Egestorf. Saison im Barfußpark startet am 23. April, nun ohne Corona-Auflagen. Für Menschen aus der Ukraine ist der Besuch kostenlos.
Im Barfußpark Lüneburger Heide in Egestorf rollen an diesem Tag die Bagger. Überall wird gearbeitet, geschraubt und sauber gemacht. Die zahlreichen Sturmschäden, es sind fast 50 Bäume auf dem Areal entwurzelt worden, sind noch lange nicht alle beseitigt. Dabei startet der Park an diesem Sonnabend in die Saison.
Trotzdem wirkt Geschäftsführerin Kerstin Albers in all dem Gewusel wie die Ruhe selbst. Das war nicht immer so. Ihre Corona-Erkrankung hat sie verändert. Im vergangenen Jahr erkrankte sie genau zur Saisoneröffnung.
Unwetter haben große Schäden im Barfußpark angerichtet
Ihr Team musste den Start allein stemmen. Dabei merkte sie: „Es geht alles auch irgendwie ohne mich, zwar anders, aber es geht.“ Das habe ihr die nötige Gelassenheit gebracht, die sie schon lange gesucht hatte. Und so nimmt sie auch an diesem Tag mit einem Lächeln zur Kenntnis, dass es noch keine Lösung für das Anbringen des Salzes im sanierten Salzineum gibt, ein vom Sturm entwurzelter Baum auf den Weg zu fallen droht und im neuen verbreiteten Eingangsbereich die Steine nicht fertig verlegt sind – und wo ist eigentlich der bestellte neue Zaun? Der alte war dem Sturm ebenfalls zum Opfer gefallen.
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Seit 2015 ist Albers hauptamtliche Chefin im Park. Zuvor war sie bei der Gemeinde angestellt gewesen und hatte sich bereits um die Kasse gekümmert und die Entstehung des Parks mitverfolgt. Mit dem Start der Saison beginnt für die 57-Jährige wieder die heiße Phase. In den kommenden Monaten wird sie Rund-um-die-Uhr im Einsatz sein, in allen Bereichen tätig mitwirken, notfalls an der Kassen einspringen. Urlaub gibt es erst nach der Saison ab Oktober. Albers stört das nicht.
Während andere Institutionen in den vergangenen zwei Jahren durch Corona weniger Besucher hatten, verzeichnete der Barfußpark einen regelrechten Ansturm. „Wir hatten mehr als 100.000 Besucher in den beiden Corona-Jahren“, berichtet Albers. In normalen Jahren sind es etwa 90.000. Und man muss beachten, dass in den beiden vergangenen Jahren die Saison erst mehrere Wochen verspätet anfing, als die Corona-Auflagen es endlich zuließen. Wenn sich am morgigen Sonnabend, 23. April, die Türen zum Barfußpark wieder öffnen, dann erstmals wieder ganz regulär und ohne Auflagen. „Wir stellen es den Besuchern frei, ob sie Maske tragen wollen“, erklärt Albers. Sie setzt auf die Eigenverantwortung der Menschen.
Die Pandemie hat auch im Barfußpark für Veränderungen gesorgt. Der Eingangsbereich wurde vergrößert. Wenn die Genehmigung da ist, soll hier noch deutlicher die ankommenden Gästeströme von denen auf dem Rückweg getrennt werden. Zudem hält Albers an dem im vergangenen Jahr eingeführten Online-Buchungssystem fest. Es werden aber auch Karten an der Kasse an spontane Besucher verkauft.
Erstmals gibt es ein Ferienprogramm auch für Erwachsene
In dieser Saison gibt es auch wieder Programm wie vor Corona. Lachyoga wird angeboten, genauso wie ein Ferienprogramm für Kinder und erstmals auch für Erwachsene. Kinder können zum Beispiel am 1. August bei „Lebenslänglich – das lange Leben der Abfälle in unserer Natur“ etwas über die Lebenszeit von Abfall erfahren und warum es so wichtig ist, den Wald sauber zu halten. Die Eltern können währenddessen beim „Schnupper-Yoga“ einfache Übungen im Yoga-Wald zum Entspannen erlernen.
Das Areal umfasst knapp 14 Hektar und liegt größtenteils im Naturschutzgebiet. Rund 60 Stationen erwarten den Besucher in Egestorf, nicht alle sind für die Füße. Es geht auch ums Riechen, Hören, Erfühlen. Im vergangenen Jahr kam die Klangwelt und die Steinstation aus Findlingen hinzu. Was in diesem Jahr neu ist, entdecken Interessierte bereits beim Blick auf die Internetseite.
Als Zeichen für den Frieden: Freier Eintritt für Ukrainer
Dort gibt es einen Hinweistext auf Kyrillisch. Grund: Der Betreiber des Parks gewährt Ukrainern freien Eintritt. Damit möchte man ein Zeichen für den Frieden setzen. „Wir verurteilen kriegerische Konflikte jeder Art – an jedem Ort. Um diese Haltung zu demonstrieren, ermöglichen wir in diesem Jahr während der gesamten Saison Menschen mit gültigem ukrainischem Pass freien Eintritt in den Park“, heißt es dazu in einer Erklärung. Der Barfußpark sei ein Ort der Besinnung und Freude – ein Ort, an dem man sich energetisch aufladen und hoffentlich zumindest für ein paar Stunden richtig gut abschalten könne.
Denn wer einmal auf nackten Sohlen über den weichen Waldboden in Egestorf gelaufen ist, während die Vögel zwitschern und der Wind durch die Bäume rauscht, fängt automatisch an, langsam abzuschalten. Vielleicht rührt die Gelassenheit von Kerstin Albers also auch ein stückweit daher, dass sie häufig teils auch barfuß durch den Park unterwegs ist und Interessierten die Stationen erklärt und sich sogar als Fußmodel zur Verfügung stellt wie an diesem Tag.
Auch wenn es keine Pflicht ist, mit nackten Füßen die drei möglichen Strecken durch den Barfußpark zu laufen, so ist es doch empfehlenswert. Da hat Jorge González, Choreograf und Model, wirklich einiges verpasst. Er hatte bei einer Fernsehaufzeichnung im Barfußpark seine Füße nicht nackt zeigen wollen und auf ein Fußdouble bestanden, wie Albers sich lachend erinnert. Doch sie ergänzt: „Aber er war sehr nett.“ Was dieser Wald nicht alles schon gesehen hat.
Preise, Anfahrt und Öffnungszeiten:
- Der Barfußpark Lüneburger Heide liegt in Egestorf, Ahornweg 9, im Landkreis Harburg. In der Sommersaison ist Egestorf mit den Heide-Shuttle-Linien 2 und 3 kostenlos zu erreichen. Ansonsten empfiehlt sich eine Anreise mit dem Auto.
- Geöffnet ist der Park täglich auch an Sonn- und Feiertagen vom 23. April bis 30. September, und zwar von 9 bis 18 Uhr. Einlass bis 18 Uhr, der Park schließt um 20 Uhr.
- Die Tickets gibt es online unter https://www.barfusspark-egestorf.de oder vor Ort. Der Eintritt kostet für Erwachsene (ab 16 Jahre) 7,50 Euro und für Kinder ab vier Jahre 5,50 Euro. Wer möchte kann auch Kombi-Ticket inklusive Eintritt ins angrenzende Naturbad Aquadies für 9,50 beziehungsweise 6,50 Euro erstehen.
- Es gibtzwei Kioske sowie ein das Restaurant Naturium. Wer mag, kann hier auch die Füße von Knabberfischen pflegen lassen.