Nindorf. Neuer Standort für den Rettungsdienst im Landkreis Harburg entstand in Nindorf. Bau steckt voller moderner Details
Ihre ersten Einsätze haben die beiden künftig in Nindorf stationierten Rettungswagen bereits am vergangenen Wochenende gefahren. Neben Kreislauferkrankungen mussten die Retter bereits zu einem schweren Verkehrsunfall mit der Verletzten und zu einem Sportunfall ausrücken. Das ist nur der Anfang.
Im Landkreis Harburg rechnet man damit, dass rund 3300 Einsätze jedes Jahr durch die Krankenwagen der neuen Rettungsstation vor allem in den Samtgemeinden Salzhausen und Hanstedt angefahren werden müssen. Die neue Rettungswache in Nindorf sichert die Notfallversorgung der Menschen zwischen Buchholz und Wörme im Westen, von Ramelsloh, Horst und Pattensen im Norden, der Samtgemeinde Salzhausen im Osten, bis hinein in den Landkreis Lüneburg und der Samtgemeinde Hanstedt bis Evendorf im Süden, bis in den Heidekreis.
Familie Tietz vom Tierpark baut die Rettungswache
„Bei der Hilfe für Menschen in einer Notlage ist die Zeit sehr oft ein wichtiger Faktor“, betonte Harburgs Landrat Rainer Rempe in seiner Eröffnungsrede. „Es sei nicht nur die gesetzliche Vorgabe, sondern unser erklärtes Ziel, dass mindestens 95 Prozent der jährlichen Einsatzstellen innerhalb von 15 Minuten sicher erreicht werden“, so Rempe. Und genau dies stellte sich in den vergangenen Jahren zunehmend als Problem dar. Denn bisher waren die Rettungswagen im Krankenhaus Salzhausen stationiert. Ein Gutachten empfahl daher eine Lage westlich der Bundesautobahn 7 und östlich von Nindorf. „Daher kam eigentlich nur ein Standort in der Nähe des Wildparks Lüneburger Heide in Frage, die unmittelbare Nähe zur A7 ist natürlich ideal“, sagt Rempe. Darum sei die Wildpark-Betreiberfamilie Tietz angesprochen worden.
Am Montagvormittag wurde die Wache mit dem symbolischen Schnitt durch ein Absperrband eröffnet. Familie Tietz baute die Rettungswache. „Als uns der Landkreis Harburg vor zwei Jahren über seine Pläne informierte, haben wir sofort zugesagt, bei der Standortsuche zu helfen“, sagt Alexander Tietz. Gemeinsam mit seinem Vater Norbert habe er dann ein rund 4000 Quadratmeter großes Grundstück der Familie am Fastweg ausgemacht und dem Landkreis vorgeschlagen.
Eine Delegation aus dem Landkreis Harburg begutachtete den Standort und war begeistert. „Es hat dann noch etwas gedauert, bis der Bebauungsplan geändert wurde, aber da die Rettungswache politisch von allen Seiten gewollt war, konnten wir schnell mit dem Bau beginnen“, so Tietz. Eigentümer des Grundstückes bleiben die Wildpark GmbH und die Familie Tietz. Ein 25 Jahre gültiger Mietvertrag mit dem Landkreis Harburg, bei Bedarf mit zwei Verlängerungsoptionen von je fünf Jahren, soll die Baukosten von 990.000 Euro für die Rettungswache wieder einholen.
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Die Familie Tietz hatte die Bau- und Erschließungskosten für das Grundstück, im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Projekts komplett selbst finanziert. Es entstand ein rund 327 Quadratmeter großer Zweckbau der optimale Arbeitsbedingungen bietet und mit klimafreundlicher Wärmepumpenheizung und Glasfasernetz ausgestattet ist. Dank gemeinsamer Planungen von Wildpark, Landkreis und Rettungsdienstgesellschaft entstand die bundesweit wohl erste Rettungswache direkt unter einem Baumwipfelpfad. „Wir sind glücklich, ein Grundstück gefunden zu haben, dass kurze und schnelle Rettungswege ermöglicht, aber unseren Publikumsverkehr nicht behindert“, sagt Alexander Tietz. „Die Urlaubsregion Lüneburger Heide wird durch die neue Rettungswache ebenfalls ein Stück sicherer.“
Jeweils 200.000 Euro haben die mobilen Notfallwagen gekostet
Wie stolz die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihre neue Wache sind, zeigt Notfallsanitäter Markus Bodmann. Geduldig erklärt er Landrat Rainer Rempe und der Familie Tietz die Gerätschaften in einem der beiden neuen Rettungsfahrzeuge. Jeweils 200.000 Euro haben die mobilen Notfallwagen gekostet. Nicht ganz so kostspielig, aber ebenfalls hilfreich ist ein großer Alarmmonitor im Flurgang der Wache. „Zudem erhält jeder Mitarbeiter der RTW-Besatzungen einen eigenen Ruheraum mit Bett. Und der Herd wird im Alarmfall abgeschaltet, damit die Pizza nicht im Ofen verbrennt, wenn wir los müssen“, erklärt Notfallsanitäter Bodmann.
Aktuell verfügt der der Landkreis Harburg über sieben durchgängig besetzte Rettungswachen und einen Interimsstandort mit Tagesbetrieb. Jährlich fahren die Rettungswagenbesatzungen im Landkreis Harburg rund 27.000 Einsätze und 20.000 Krankentransporte. Um die Rettungsinfrastruktur weiter zu verbessern, wird die Rettungswache in Tostedt im Juni durch einen Neubau ersetzt. Für Drage-Eichholz ist ein dauerhafter Standort in Arbeit und in Seevetal-Lindhorst soll so schnell wie möglich mit der Erweiterung der bestehenden Rettungswache begonnen werden.