Neu Wulmstorf. Verantwortliche von Schwarz Cranz in Neu Wulmstorfer mussten aber Geldauflage zahlen. Klage wegen Insolvenzverschleppung läuft noch.

Bakterien in der Produktion, Betriebsdurchsuchungen, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und zudem eine spektakuläre Insolvenz: Vor einem Jahr geriet das Neu Wulmstorfer Traditionsunternehmen Schwarz Cranz in die Schlagzeilen. 550 Mitarbeiter des seinerzeit größten Arbeitgebers der Gemeinde verloren ihren Job. Nun hat die juristische Aufarbeitung dieses Falles begonnen.

So hatte die Zentralstelle für Landwirtschaftsstrafsachen bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Oldenburg ein Verfahren gegen „zwei verantwortlich Handelnde“ wegen des „Inverkehrbringens nicht zum Verzehr geeigneter Lebensmittel“ eingeleitet. Dieses Verfahren werde nicht mehr weiterverfolgt, teilte die Staatsanwaltschaft auf Abendblatt-Anfrage mit. Die beiden Beschuldigten hätten die zuvor bereits ausgesprochenen Geldauflagen erfüllt, das Verfahren sei deswegen „nunmehr endgültig“ eingestellt worden. Zu ihren Gunsten sei die „bisherige strafrechtliche Unbescholtenheit“ berücksichtigt worden, die eine Anklageerhebung nicht erforderlich erscheinen ließ. Zur Höhe der Zahlungen machte die Staatsanwaltschaft keine konkreten Angaben, sprach aber von einem vierstelligen und einem fünfstelligen Betrag.

Es ist nicht klar, ob belastete Lebensmittel in den Verkauf gelangt sind

Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zudem zu den Ergebnissen der Betriebsdurchsuchungen, die es seinerzeit nach anonymen Hinweisen durch Behörden gegeben hatte und bei denen Fleischwaren auch beanstandet wurden. Rund 801 Tonnen mussten daher in eine Verbrennungsanlage gebracht werden, Tiefkühlrohware wurde zu Heimtierfutter verarbeitet. Innerhalb des Betriebes seien zwar Lebensmittel festgestellt worden, die nicht zum Verzehr geeignet waren. Dass aber solche belasteten Lebensmittel auch in den Verkehr gelangt sind, habe man nicht feststellen können, so die Oldenburger Staatsanwaltschaft.

Mit der nun erfolgten Einstellung ist die frühere Geschäftsführung von Schwarz Cranz aber lange noch nicht aus dem Schneider, zumindest nicht aus juristischer Sicht: So hat jetzt der Insolvenzverwalter von Schwarz Cranz, der Hamburger Rechtsanwalt Friedrich von Kaltenborn-Stachau die beiden früheren Geschäftsführerinnen wegen Insolvenzverschleppung verklagt, wie er dem Abendblatt bestätigte. Er mache da einen „hohen mehrstelligen Millionenbetrag“ geltend, sagt Kaltenborn-Stachau.

Verschieden Gläubiger fordern noch bis zu 100 Millionen Euro

Auf rund 70 bis 100 Millionen Euro wird unterdessen die Summe der Forderungen geschätzt, die verschiedene Gläubiger beanspruchten. Einen Teil davon konnte der Insolvenzverwalter durch den Verkauf von beweglichen Gütern und Maschinen erzielen. Aber die Hallen und das fast vier Hektar große Gelände hatten nicht zu Insolvenzmasse gehört und waren schon vor einigen Jahren von Schwarz Cranz in eine eigenständige Immobiliengesellschaft überführt worden. Was mit dem Areal mitten im Neu Wulmstorfer Gewerbegebiet nun passiert, ist unklar. Die Schwarz-Cranz-Immobiliengesellschaft wurde nach Information der Gemeinde an ein Hamburger Unternehmen verkauft, eine Kontaktaufnahme sei aber trotz mehrfacher Versuche bisher nicht zustande gekommen, sagt Bürgermeister Wolf Rosenzweig. Dabei gebe es genügend Interessenten, die sich auf der Fläche ansiedeln wollten, so der Bürgermeister, der nun befürchtet, dass man es dort länger mit einer Industriebrache zu tun haben könnte.

Ein Verkauf des Traditionsunternehmens wurde versucht, scheiterte aber 2020

Öffentlich waren die Probleme bei Schwarz Cranz zuerst im Frühherbst 2020 geworden, als das Unternehmen die Insolvenz angemeldet hatte. Kostensteigerungen im Einkauf, Mehraufwand wegen Corona und die verzögerte Auszahlung eines Kredits wurden als Begründung aufgeführt. Wenige Wochen später verkündete Insolvenzverwalter Kaltenborn-Stachau dann, dass er mit einem Tochter-Unternehmen des Fleischkonzerns Tönnies einen Käufer gefunden habe. Aber auch die Schwarz-Cranz-Geschäftsführung verwies darauf, dass auch sie einen „namhaften“ Hamburger Investor gefunden habe, der das Unternehmen fortführen wolle.

Letztendlich kam es aber zu keinem Verkauf, weil im November bei Routine-Kontrollen Listerien in der Produktion gefunden wurden. „Umfangreiche Reinigungs und Hygienemaßnahmen“ habe man veranlasst, teilte seinerzeit der Insolvenzverwalter mit. Und dabei hätten sich „gravierende Mängel“ gezeigt, die hohe Investitionen erforderten. Tönnies sprang daher wieder ab und Gläubigerausschuss und Insolvenzverwalter beschlossen schließlich die Stilllegung der Produktion in Neu Wulmstorf.