Es ist eines der größten Brückenbau-Projekte Europas und soll rund 5,6 Milliarden Euro kosten. Seit heute ist die Fehmarnbelt-Querung beschlossene Sache.

Berlin / Kopenhagen. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und die dänische Transportministerin Carina Christensen haben heute in Kopenhagen den Vertrag zum Bau einer Brücke zwischen Deutschland und Dänemark unterschrieben.

Die knapp 20 Kilometer lange Brücke soll ab 2018 die als Fehmarnbelt bezeichnete Meerenge in der Ostsee überspannen und die deutsche Insel Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden. Die Brücke würde die Fahrzeit von Hamburg nach Kopenhagen von heute viereinhalb Stunden um eine Stunde verkürzen. Die Baukosten werden auf rund 5,6 Milliarden Euro geschätzt.

Die Idee der Beltquerung wurde schon vor 16 Jahren geboren, allerdings konnten sich die beiden Länder lange nicht mit der Fianzierung einigen. Deutschland stimmte dem Vorhaben erst zu, nachdem das dänische Königreich sich zur Übernahme des Großteils bereiterklärt hatte. Als die beiden Länder im Juni 2007 eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten, sprach Bundesverkehrsminister Tiefensee (SPD) von "einem für Europa wichtigen Projekt".

Ein Großteil der Kosten sollen durch private Investoren finanziert und mit dänischen Staatsgarantien abgesichert werden. 1,5 Milliarden Euro werden von der EU erwartet. Die Investitionen sollen durch die Brückennutzer wieder hereinkommen, die nach Fertigstellung des Projekts eine Maut bezahlen müssen. Lediglich die Kosten für die südliche Hinterlandanbindung in Deutschland trägt der Bund unter Beteiligung von Schleswig-Holstein. Dafür werden rund 800 Millionen Euro angesetzt.

Die Landesregierung von Schleswig-Holstein bezeichnete die Einigung auf den Bau als "Durchbruch für das größte Infrastrukturprojekt Nordeuropas". Das Bundesland erhofft sich erhebliche wirtschaftliche Vorteile für den gesamten norddeutschen Raum. Allein die voraussichtlich siebenjährige Bauzeit werde rund 2.000 Arbeitsplätze schaffen und langfristig zur Ansiedlung von neuen Gewerbegebieten und damit Arbeitsplätzen führen.

Derweil ebbt die Kritik an dem Projekt nicht ab. Die im Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbelt-Querung zusammengeschlossenen Brückengegner rechnen mit Einbußen auf der Ferieninsel Fehmarn und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Befürchtet werden auch nachteilige Auswirkungen auf die Zugvogelschwärme, die den Fehmarnbelt als kürzeste Strecke für die Ostseeüberquerung nutzen, sowie auf ein Schutzgebiet für Schweinswale. Auch die Sicherheit des Seeverkehrs sei durch die Brücke gefährdet, da die Fahrrinne in der stark befahrenen Ostsee durch die Brückenpfeiler extrem verengt werde.

Der Naturschutzbund NABU kritisiert zudem angebliche Fehlkalkulationen in der Planung: Das festgesetzte Verkehrsaufkommen sowie die darauf aufbauende Kostenkalkulation seien unrealistisch. Die Brücke werde hinsichtlich ihrer eigentlichen Kapazität sowohl beim Straßen- als auch beim Schienenverkehr nur zu zehn Prozent ausgelastet sein. Zudem verteuerten die erheblich gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise den geplanten Bau von den veranschlagten 5,6 Milliarden auf bis zu neun Milliarden Euro, schätzen die Umweltschützer.

Der NABU sieht in dem Staatsvertrag noch keine endgültige Entscheidung für die Beltbrücke und forderte die Parlamentarier auf, die ökologischen und ökonomischen Risiken eingehend abzuwägen.

Auch die Fährbetreiber sehen dem Bau mit Sorge entgegen. Bislang sind auf der Strecke zwischen Puttgarden und dem dänischen Rodby Fähren der Reederei Scandlines im Einsatz. Die 45-minütige Fährstrecke bildet derzeit den kürzesten Weg zwischen Skandinavien und Westeuropa. Die Zuwege zum Fährhafen Puttgarden führen von Hamburg über Lübeck und die 963 Meter lange Fehmarnsundbrücke nach Fehmarn. Die Gewerkschaft Transnet schätzt, dass dort 2.000 Jobs verloren gehen könnten.