Die Staatsanwaltschaft wirft Bernd Dieter Kramer bandenmäßige Geldwäsche in vier Fällen vor. Dieser habe die Tatvorwürfe im Wesentlichen gestanden, so die Behörde.
Aachen/Hamburg. Mehr als zwölf Jahre nach der Entführung des Hamburger Multimillionärs Jan Philipp Reemtsma hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen mutmaßlichen Drach-Komplizen erhoben. Das teilte die Behörde am Mittwoch in Aachen mit. Sie wirft Bernd Dieter Kramer bandenmäßige Geldwäsche in vier Fällen vor. Kramer (59) habe die Tatvorwürfe im Wesentlichen gestanden. Er war im November 2006 in Brasilien festgenommen und im Januar 2008 ausgeliefert worden.
Thomas Drach hatte Reemtsma 1996 entführt und für dessen Freilassung nach einem Monat umgerechnet 15 Millionen Euro erpresst. Gezahlt wurden 15 Millionen Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken. Drach war 1998 in Argentinien gefasst worden. Das Hamburger Landgericht verurteilte ihn im März 2001 wegen erpresserischen Menschenraubes zu vierzehneinhalb Jahren Haft.
Die Staatsanwaltschaft Aachen geht davon aus, dass Drach kurz nach dem Erhalt des Lösegeldes seinen Bruder Lutz und seinen Freund Bernd Kramer mit der Geldwäsche beauftragt hatte. Diese ließen sechs Millionen Schweizer Franken in zwei Teilbeträgen von einem Kurier nach Madrid transportieren. Kramer soll den Kurier vermittelt haben, der im Mai 2000 die komplette Summe wieder nach Aachen holte. Lutz Drach wurde vom Aachener Landgericht im April 2006 wegen Geldwäsche zu einer Freiheitsstrafe von sechseinhalb Jahren verurteilt.
Im Jahr 1999 soll Kramer demselben Kurier rund 350 000 gewaschene US-Dollar übergeben haben, der das Geld nach Brasilien überführte und dort dem Drach-Kumpel wieder übergab. Später soll Kramer dem Kurier einen Betrag über 750 000 US-Dollar zum Aufbewahren gegeben haben.
Dieser Kurier hatte vor Gericht ausgepackt und dabei den Namen Kramers ins Spiel gebracht. Insgesamt ein Drittel der umgerechnet 15 Millionen Euro Lösegeld hatte der Mann in Aachen aufbewahrt und nach Brasilien und Madrid gebracht. Kramer sei immer als Kontaktmann aufgetaucht.
Von den Reemtsma-Millionen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft rund eine Million Euro - überwiegend gewaschene US-Dollar - sichergestellt worden. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass Kramer weiß, wo das restliche Lösegeld ist. Ob er sich dazu vor dem Aachener Landgericht äußern wird, sei auch für die Ermittler die spannende Frage, sagte Oberstaatsanwalt Robert Deller.