Buxtehude. In Buxtehude wird in einem Parkhaus getestet. Software wurde ursprünglich für Kletterkurse in Tirol entwickelt. Ein Praxistest.
Der weiße Kittel, die Maske und eine Schutzbrille, die ihm ein fast insektenhaftes Aussehen verleiht, wirken vielleicht zunächst etwas bedrohlich. Doch der Eindruck ist schnell verflogen. Mit freundlicher Geste bittet der Mann in seiner dichten Schutzausrüstung hier im neuen Buxtehuder Corona-Schnelltest-Zentrum darum, auf einem der beiden Stühle für Testwillige Platz zu nehmen. Im vorderen Bereich der Nase dreht er ein Stäbchen ein paarmal hin und her, ein leichter Druck, mehr ist nicht zu verspüren – und dann war es das auch schon.
Das war ein kostenloser Corona-Schnelltest, wie er derzeit vielerorts als große Chance gesehen wird, um in der Pandemie wieder ein Stück Normalität zu erlangen. In Niedersachsen soll es sogar nach Ostern Modell-Kommunen geben, wo möglichst viele Tests weitere Lockerungen erlauben könnten.
In Stade und Harburg entstehen derzeit viele Testzentren
In den Landkreisen Stade und Harburg aber auch im Hamburger Bezirk Harburg werden daher in diesen Tagen immer mehr solcher Zentren eröffnet, wo man sich kostenlos testen lassen kann. „Mindestens“ einmal in der Woche soll das jetzt für jeden Bürger möglich sein, heißt es in der bis Ende Juni gültigen Bundes-Verordnung dazu etwas schwammig. Ob sich jemand auch zwei Mal in der Woche testen lässt, wird eben nicht geprüft.
„Die Schnelltests können unabhängig vom Wohnort gemacht werden“, sagt Alexander Stüwe. Der Apotheker hat das Buxtehuder Zentrum maßgeblich organisiert, seit Montag ist es in Betrieb. Mehr als 600 Tests gab es in den ersten beiden Tagen schon, darunter drei positive Ergebnisse. Ziel sind 700 Tests pro Tag. Wobei das Buxtehuder Testzentrum (www.testzentrum-buxtehude.de) an einem eher ungewöhnlichen Ort steht. In Zusammenarbeit mit dem Altstadtverein, der Stadt Buxtehude und dem örtlichen Kaufhaus Stackmann konnte es in Rekordzeit im Stackmann-Parkhaus eingerichtet werden. „Dort ist es geschützt aber gleichzeitig auch schön luftig, einfach ideal“, sagt Stüwe.
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In seiner Brücken-Apotheke hatte er schon vor einiger Zeit Schnelltests als Dienstleistung angeboten. Als dann der Plan der kostenlosen Tests bekannt wurde, sei die Überlegung für ein solches Zentrum entstanden. „Das ist einfach eine tolle Sache, um mit Tests wenigstens für einige Stunden etwas Sicherheit zu bekommen“, sagt Stüwe.
Weil er auch Vorstandsmitglied im Altstadtverein ist, wurde die Idee dort diskutiert. Schnell brachte der im Verein ebenfalls vertretende Stackmann-Geschäftsführer das Parkhaus ins Spiel, die Stadt sagte einen Zuschuss für die Anschubfinanzierung zu und Stüwe nutzte sein Apothekernetzwerk, um nach geeigneter Software zu suchen. Fündig wurde er bei Kollegen in Tirol, die schon länger testen als in Deutschland und ein Programm nutzen, das ursprünglich einmal für die Buchung von Kletterkursen entwickelt worden war. Terminbuchung, Laborarbeit, Barcode scannen – alles sei aus einem Guss, sagt Stüwe. „Und so gut wie alles ist digital, wir machen nix mit Zettelwirtschaft.“
In Buxtehude stellte private Initiative Zentrum auf die Beine
So läuft es dann bei dieser privaten Initiative offensichtlich völlig anders als etwa bei den Impfterminvergaben. Man bucht im Internet Zeiten, die im Fünf-Minuten-Takt angelegt und einige Tage voraus buchbar sind, druckt eine Einverständniserklärung aus, die unterschrieben mitgenommen wird. Dann bekommt man am Empfang ein Probenröhrchen in die Hand und schon startet der Test. Einfach, logisch, serviceorientiert – so der Eindruck. Gut 20 Minuten nach dem Test kommt das Ergebnis – per Mail und in diesem Fall negativ.
