Das Fußball-Idol wurde in einem mit HSV-Fahnen geschmückten elektrischen Golfwagen in die Mitte des Festzeltes an der AOL-Arena gefahren und nahm die Huldigungen zu seinem Ehrentag gerührt entgegen.
Hamburg. Weder die Krise des Hamburger SV noch das typische norddeutsche Schmuddelwetter haben die ausgelassene Feier mit 572 Gästen zum 70. Geburtstag von Uwe Seeler beeinträchtigen können. "Ich fühle mich wie bei einem ausverkauften Heimspiel", sagte Seeler mit leicht verkaterter Stimme. Mit Weggefährten wie den ehemaligen Teamchefs der Nationalmannschaft, Franz Beckenbauer und Erich Ribbeck, hatte er bereits bis in die Morgenstunden gefeiert.
Der erste Torschützenkönig der Bundesliga schunkelte mit Ehefrau Ilka zu Klängen von Tony Marschall und zeigte sich sprachlos, als er von DFB-Präsident Theo Zwanziger zum ständigen Delegationsmitglied der Nationalmannschaft ernannt wurde. "Wir möchten 'Uns Uwe' immer dabei haben, im In- und Ausland, denn seine Popularität endet nicht an den deutschen Grenzen", sagte Zwanziger, der den Ehrenspielführer damit im hohen Alter zum Reiseweltmeister machen könnte. Bereits beim Länderspiel auf Zypern am 15. November soll Seeler der nun vierköpfigen Delegationsleitung angehören, die von Zwanziger angeführt wird. DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und Liga-Präsident Werner Hackmann komplettieren das Quartett.
Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte Seeler als "leuchtendes Vorbild" und "großartigen Spieler". "Er bewahrte Haltung, auch und gerade in Niederlagen", schrieb die Kanzlerin über den Fußballer, der in seiner Karriere nur eine Rote Karte bekommen hat. HSV-Präsident Bernd Hoffmann las das Glückwunschschreiben auf einer Bühne vor und wollte nicht ständig an die sportliche Misere erinnert werden. "Wir lassen uns für Uwe heute die Stimmung nicht verderben", betonte er.
HSV-Kapitän Rafael van der Vaart, der mit der gesamten Bundesliga-Mannschaft nach dem Vormittagstraining gekommen war, versprach: "Wir wollten in Wolfsburg gewinnen, das hat nicht geklappt. Nun wollen wir in Stuttgart drei Punkte holen, die wir ihm nachträglich schenken." Werder Bremens Aufsichtsratsvorsitzender Willi Lemke machte dem HSV Mut: "Auch für Euch wird eines Tages wieder die Sonne scheinen."
In dem von ARD-Moderatorin Monica Lierhaus moderierten Überraschungsprogramm kam die Sport-Prominenz immer wieder zu Wort. So würdigte Günter Netzer "Uns Uwe" als "Phänomen wie es Franz Beckenbauer und Gerd Müller waren. Er hat einen Charakter, der in der heutigen Zeit selten zu finden ist." Beckenbauer erinnerte neben guten Wünschen - auch an die unbequeme Seite des ehemaligen Mittelstürmers, der in seiner Karriere für die Hamburger mehr als 1000 Tore geschossen hat: "Uwe war nicht der Angenehmste auf dem Platz, sein Mundwerk war 90 Minuten in Bewegung."
Wolfgang Overath hob hervor, dass sein ehemaliger Mitspieler "immer für uns alle da gewesen ist und heute noch nachts für uns aufstehen würde". Der sozial engagierte Seeler wünschte sich nur Spenden für seine Stiftung von in Not geratenen Menschen. Allein vom HSV, für den er 26 Jahre das Trikot mit der Raute getragen hat, erhielt er 70 000 Euro.