Ortschaft, die für sämtliche Einwohnerinnen und Einwohner des überplanten Bereichs von Langenrehm von erheblichem Interesse sein dürften“, so der Gemeindebürgermeister. Insofern sollten möglichst viele an dem kommenden Planungsprozess beteiligt werden. Auch Familie Lücking sei dazu weiter herzlichst eingeladen.

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Diese hat hingegen beschlossen, ihr gesamtes Engagement für das Langenrehmer Dorfleben zurückfahren. So wird die Familie künftig bei Veranstaltungen der Museumsstellmacherei, einer Außenstelle des Freilichtmuseums am Kiekeberg, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Lückingschen Hof liegt, nicht mehr mitwirken. „Wir werden unser Engagement einstellen und zum Saisonstart am 1. Mai, dem ‘Tag des Pferdes’ keine Kutschen für die Besucher der Stellmacherei zur Verfügung stellen“, so Lücking.

Auch dem für September geplante „1. Schnuckenmarsch“ mit mehreren 1000 Teilnehmern erteilt Lücking eine Absage. Dessen Start sollte ursprünglich auf seinem Hof stattfinden. Nun müssen sich die Veranstalter einen neuen Ort überlegen. Lückings letzter Satz dazu: „Wir denken, man wird auch ohne die Familie Lücking Langenrehm gestalten und bitten um Respekt des Eigentums.“

Das sind Lückings Pläne:

  • Bau-Investor Steffen Lücking versucht seit Jahren die Entwicklung des Dorfes Langenrehm voranzutreiben.
  • Neben dem „Wilms Hoff“ plant der Unternehmer auf dem Areal der Gaststätte „Uns Peerhoff“ acht Wohnungen und ein Doppelhaus. Die Wohnungen möchte Lücking für seine Stiftung „Cassiopaia“ nutzen. Hier sollen schwerstkranke, behinderte oder traumatisierte Kinder und ihre Familien kostenlos Urlaub machen können.
  • Auf dem Gelände des alten Postgebäudes möchte der Unternehmer sieben Wohnungen errichten, die vergünstigt an Ärzte und Pfleger vermietet werden sollen, die dafür die medizinische Betreuung der Feriengäste ehrenamtlich unterstützen sollen.
  • Das Konzept funktioniert nur, wenn die Abwasserentsorgung zentral geregelt wird. Bislang werden Kreisstraßen- und Regenwasser auf den Wiesen entwässert. Um das zu ändern, sprechen sich auch andere Anwohner dafür aus, den zentralen Schmutzwasserkanal von Langenrehm-Siedlung bis ins Dorf zu verlängern