Gearbeitet wird dabei im Buxtehuder Parkhaus-Schnelltestzentrum im Zwei-Schichtensystem mit jeweils sechs Leuten. „Mehr als dreieinhalb Stunden hält man es in der Schutzkleidung nicht aus“, berichtet Stüwe, der für diesen Nebenjob gut 90 Bewerbungen von ganz unterschiedlichen Leuten erhalten hatte. Studenten, Senioren aber auch Mütter arbeiten dort nun gemeinsam. Organisiert wird das Schichtsystem von einem Buxtehuder Event-Veranstalter, der sonst Feste oder große Konzerte auf die Beine stellt. „Der hat die Erfahrung mit Personaleinsätzen, das klappt gut“, sagt Stüwe.
Nur in einem Punkt war der Aufbau des Buxtehuder Testzentrums dann doch wieder etwas schwierig. Bei dem vom Bund völlig neu ersonnenen Abrechnungssystem müssen Apotheker als Betreiber nicht mit ihrem gewohnten Stellen abrechnen, sondern mit der Kassenärztlichen Vereinigung, die sich wiederum das Geld vom Bund holt. Zwölf Euro brutto pro Test gibt es dazu – aber eben erst nachdem „jede Menge Papierkram ausgefüllt war“, wie Stüwe sagt.
Hier gibt es Testzentren in Harburg:
- Im Landkreis und Bezirk Harburg sind etliche Zentren für kostenlose Corona-Schnelltests an den Start gegangen – oder werden es. Zum Beispiel beim Harburger Obi-Baumarkt am Großmoordamm. Dort steht auf dem Parkplatz ein Container-Labor, wo man sich kostenlos montags bis sonnabends (8 bis 18 Uhr) testen lassen kann – mit einem einfachen Spuktest. Eine Anmeldung sei nicht erforderlich.
- Ein Drive-In-Testzentrum befindet sich jetzt auf dem obersten Parkdeck (P3) vom Phoenix-Center. Es ist eines von vier Hamburger Zentren, die von der Drogeriekette Budni betrieben werden. Die notwendige Anmeldung erfolgt über www.budni.de Das Besondere: Wie bei Burger-Schnellrestaurants bleibt man im Auto sitzen.
- Ein eher ungewöhnlicher Ort dürfte auch das Veranstaltungszentrum Burg Seevetal sein, wo die örtliche Rathaus-Apotheke ein Schnelltestzentrum aufgebaut hat. Geöffnet ist werktags von 8 bis 18 Uhr und am Sonnabend von 9.30 bis 16.30. Anmeldung: www. corona-test-seevetal.de.
- In Buchholz eröffnet eines morgen im Einkaufszentrum „Buchholzer Höfe“ (ehemals CityCenter). Zunächst soll es donnerstags und freitags von 9 bis 16 Uhr und sonnabends 10 bis 16 Uhr geöffnet sein. Anmeldung: www.johanniter. de/buchholz-testen. Am Freitag wird eines in Winsen (auf der Bleiche) starten. Organisiert ist es sowohl für Fußgänger wie auch für Autofahrer als Drive-In, ohne Anmeldung.
- Auch in Neu Wulmstorf soll von Montag an ein Schnelltestzentrum in Betrieb gehen, das ebenfalls als Drive-In-Anlage organisiert sein soll.