Nach Monaten erbitterten Kampfes und schier endloser Wahlkampf-Rhetorik haben die Demokraten tatsächlich einen Anwärter auf das Amt des US-Präsidenten. Er heißt Barack Obama, der nach seinem Sieg in Montana mit 2154 Delegiertenstimmen das Rennen schließlich für sich entschied. Nicht alle haben gratuliert.
Washington. Barack Obama hat sich die Kandidatur fürs Weiße Haus gesichert: Nach fünf Monaten eines ungewöhnlich erbitterten Vorwahlkampfs bezwang er seine Rivalin Hillary Clinton und sicherte sich die Mehrheit für die Nominierung als erster schwarzer Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei. Die Nachfolge von US-Präsident George W. Bush entscheidet sich damit am 4. November zwischen Obama und dem Republikaner John McCain.
"Amerika, das ist unser Augenblick!" rief Obama vor 17 000 jubelnden Anhängern in St. Paul im US-Staat Minnesota aus. "Das ist unsere Zeit. Es ist jetzt an uns, eine neue Seite aufzuschlagen und die Politik der Vergangenheit hinter uns zu lassen."
Bei den beiden letzten Vorwahlen gewann Obama am Dienstag in Montana, Clinton in South Dakota. Der 46-jährige Obama erhielt dabei mindestens 15 Delegiertenstimmen, auf Clinton entfielen mindestens 13. Bei drei Delegierten in Montana stand die Entscheidung zunächst noch aus. Wichtiger war aber, dass sich nach Abschluss der Vorwahlen weitere "Superdelegierte" für Obama erklärten - diese Delegierten wurden nicht gewählt, sondern von der Parteiführung ernannt und haben eine freie Entscheidung, wen sie als Präsidentschaftskandidat favorisieren.
Damit kommt Obama nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP jetzt auf 2154 Delegiertenstimmen - die Mehrheit auf dem Nominierungsparteitag liegt bei 2118 Clinton konnte sich 1915 Stimmen sichern.
Obama erklärte sich am Abend der letzten Vorwahlen zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten: "Heute Abend kann ich hier stehen und sagen: Ich werde der demokratische Kandidat für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten sein." Er würdigte Clinton und bot ihr eine Zusammenarbeit an - ob das auch die Kandidatur für das Amt der Vizepräsidentin einschließt, scheint aber noch völlig offen zu sein.
Clinton vermied es, ihre Niederlage einzuräumen oder Obama zu gratulieren. Stattdessen sagte sie, dass sie die nächsten Tage damit verbringen werde, darüber nachzudenken, was jetzt im besten Interesse des Landes zu tun sei.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat McCain hieß Obama im eigentlichen Präsidentschaftswahlkampf willkommen. Zugleich griff ihn scharf an. Obama und seine Versprechen von einer Wende seien schlecht für das Land, sagte McCain in New Orleans. Am 4. November gehe es um die Entscheidung zwischen "einer Wende zum Guten und einer Wende zum Schlechten, zwischen Voranschreiten und Zurückgehen".
Während der 46-jährige Obama ein Ende des Kriegs im Irak fordert, tritt der 71-jährige Vietnamkriegsveteran McCain für die weitere Stationierung von US-Truppen dort ein. In Meinungsumfragen liegen beide etwa gleichauf.