Egestorf. Barfußpark öffnet am Sonnabend – ohne Klage, dank politischer Unterstützung. Tickets gibt es nur online.

Die Schuhe aus, die Socken weg, das Gefühl von Freiheit an den Füßen genießen und dabei einen Spaziergang durch die Lüneburger Heide einmal als ein ganz anderen Sinnen erleben: All das ist im Barfußpark in Egestorf möglich – und nach einem Hin- und Her auch von offizieller Seite wieder erlaubt. Der Barfußpark Lüneburger Heide darf öffnen. Los geht’s an diesem Wochenende. Und zwar am Sonnabend, 15. Mai.

Vor einigen Wochen sah es noch ganz so aus, als wenn das Barfußvergnügen warten muss. Denn wie berichtet, durften in Niedersachsen laut der jüngsten Corona-Verordnung zwar Tierparks, Zoos und botanische Gärten wieder Besucher empfangen – selbstverständlich unter strengen Corona-Auflagen – der Barfußpark aber nicht. Und das obwohl im Landkreis Harburg der maßgebliche Inzidenzwert unter 100 liegt, obwohl der Park über eine Hygienekonzept verfügt und sich alles draußen abspielt, und obwohl im vergangenen Corona-Sommer der Park noch öffnen durfte.

Barfußpark-Chefin stand Ende April vor einem Rätsel

Das Problem war laut Barfußpark-Chefin Kerstin Albers, dass in der Verordnung des Landes diesmal ein kleiner, aber für den Park entscheidender Zusatz fehlte. Er stellte ähnliche Freizeitanlagen unter freiem Himmel den Tierparks und botanischen Gärten in Sachen Öffnungsperspektive gleich. Warum das so war und wie es nun für den Barfußpark weitergehen sollte? Albers, die mit dieser Änderung nicht gerechnet hatte, stand Ende April vor einem Rätsel. Und nach einigen Gesprächen auch mit der juristischen Vertretung des Heideparks Soltau, der sich erfolgreich vor Gericht gegen die Schließung wehren konnte, kündigte die Geschäftsführerin des Barfußparks auch juristische Schritte an.

Zur Klage vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg kam es aber nicht. Das langwierige Verfahren blieb der Geschäftsführung des Barfußparks erspart. Unter anderem auch wegen der medialen Aufmerksamkeit und zahlreicher Gespräche mit Politikern und Vertretern aus den Rathäusern und Ministerien. „Politiker auf kommunaler und Landesebene haben sich für uns eingesetzt“, berichtet Albers. Das Vertrauen in die Politik hat sich gelohnt, der Barfußpark gilt nun wieder als gleichgesetzt mit botanischen Gärten und darf dementsprechend öffnen. „Wir sind so dankbar darüber“, sagt Albers.

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Barfußpark öffnet wieder an diesem Sonnabend

Von Sonnabend an hat der Barfußpark Lüneburger Heide nun geöffnet, und zwar täglich von 9 bis 18 Uhr. Die Saison erstreckt sich bis voraussichtlich 30. September. Die Stationen auf dem 2,7 Kilometer langen Barfußpfad sind nach der Winterpause „aufgefrischt“ worden. Zudem gibt es einige neue Erlebnisstationen, wie den Klangwald, die Schätzsteine und einen „Müllgarten“.

Über ein blaues Meer aus kleinen Glasstückchen können Besucher des Barfußparks wandern.
Über ein blaues Meer aus kleinen Glasstückchen können Besucher des Barfußparks wandern. © Barfusspark | c_eichhorn

Wer diese erkunden möchte oder einmal durch eine Lehmkuhle waten, über Glasstückchen laufen sowie die Hängeseilbrücke mit nackten Füßen überschreiten möchte, braucht allerdings ein Online-Ticket. Vor Ort gibt es keine mehr an der Kasse. „Das ist für einige etwas umständlicher, das ist uns klar. Wir hoffen auf das Verständnis aller Barfuß-Fans, dass die Kasse vor Ort geschlossen bleiben muss“, sagt Geschäftsführerin Albers. Durch die Onlinereservierung stellt der Park aber sicher, dass die Zahl der Besucher sich in den vorgeschriebenen Grenzen hält. Das dafür nötige Online-Ticket-System soll an diesem Mittwoch, 12. Mai, freigeschaltet werden. Einen negativen Test oder einen Nachweis für eine Infektion als Genesener braucht es nicht.

Die Parkleitung hat weiter in den Infektionsschutz investiert

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

In den vergangenen Monaten hat die Parkleitung weiter in den Infektionsschutz investiert. An allen Engstellen wurde zusätzlich nachgebessert, der Eingangsbereich verbreitert, der Waschplatz am Ende der Strecke für ein besseres „Abstandhalten“ um zwei Meter vergrößert. Im Eingangsbereich sowie auf den Toiletten ist das Tragen einer Maske Pflicht. Riech- und Fühlkästen sowie das Salzineum bleiben aus Sicherheitsgründen geschlossen.

So holprig der Start in die Saison war, so optimistisch geht das Barfußpark-Team nun ans Werk. Da ist sogar die Rede von geplanten Veranstaltungen wie stimmungsvollen Märchenabenden mit Janette Rauch sowie einem Programm zum Tag des Fußes. Der ist übrigens am 28. Juni. In der Vergangenheit wurde dieser große Feiertag im Barfußtag mit witzigen Aktionen und Angeboten zelebriert, wie das Backen von Käsefüßen, einem Barfuß-Workshop oder einer Olympiade für Kinder.

Der Barfußpark Lüneburger Heide

Der Barfußpark Lüneburger Heide ist ein Herzensprojekt des Journalisten Jan Peters. Auf einer Motorradtour besuchte er einen und beschloss diese Idee nach Norddeutschland zu holen.

Ursprünglich sollte der Park in Schleswig-Holstein entstehen. Doch dann fand Peters in der Gemeinde Egestorf Unterstützung für seine Idee.

Nach mehr als zehn Jahren ist der Barfußpark ein Naherholungsort für Hamburger genauso wie eine Naturattraktion für Touristen in der Lüneburger Heide geworden.

In Potsdam wurde ein weiterer Barfußpark eröffnet. Der Brunsbüttler Peters ist dort Mitgesellschafter. Zudem hat er eine Stiftung gegründet, baut Windräder, lagert Getreide und verleiht Unimogs.