Hamburg/ Bremen. Autistischer Junge gibt sich als Praktikant aus, dann fährt er eine Tour. Die arglosen Passagiere bleiben unversehrt – der Bus nicht.
Wenn es doch bloß mehr junge Menschen gäbe, die sich nichts sehnlicher wünschten, als hinter dem Steuer eines Busses zu sitzen, wie dieser 15-Jährige aus Bremen – in der Personalabteilung der Hamburger Hochbahn würden wohl die Sektkorken knallen. Das Unternehmen sucht händeringend Nachwuchs-Busfahrer.
Regelrecht skurril mutet es allerdings an, wie der 15 Jahre alte Autist am Montagabend seine Leidenschaft für die schweren Fahrzeuge ausgelebt hat: indem er nämlich in Bremen einen Linienbus stahl und damit eine Spritztour machte – und zwar mit Fahrgästen an Bord.
Bremen: 15-Jähriger fährt mit gestohlenem Bus und sammelt Fahrgäste ein
Wie die Bremer Polizei mitteilt, hatte sich der Jugendliche gegen 22.30 Uhr am Montagabend gegenüber einem Busfahrer als Praktikant eines Omnibusunternehmens ausgegeben. Der Fahrer schöpfte keinen Verdacht, im Gegenteil überraschte der Junge den Angestellten mit „beeindruckender Detailkenntnis“. Sogar den Namen des Chefs habe er ihm nennen können. Nachdem er den Fahrer auf seiner Tour begleitet hatte, sei der Junge beim Fahrerwechsel als neue Aushilfe vorgestellt worden und im Bus geblieben.
Bei einem Halt verließ dann der Fahrer mit dem Jugendlichen den Bus. „Doch anstatt zu gehen, kehrte der Junge zurück, öffnete die Tür und setzte die Fahrt fort“, so die Polizei. Ganz wie ein routinierter Busfahrer stoppte der 15-Jährige an einer Haltestelle, um Fahrgäste aufzunehmen. Die ahnten nichts von der illegalen Spritztour und der Scharade. Die Passagiere hätten „tatsächlich“ geglaubt, einen „regulären Busfahrer“ vor sich zu haben, heißt es dazu von der Bremer Polizei einigermaßen verwundert.
Polizei Bremen stoppt gestohlen Bus und prüft Ermittlungen
Allzu lang währte das Glück des 15-Jährigen in dem von mehreren Hundert Pferdestärken angetriebenen fahrbaren Untersatz jedoch nicht. Kurz nach dem Diebstahl alarmierte der echte Busfahrer die Polizei. Den Beamten gelang es wenig später, das Fahrzeug zu orten und zu stoppen. Verletzt worden sei niemand, allerdings habe der Bus Lackschäden davongetragen, außerdem habe sich Gestrüpp in der Karosserie verfangen. Im Zusammenhang mit der Irrfahrt sucht die Polizei Bremen noch Zeugen.
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Der junge Autist sei nach dem Vorfall an seinen Vater übergeben worden. Die Polizei prüfe jetzt, ob und welche Ermittlungen gegen den 15-Jährigen eingeleitet werden, wie ein Sprecher dem Abendblatt auf Anfrage sagte. Unter anderem kämen Tatbestände wie Diebstahl, Sachbeschädigung und das Fahren ohne Fahrerlaubnis infrage.