Hamburg . Polizei bittet Zeugen um Hilfe. Wer hat die Prostituierte “Rosa“ zuletzt lebend gesehen? 5000 Euro Belohnung für Hinweise.
Es ist ein besonders schrecklicher und mysteriöser Mordfall, der seit Anfang August die Polizei beschäftigt. Als Erstes waren Leichenteile am Rissener Ufer entdeckt worden. Sie gehörten zu Maria A. (48), die in Spanien lebte und zeitweise in Hamburg der Prostitution nachging.
Nach und nach wurden bis Ende des Monats weitere Leichenteile der Frau entdeckt. Bis heute ist der Fall ungelöst. Die Ermittlungen sind schwierig. Auch deshalb, weil die Beamten im Milieu in St. Georg nicht weiterkommen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt – in der Hoffnung, dass die Polizei entscheidende Hinweise aus der Szene erhält.
Todeszeitpunkt konnte nicht ermittelt werden
Spaziergänger hatten schon am 3. August Leichenteile nahe dem Leuchtfeuerstieg am Rissener Elbufer entdeckt. Es ist eine abgelegene Stelle, die eigentlich nur Ortskundigen, wie beispielsweise Anglern, bekannt ist. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Körperteile, die in Plastiktüten transportiert wurden, mit einem Fahrzeug dorthin geschafft worden waren. „Dies könnten insbesondere Nutzer von Wohnmobilen sein, die sich vom 2. bis zum 3. August dieses Jahres auf dem Parkplatz des Anlegers Hamburg-Wittenbergen aufgehalten haben“, sagt Polizeisprecherin Heike Uhde.
Anschließend wurden seit dem 7. August an insgesamt sechs Tagen Leichenteile im Bereich Rothenburgsort gefunden. Sie lagen dort, wo sich der Tiefstackkanal und der Billbrookkanal kreuzen, nahe der Brandshofer Schleuse, im Bereich Billekanal und am Moorfleeter Yachthafen. Außerdem wurden am 8. August sowie einige Tage später bei gezielten Einsätzen der Polizeitaucher Leichenteile im Goldbekkanal in Winterhuder (Höhe Poßmoorweg) entdeckt.
Wann die menschlichen Überreste ins Wasser geworfen wurden, und ob der Täter einen oder mehrere Tage dafür verbrachte, ist unbekannt. Die Liegezeit im Wasser und die Temperaturen lassen eine so genaue Eingrenzung nicht zu. Nicht einmal der Todeszeitpunkt konnte genauer festgelegt werden.
Ermittler gehen davon aus, dass Maria A. zwischen dem 1. und dem 3. August getötet wurde. Bislang konnten noch keine Zeugen gefunden werden, die rund um die Fundstellen im August verdächtige Beobachtungen gemacht haben.
Umfeld kann kaum Angaben zur Toten machen
Die Frau, die aus Äquatorialguinea stammt, kam nur sporadisch nach Hamburg, um hier im Bahnhofsviertel der Prostitution nachzugehen. Hier hatte sie nur wenige Kontakte. Sie selbst sprach kaum Deutsch. Vermutlich hielt sie sich in der Szene von Frauen auf, die alle ursprünglich aus Afrika kamen, in Spanien leben und im Hamburger Rotlichtmilieu arbeiten.
Aber auch dort sollen die Kontakte untereinander nicht eng gewesen sein. Selbst ihre Angehörigen, die nach dem Tod der Frau nach Hamburg kamen, konnten den Ermittlern wenig zu möglichen Anknüpfungspunkten sagen. Eine Frau, mit der sich Maria A. das Zimmer teilte, konnte oder wollte ebenfalls nur wenige Angaben über die Tote machen.
„Die Menschen aus dem Milieu meiden es, mit uns zu sprechen. Sie haben kein Vertrauen zur Polizei“, sagt ein Beamter. Am 1. August, dem Tag, als Maria A. verschwand, wollte sie einkaufen gehen. Ob Maria A. das tatsächlich tat, ob sie zufällig auf einen Freier stieß und mit ihm mitging, ist unbekannt.
Wer hat das Opfer am 1. August gesehen?
Unklar ist auch, womit die Frau bekleidet war. Als Prostituierte soll sie eine Perücke getragen haben. Am Donnerstag waren Beamte mehrere Stunden lang in St. Georg unterwegs, um Fahndungsplakate zu verteilen. Schwerpunkt war die Brennerstraße, wo auch das Hotel ist, in dem die Frau wohnte. An dieser Straße wohnen und arbeiten auch die meisten ursprünglich aus Afrika stammenden Frauen. Dadurch, dass sie in der Regel in Spanien leben, haben sie keine Probleme, innerhalb Europas herumzureisen.
Das Motiv der Tat ist unklar. Nicht einmal die genaue Todesart konnte festgestellt werden. Es gilt jedoch als sicher, dass die Frau nicht erstochen, erschossen oder erschlagen wurde. Wegen der Art und Weise, wie der Körper zerteilt wurde, gehen Rechtsmediziner davon aus, dass der Täter gute anatomische Kenntnisse hatte. Vergleichbare Fälle, die auf einen Serientäter hinweisen würden, gibt es nicht.
Die Polizei erhofft sich durch die Belohnung auch Hinweise auf Aufenthaltsorte und Kontaktpersonen des Opfers am 1. August und der Zeit danach. „Wir wollen wissen, wer die Frau nach Dienstag, 1. Augsut, 14 Uhr, gesehen hat“, sagt Uhde. Zuletzt war die Frau am Hansaplatz gesehen worden. Dort soll ein Mann bei ihr gewesen sein.
Hinweise zu dem Fall nimmt die Mordkommission des Landeskriminalamts Hamburg unter Telefon (040) 428 65 67 89 entgegen