Seevetal. Die Polizei hat verdächtige Funde in einem Erddepot gemacht. Es könnten Hinterlassenschaften der Terrorgruppe sein.
Waldarbeiter haben bei Seevetal einen Erdbunker entdeckt, in dem sich möglicherweise Hinterlassenschaften der linksterroristischen Gruppierung Rote Armee Fraktion befinden. Wie das Landeskriminalamt Niedersachsen am Sonnabend mitteilte, hat die Polizei in einem vergrabenen Kunststoff-Fass Schriftstücke aus den achtziger Jahren und Behältnisse mit Flüssigkeiten sowie weitere Utensilien sichergestellt. Ein Bezug zur RAF sei nicht auszuschließen.
Auf das Depot waren die Männer am Freitagnachmittag in einem Waldstück in der Nähe der Straße "Vor den Hockenkuhlen" gestoßen. Ermittler des LKA haben in Schutzanzügen erste Spuren gesichert. Über Nacht bewachten gut zwei Dutzend Polizisten den Fundort, bis am Sonnabendvormittag eine Einheit der Bereitschaftspolizei und ein Gefahrgutzug der Feuerwehr anrückten. Auch waren Ermittler und Spezialkräfte für sogenannte CBRN-Stoffe (chemisch, biologisch, radiologisch und nuklear) sowie der Kampfmittelräumdienst vor Ort.
RAF-Depot ausgehoben? LKA Niedersachsen ermittelt
Sie untersuchten das vergrabene Fass, neben dem das in Klarsichtfolien verpackte Schriftmaterial lag. Zugleich suchten Polizisten den Waldboden akribisch nach weiteren Hinterlassenschaften ab. Am Nachmittag wurde auch der Inhalt des Fasses auf gefährliche Stoffe untersucht. Fest steht: Eine Gefahr geht von den Flüssigkeiten laut LKA nicht aus. Worum es sich handelt, sei aber noch unklar. Wie Reporter beobachteten, wiesen Etiketten auf den Flaschen auf Salzsäure und Schwefelsäure hin.
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Nachdem die Fundstücke gefahrenfrei geborgen werden konnten, wurden Teile aus dem Fass für weitere Untersuchungen in das Kriminaltechnische Institut (KTI) des LKA Niedersachsen und in die Polizeiinspektion Harburg gebracht.
Möglicher RAF-Bunker wohl vor Jahrzehnten angelegt
Nach einer ersten Bewertung des Schriftmaterials sei ein Bezug zur bundesweit agierenden terroristischen Gruppierung RAF nicht auszuschließen, hieß es von der Polizei. Über die gefundenen Schriftstücke – also etwa die Menge oder den Inhalt – konnte das LKA noch keine Auskunft geben. Möglicherweise seien noch DNA oder Fingerabdrücke nachweisbar.
Die RAF löste sich mit Schreiben vom 20 April 1998 nach 28 Jahren auf. "Die Inhalte lassen aber darauf schließen, dass das Erddepot bereits vor Jahrzehnten angelegt worden sein muss", teilte das LKA mit.
Die aufgefundenen Gegenstände werden nun durch die Experten des LKA Niedersachsen untersucht und können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beurteilt werden. Eines ist aber wohl schon klar: Auf Grund des Alters der aufgefundenen Gegenstände gehen die Ermittler aktuell davon aus, dass sich aus diesen keine Hinweise auf den Aufenthalt der gesuchten Ex-RAF-Terroristen Ernst Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette ergeben werden.