Rotherbaum. Weshalb das Phantombild mit hoher Wahrscheinlichkeit den Durchbruch in dem schwierig zu ermittelnden Fall bringen wird.
22 Tage, nachdem der 16-jährige Victor E. unterhalb der Kennedybrücke mit einem Messer angegriffen und tödlich verletzt wurde, sind die Ermittler einen großen Schritt weiter. Am Mittwoch veröffentlichte die Polizei eine Phantomskizze, die den Täter zeigt. Zuvor hatte sich eine Zeugin gemeldet, nach deren Angaben ein Bild des Gesuchten angefertigt werden konnte.
Zeugin hat sich bei Polizei gemeldet
Völlig unklar ist weiterhin das Motiv des Täters. Selbst ein islamistischer Hintergrund der Tat ist möglich, nachdem sich am vergangenen Wochenende der IS zu dem Mord bekannt hatte.
Bereits Mitte vergangener Woche hatte sich die Zeugin bei der Polizei gemeldet. „Sie hatte ihre Beobachtung aufgrund der umfangreichen Medienberichterstattung in Zusammenhang mit der Tat gebracht“, so Polizeisprecherin Heike Uhde. Was die Frau lieferte, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den Durchbruch in dem zeitweise aussichtslos wirkenden Fall bringen. „Die Beschreibung der Zeugin gilt als sehr genau und deckt sich auch mit der Beschreibung der 15-Jährigen, die mit dem Opfer an der Alster war“, so ein Beamter. Gesehen hatte die Frau den Mann auf der Lombardsbrücke, kurz vor dem Angriff auf den 16-Jährigen.
Mittlerweile wurde auch bekannt, wo der Gymnasiast und seine aus den Walddörfern stammende Freundin vor dem heimtückischen Angriff waren. „Das Opfer und seine Begleiterin hielten sich am 16. Oktober vor 21 Uhr zunächst im Bereich des Steindamms auf“, so Uhde. „Von dort fuhren sie mit der U-Bahn über die Station Lohmühlenstraße zum Jungfernstieg. Die beiden gingen von dort über die Straßen Jungfernstieg, Neuer Jungfernstieg und Lombardsbrücke zu dem späteren Tatort unter der Kennedybrücke.“ Und auch das sagt die Polizeisprecherin: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der spätere Täter bereits auf diesem Weg auf die Opfer aufmerksam geworden ist.“
Täter stach mehrfach auf den Schüler ein
Um 22 Uhr erfolgte dann in der Dunkelheit von hinten der Angriff auf den 16-Jährigen, der mit seiner Freundin auf den Stufen unterhalb der Brücke saß. Er stieß die 15-Jährige ins Wasser und stach mehrfach auf den 16-Jährigen ein. Dann flüchtete der Täter in Richtung Alsterufer. Das Mädchen rettete sich selbst aus dem Wasser. Alarmierte Rettungskräfte, darunter ein Notarzt, versorgten Victor E., der anschließend ins Krankenhaus kam. Dort erlag der Sohn einer Schauspielerin noch in der Nacht seinen schweren Verletzungen.
Die Polizei hatte zunächst wenige Ermittlungsansätze. Die Mordkommission initiierte eine groß angelegte Aktion, in deren Rahmen rund 11.500 Ärzte per E-Mail angeschrieben wurden. Sie sollten Hinweise auf Patienten geben, die wegen einer Schnittverletzung an der Hand behandelt wurden. Offenbar hatte eine für Experten der Dienststelle „Operativen Fallanalyse“ in allen Details am Tatort nachgestellte Tat die Vermutung erbracht, dass der Angreifer sich selbst verletzt haben dürfte.
Das Motiv blieb weiter im Dunkel. Das dann am Wochenende verbreitete Bekenntnis des IS wird in Zweifel gezogen. Der Zeitraum zwischen Tat und Bekennung sei laut Polizei sehr lang. Zudem gebe es Ungereimtheiten. In der Bekennung war von zwei Opfern die Rede. Wirklich entkräftet wurde die Bekennung des „Islamischen Staats“ nicht. Die Staatsschutzabteilung, zuständig für islamistisch motivierte Taten, ist weiterhin in den Fall eingebunden.
Der Gesuchte könnte 23 bis 25 Jahre alt sein
Sollte der Täter durch die Öffentlichkeitsfahndung festgenommen werden, dürfte auch das Motiv bekannt werden. Der Mann wird als 23 bis 25 Jahre alter Südländer beschrieben. Er ist 1,80 bis 1,90 Meter groß und hat kurze Haare. Zur Tatzeit trug er einen Dreitagebart. Bekleidet war er mit einem bräunlichen Pullover und Jeans.
Heike Uhde sagt: „Die Mordkommission bittet Zeugen, die Angaben zur Identität der abgebildeten Person machen können oder weitere Beobachtungen gemacht haben, die mit der Tat im Zusammenhang stehen könnten, sich unter der Telefonnummer 040/4286-567 89 zu melden.“