Lüneburg. Neuen Web-Netz-Campus im Hanseviertel haben Mitarbeiter des Unternehmens mitgeplant. Konzept sieht Homeoffice und Präsenzarbeit vor
Auf einem bisher brachliegenden 5000-Quadratmeter-Grundstück im Lüneburger Hanseviertel will die Digitalagentur Web-Netz einen neuen Firmen-Campus errichten. Aus ihren gemieteten Räumen an der Horst-Nickel-Straße zieht das Unternehmen voraussichtlich Anfang 2023 in den Neubau, der in direkter Nähe zum bisherigen Standort entsteht. Etwa zehn Millionen Euro investiert das Unternehmen in das neue Gebäude auf dem kürzlich gekauften Grundstück.
Die Pläne sind auf weiteres Wachstum der 2009 gegründeten Firma ausgerichtet. Zurzeit sind rund 130 Menschen dort angestellt, der künftige Unternehmenssitz sieht etwa 200 Mitarbeiter vor. Dabei ist allerdings bereits eingeplant, dass auch nach Ende der Corona-Pandemie nicht alle Mitarbeiter täglich ins Büro zurückkehren werden.
Zurzeit gilt noch eine Vollzeit-Homeoffice-Regelung
Zurzeit gilt noch eine Vollzeit-Homeoffice-Regelung. Jeder Mitarbeiter kann zehn Tage im Monat von zu Hause aus arbeiten, für Familien und Pendler gibt es weitere Tage. „Ab Oktober können die Leute dann gern auch wieder öfter ins Büro kommen“, sagt Patrick Pietruck, einer der drei Geschäftsführer. Zwar wird Homeoffice auch in Zukunft Teil des Arbeitsalltags sein, doch die Chefs wollen die Arbeitsumgebung so gestalten, dass die Angestellten dennoch gern ins Büro kommen.
Bei der Planung des neuen Gebäudes wurden daher alle einbezogen. Die Mitarbeiter – überwiegend junge Menschen unter 30 Jahre – konnten ihre Wünsche äußern, wie der Neubau gebaut, gestaltet und eingerichtet werden soll. Nicht alle Ideen werden umgesetzt, so werden auch künftig keine Kaninchen im Firmengarten leben und ebenso wenig wird der Wunsch nach einen Outdoorkino erfüllt. Doch im Austausch kam vieles zusammen, was in das Bauprojekt einfließen wird. Besonders häufig sei der Aspekt Nachhaltigkeit genannt worden, sagt Pietruck. „Gerade der ökologische Gedanke ist unseren Mitarbeitern sehr wichtig.“
Neubau in Lüneburg ist als KfW-40-Plus-Haus geplant
Der Neubau wird ein KfW-40-Plus-Haus und damit ein sehr energieeffizientes Gebäude. Vorgesehen ist dem Geschäftsführer zufolge eine Photovoltaikanlage und voraussichtlich auch begrünte Dächer. „Die Abwärme aus den Serverräumen nutzen wir für die Heizung und vielleicht auch Regenwasser für die Toiletten“, sagt Pietruck. Ziel sei es, möglichst klimaneutral zu handeln. Geplant wird das Gebäude von einem Hamburger Architektenbüro, das auf Holzbauweise spezialisiert ist. Ob dies auch das Material für den geplanten Campusbau wird, steht noch nicht fest.
Entstehen soll der neue Firmensitz mit einer Nutzfläche von etwa 2300 Quadratmetern in zwei Bauabschnitten. Die unterste der drei Etagen soll als Veranstaltungsfläche mit Cafeteria genutzt werden. Darüber werden etwa 150 Arbeitsplätze eingerichtet. „In fünf bis sechs Jahren wollen wir deutlich mehr als 200 Mitarbeiter haben“, sagt Pietruck. „Aber die Zeit der festen Arbeitsplätze ist vorbei.“ Deshalb ist ein Büro ohne feste Zuteilung, dafür mit Sofalandschaft, Kaffeeecke, einem großen Barbereich und einer Spielecke mit Tischfußball und Billardtisch geplant.
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„Unser Büro soll ein Ort der Begegnung sein. Wir wollen, dass die Leute gern hierher kommen“, beschreibt Pietruck die Idee dahinter. Um den Austausch zwischen den Mitarbeitern zu fördern, wird auch der Außenbereich entsprechend dieser Idee gestaltet. Dort ist ein Feld für Beachvolleyball und eines für Basketball vorgesehen, zudem wird es im Gebäude Duschen geben. Da viele Web-Netz-Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, werden 100 überdachte Fahrradständer installiert. Außerdem werden die ohnehin vorgeschriebenen Ladesäulen für Elektroautos errichtet. Das Unternehmen sei zudem gerade dabei, seinen Fuhrpark auf E-Autos umzustellen, so Pietruck.
Spatenstich fürs Neubau ist in 2022 geplant
Der Zeitplan für das Bauprojekt sieht vor, dass die Firma noch in diesem Sommer den Bauantrag stellt, der im Anschluss von Stadt und Landkreis Lüneburg bearbeitet werden muss. Im ersten Quartal 2022 soll der erste Spatenstich erfolgen, ein Jahr später ist der Einzug geplant. Auch wenn die Digitalagentur weiter wächst, habe die Corona-Pandemie sie vor große Herausforderungen gestellt. Denn es sei gar nicht so einfach gewesen, die Firmenkultur allein durch virtuelle Kontakte aufrechtzuerhalten und neue Mitarbeiter zu integrieren, berichtet der Geschäftsführer. So soll der neue Weg-Netz-Campus auch in dieser Hinsicht das Unternehmen zukunftssicher aufstellen.
„Wir leben sehr stark von unseren Mitarbeitern, nennen uns intern auch die Web-Netz-Familie“, sagt Pietruck. „So ein Gebäude bauen wir auch, um unsere Kultur weiter zu fördern. Wir wollen, dass sich die Mitarbeiter hier wohlfühlen.“
Hanseviertel – junger Stadtteil am Bahnhof
- Auf einem ehemaligen Kasernengelände entsteht seit 2010 das Hanseviertel, ein neuer Stadtteil nordöstlich der Lüneburger Innenstadt. In den vergangenen Jahren wurden bereits zahlreiche Einfamilien-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser sowie Gewerbe errichtet. Zudem wurden frühere Militärgebäude saniert. Das Hanseviertel liegt nahe dem Bahnhof sowie der Autobahn 39 und ist daher besonders bei Pendlern beliebt.
- Im letzten Bauabschnitt des Viertels entstehen derzeit
im Hanseviertel-Ost 650 Wohnungen, davon ein Drittel als geförderter Wohnungsbau oder mit Mietpreisbindung. Die Planungen sehen außerdem mehrere Spielplätze sowie einen Grünzug durch das Quartier vor.