Hamburg. 18 Bergungstaucher suchten am Vormittag in der Elbe nach Spuren von Timo Kraus. Doch der 44-Jährige bleibt spurlos verschwunden.
Bergungstaucher der Bereitschaftspolizei aus Hamburg und Niedersachsen haben am Donnerstagvormittag erstmals die Pontons an den Landungsbrücken nach Spuren des vermissten HSV-Managers Timo Kraus abgesucht. Zwischen 9 und 12 Uhr waren Teile der Promenade und der Pontons weiträumig abgesperrt. Die Polizei war mit 18 Tauchern und zwei großen Schlauchbooten im Einsatz. Dabei konzentrierte sie sich vor allem auf die Brücke 1 im Bereich des Liegeplatzes des Museumsschiffes „Rickmer Rickmers“.
Nach rund 70 Minuten mussten die Taucher strömungsbedingt ihren Einsatz beenden. "An dieser Stelle haben wir alles abgesucht. Es wird hier keinen weiteren Tauchgang geben“, sagte Pressesprecher Jan Krüger von der Polizei Buchholz. Auch die Polizeiinspektion Harburg teilte am Nachmittag mit, dass weitere Suchaktionen derzeit nicht in Planung seien, "da es keine Hinweise auf konkrete Örtlichkeiten gibt, an denen eine Suche plausibel wäre."
Personenspürhund nahm Witterung auf
Die Ermittlungen zu dem Vermisstenfall laufen bereits seit fünf Tagen. Nach aktuellem Stand stieg Timo Kraus am Sonnabend gegen 23.30 Uhr nach einer Unternehmensfeier vor dem Block Bräu in ein Taxi. Dabei soll es sich um eine Mercedes B-Klasse mit einem dunkelhäutigen Fahrer gehandelt haben. Die Aussagen der ebenfalls alkoholisierten Zeugen vom Sonnabend waren aber teils widersprüchlich.
Offenbar fuhr das Taxi mit Timo Kraus nur rund einen Kilometer in Richtung Osten und hielt im Bereich der Straße Hohe Brücke am Nikolaifleet an. Ob Timo Kraus von dort zu Fuß wieder zurück in Richtung der Landungsbrücken ging oder ihn das Taxi dorthin zurückfuhr, ist noch unklar – ebenso wie die Frage, warum der 44-Jährige mit dem Taxi nicht bis zu seiner Familie in Buchholz fuhr und stattdessen in der Stadt blieb.
Gegen 0.40 Uhr wurde das Handy letztmals vor der „Rickmer Rickmers“ geortet, knappe 100 Meter vom Block Bräu entfernt, in dem Timo Kraus gefeiert hatte. Ein Personenspürhund konnte am Dienstag in der Nähe der Landungsbrücken die Witterung des HSV-Mitarbeiters aufnehmen. Die Polizei geht davon aus, dass er bei Nebel und Eisglätte von dem Ponton in die Elbe gestürzt sein könnte.
Im Falle eines Unglücks sind mehrere Varianten denkbar: Ertrunkene würden in der Regel nach etwa drei Tagen wieder auftauchen, durch die derzeitigen Temperaturen aber möglicherweise erst später. Die Strömung (bis zu zehn Meter in der Sekunde) würde einen Körper aber deutlich in Richtung Nordsee treiben. Durch die besondere Unterströmung an der „Rickmer Rickmers“ und den Landungsbrücken könnte der Mann jedoch unter den Ponton geraten sein und sich dort verfangen haben. Die Beamten hoffen auch, etwa das Handy des Vermissten zu finden.
Wenn Timo Kraus tatsächlich in die vier Grad kalte Elbe fiel, hätte er vermutlich nach spätestens 15 Minuten das Bewusstsein verloren und kaum länger als eine halbe Stunde überlebt.
Appell an mögliche Zeugen
Über die sozialen Medien sucht der HSV seit Tagen mit enormer Unterstützung nach dem Vermissten. Die Ermittlungen der Polizei stocken aber, da die Beamten den Taxifahrer weiterhin nicht ausfindig machen können.
Der leitende Hauptkommissar, Erster Kriminalhauptkommissar Jürgen Schubbert, richtete einen Appell an mögliche Zeugen: „Es kann doch nicht sein, dass sich ein Fahrer, der dringend als Zeuge gesucht wird, nicht meldet. Haben Kollegen von ihm vielleicht gehört, wer dieser Fahrer sein soll? Eine Familie vermisst einen Ehemann und Vater, viele Menschen einen Freund und Arbeitskollegen. (...). Helfen Sie mit, das Verschwinden von Timo Kraus aufzuklären!“
Von einem weiteren Foto, das dem Aussehen von Kraus am Sonnabend nahekommt, erhofft sich der HSV Hinweise des Taxifahrers, der den Manager gefahren hat. Die Polizei bittet alle Zeugen, sich unter der Telefonnummer 04181-28 50 beim Zentralen Kriminaldienst in Buchholz oder jeder anderen Dienststelle zu melden.