Buxtehude. Ehepaar Findeisen wird bei Suche nach Ferienunterkunft getäuscht. Sie sind nicht die Einzigen, die Opfer eines Schwindels wurden.
Verführerische Fotos, ein günstiger Preis und kurzfristig verfügbar: Argumente, die Betrüger derzeit nutzen, um mit gefälschten Anzeigen angebliche Ferienwohnungen anzubieten. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt jetzt vor solchen gefälschten Anzeigen im Internet. Ein Opfer ist das Ehepaar Findeisen aus Buxtehude. Sie haben arglos 750 Euro für eine Ferienwohnung gezahlt. Danach brach der Kontakt zu der angeblichen Vermittlerin abrupt ab.
Die Situation der Findeisens dürfte einigen Urlaubern in diesem Sommer bekannt vorkommen: Das Ehepaar musste seine Ferien in den Niederlanden stornieren, weil das Land inzwischen als Hochrisikogebiet eingestuft wird. Am vergangenen Wochenende suchten sie nach Ersatz, zunächst bei einem Reisebüro am Flughafen und auf den einschlägigen Internetseiten. Doch überall war ein Ziel an Nord- oder Ostsee, das sie nun anstrebten, nicht zu finden. „Schließlich haben wir eine Suchanzeige bei ebay aufgegeben“, sagt Maik Findeisen. Es meldete sich eine Anna-Lena Behn, die aber nicht telefonisch, sondern nur per E-Mail zu erreichen war.
Haus soll nur 300 Meter vom Strand entfernt sein und einen Pool haben
Behn schickte stylische Fotos von Wohn- und Schlafräumen, Badezimmern und verwies darauf, dass das Anwesen nur 300 Meter vom Strand in Bensersiel entfernt sei und einen Pool und einen großen Garten habe. Findeisen und seine Frau Ramona waren einverstanden, erhielten eine Rechnung über 750 Euro für einen Aufenthalt von zehn Tagen und schickten das Geld per Online-Echtzeitüberweisung zur N26 Bank. Doch danach war der Kontakt rasch beendet.
Am Montag, als die beiden auf die Reiseunterlagen warteten und nachfragten, kam eine letzte Mail. In ihr war von einem Totalausfall des Internets die Rede. Dann nichts mehr. Dem Ehepaar dämmerte, dass sie an einen Betrüger geraten waren. Noch am selben Tag stellte Maik Findeisen Strafanzeige an seinem Wohnort Buxtehude. Die auf der Rechnung angegebene Adresse in Stellingen checkte er nicht mehr.
Zwei weitere Fälle hat die Polizei im Kreis Stade aufgenommen
Neben seiner Anzeige hat es in diesem Jahr im Landkreis Stade zwei weitere gegeben, bei denen Betrüger über Angebote für Urlaubsunterkünfte zu Geld kommen wollten. Im ersten Fall, bei dem es um ein Haus in Dänemark ging, war der Interessent im Juli durch Recherchen im Internet argwöhnisch geworden und hatte nicht gezahlt. Im dritten Fall gehörte die Ferienwohnung gar nicht dem Reisebüro, das die Unterkunft vermittelt hatte. „Hier hatte der Kunde tatsächlich an den Betrüger gezahlt“, sagte Polizeihauptkommissar Rainer Bohmbach, der Sprecher der Polizeiinspektion Stade, dem Abendblatt. „Wir sind sonst eher skeptisch, aber in unserem Fall haben wir ein positives Vertrauen zu dem Angebot gehabt“, sagt Findeisen im Rückblick auf das Geschehen.
Als der 59-Jährige bei der Touristeninformation Bensersiel anrief, brauchte er die Lage nicht lange zu erläutern. „Bei uns sind in den vergangenen 14 Tagen allein acht bis zehn Anrufe zum selben Thema eingegangen“, sagte Torsten Gesch, der für die Touristeninformation arbeitet, dem Abendblatt. „Es werden immer dieselben Fotos verschickt und ein Ferienhaus versprochen. Aber so etwas gibt es bei uns nicht und zudem nicht zu einem so günstigen Preis.“
Eine Familie reiste an und musste woanders untergebracht werden
Schlimm war es vor allem für eine Familie mit „Mama, Papa, Oma und zwei Kindern“, so der Touristikfachmann. Alle fünf waren sogar angereist und konnten dann immerhin noch in einem Haus in der Nähe untergebracht werden. Gesch warnt nun davor, Suchanzeigen aufzugeben, weil auf sie oft Betrüger reagieren würden. Zudem solle man bei besonders günstigen Preisen auch besonders vorsichtig sein.
Die Verbraucherzentrale Niedersachsen bestätigt die Einschätzung aus Ostfriesland. Gerade wer spontan noch eine Ferienunterkunft suche, solle genau hinschauen: „Auf den bekannten Online-Portalen wie Airbnb, eBay Kleinanzeigen oder FeWo-Direkt sind zurzeit immer wieder Anzeigen fingierter Ferienhäuser und -wohnungen zu finden“, sagt Kathrin Körber, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Unterkünfte gibt es nicht oder sie sind schon vermietet
Urlauber stünden dann vor leeren Grundstücken oder Unterkünften, die bereits anderweitig vermietet sind. „Die Betrüger locken mit ungewöhnlich niedrigen Preisen und schönen Bildern vom vermeintlichen Mietobjekt“, sagt Körber. Wie bei den Findeisens.
Die Verbraucherzentrale rät Interessenten, niemals die Überweisung des Mietpreises oder einer Anzahlung außerhalb der Plattform vorzunehmen. Kämen Bargeldtransferdienste wie Western Union oder MoneyGram ins Spiel, rät die Expertin insgesamt vom Angebot ab. Sie seien unsicher und oft ein Hinweis auf einen Betrugsversuch.
Umgehend sollte Anzeige bei der Polizei gestellt werden
„Betroffene sollten umgehend Anzeige bei der Polizei erstatten und den jeweiligen Plattformbetreiber informieren“, erklärt Körber. So könne verhindert werden, dass weitere Nutzer der Masche zum Opfer fallen. Wurde eine Zahlung veranlasst, sollten Verbraucher zeitnah ihre Bank kontaktieren. In manchen Fällen kann noch eine Rückbuchung veranlasst werden.
Damit rechnen die Findeisens nicht. „Aber wir hoffen, dass durch unseren Hinweis andere Menschen vor ähnlichen Betrügern gewarnt und damit geschützt werden können.“
Vorsicht! Tipps bei der Urlaubsbuchung:
- Unseriöse Anzeigen im Internet fallen vor allem dadurch auf, dass bei Buchung einer Ferienwohnung nicht nur eine Anzahlung, sondern immer direkt der vollständige Mietbetrag bezahlt werden soll – unabhängig vom Reisezeitraum. Außerdem können Name, Anschrift und Telefonnummer des Vermieters fehlen.
- Eine genaue Beschreibung der Unterkunft ist häufig nicht vorhanden. „Vorsicht ist auch geboten, wenn der Kontakt verlangt, für die weitere Kommunikation die Buchungsplattform zu verlassen“, sagt Kathrin Körber, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
- Eine seriöse Buchungsplattform für eine großzügige Ermäßigung zu übergehen und informell zu buchen, gilt als verdächtig. Plattformen wie Airbnb oder Ferienhausmieten.de haben Absicherungen für Kunden eingerichtet. So steht bei Ferienhausmie ten.de eine Entschädigung bis zu 500 Euro in Aussicht, wenn man etwas bucht, das sich als Fake herausstellt.