Neu Wulmstorf. Die Gemeinde hätte das Areal des umstrittenen ehemaligen Tierversuch-Labors gern als zusätzliche Gewerbefläche.

Die Gemeinde Neu Wulmstorf hat jetzt bei einem Gespräch mit dem neuen Geschäftsführer der Firma „Laboratory of Pharmacology and Toxicology“ (LPT) Interesse an dem LPT-Betriebsgelände in Mienenbüttel geäußert.

LPT-Labor: Gemeinde Neu Wulmstorf an Gelände interessiert

„Wir warten jetzt auf ein Angebot, zahlen dort aber natürlich keine Mondpreise“, bestätigte Thomas Saunus, Fachbereichsleiter für Ortsentwicklung und Immobilienwirtschaft in der Gemeindeverwaltung.

Zuletzt hatte LPT angekündigt, den Standort Mienenbüttel einer Einrichtung für den Tierschutz „übergeben“ zu wollen, die sich für die Erforschung von tierversuchsfreien Testmethoden einsetze.

Gemeinde müsste die Flächen umwidmen

Auf grundsätzliche Ablehnung stößt der Neu Wulmstorfer Vorschlag bei LPT aber offensichtlich nicht. „Es lassen sich auf dem Grundstück viele Nutzungen realisieren“, teilte das Unternehmen auf Abendblatt-Anfrage mit und verweist darauf, dass das Gelände explizit noch als Sondergebiet für eine Tierversuchs-Anstalt ausgewiesen sei.

Es liege daher an Neu Wulmstorf, dort baurechtlich etwas anderes zuzulassen. LPT stehe aber auch weiter dazu, die Einrichtung dem Tierschutz zu überlassen, Tierversuche werde es dort nicht mehr geben. Am vergangenen Freitag habe es dazu bereits eine Besichtigung mit Experten gegeben, die das Areal „für Zwecke des Tierschutzes und zur Versorgung von Haustieren als sehr gut umsetzbar halten.“

Tierhaltung wurde vom Landkreis untersagt

Wie mehrfach berichtet, steht das Tierversuchslabor seit Jahrzehnten schon in der Kritik von Tierschützern. Im Oktober vor einem Jahr brachte dann die Organisation „Soko Tierschutz“ heimlich aufgenommene und verstörende Videoaufnahmen von Affen und Hunden an die Öffentlichkeit.

Es kam zu Demonstration und Prüfungen durch die Behörden, woraufhin LPT die Tierhaltung an den Standorten Neugraben und Mienenbüttel Anfang dieses Jahres untersagt wurde.

Quasi-Betriebsverbot für Neugraben aufgehoben

Für Neugraben hat Hamburg inzwischen dieses Quasi-Betriebsverbots wieder aufgehoben, unter anderem, weil mit Thomas Wiedermann als neuer Geschäftsführer ein personeller Neuanfang gemacht worden sei.

Und während sich LPT bisher in der Öffentlichkeit eher zugeknöpft gezeigt hat, sucht man derzeit offensichtlich mehr das Gespräch. So war Wiedermann nun auch im Rathaus Neu Wulmstorf, um mit Bürgermeister und führenden Verwaltungsmitarbeitern zu sprechen.

180 Hektar Gewerbefläche sind schon vergeben

Das Interesse der Gemeinde an zusätzlicher Gewerbefläche kommt dabei nicht von ungefähr. Aktuell übersteige die Nachfrage das Angebot, so Ortsplaner Saunus. Zurzeit gibt es über das gesamte Gemeindegebiet verteilt etwa 180 Hektar Gewerbeflächen, die aber weitgehend vergeben sind.

Rund sieben Millionen Euro im Jahr nimmt die Gemeinde dabei an Gewerbesteuern ein. Größtes Areal mit rund 80 Hektar ist das Gewerbegebiet Mienenbüttel direkt an der Autobahn. Vor rund zehn Jahren gab es noch heftige Proteste aus der Bevölkerung gegen die Ausweisung, nun plant die Gemeinde eine Erweiterung um etwa zehn Hektar.

Dazu ist die kreiseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft gerade nach einer Vereinbarung mit der Gemeinde dabei, die notwendigen Grundstücke zu erwerben. Sollte LPT das Gelände doch noch an die Gemeinde verkaufen wollen, würde sie sich dann auch um dieses Areal kümmern, das nahezu gegenüber von der jetzigen Erweiterung liegt. „Als Reserveflächen könnten wir das dort sehr gut gebrauchen“, so Ortsplaner Saunus.

Staatsanwaltschaft ermittel noch gegen LPT

Noch allerdings steht das Unternehmen LPT auch im Fokus verschiedener Verfahren: So hatte nach den Vorwürfen der Misshandlung von Tieren die Staatsanwaltschaft Stade ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Das sei aber noch nicht abgeschlossen, so die Staatsanwaltschaft. Tierversuche seien nicht grundsätzlich verboten, deshalb müsse in diesem Fall noch weiterer Expertenrat hinzugezogen werden.

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Offen ist zudem noch die Klage von LPT gegen das Betriebsverbot durch den Landkreis Harburg. Eine Entscheidung beim Verwaltungsgericht Lüneburg sei noch nicht gefallen, teilte die Kreisverwaltung mit. Und LPT will trotz einer möglichen anderen Nutzung die Klage auch noch nicht zurückziehen.

Rückstände von Chemikalien oder Medikamenten im Boden?

„Das sind prozesstaktische Überlegungen, die momentan noch mit den Anwälten beraten werden“, hieß dazu von dem Unternehmen. Auf dem Gelände von LPT lässt der Kreis durch Gutachter auch prüfen, ob dort der Boden möglicherweise durch Rückstände von Chemikalien oder Medikamenten in abgelagertem Katzenstreu kontaminiert ist.

LPT selbst nutzt die „laufend gewarteten und bewachten Gebäude“ unterdessen aktuell nur noch für „organisatorische Belange“.