Am Anfang ihrer Karriere, da war sie späte vier, fragte Julia Fischer ihre Mutter, als sie Anne-Sophie Mutter im Fernsehen geigen sah: „Mama, was macht die Frau von Beruf?“ „Na, die ist Geigerin.“ „Ja, aber ich meine, womit verdient sie ihr Geld?“ „Mit Geige spielen.“ „Was? Die darf das machen und kriegt auch noch Geld dafür?“ Diese Haltung hat sich in den letzten 26 Jahren geringfügig verschoben zugunsten der Akzeptanz vermutlich recht hoher Gagen, die man Frau Fischer fürs Geigespielen mittlerweile bieten muss. Aber das Gefühl von Gnade, das einem widerfährt, wenn man so toll Musik machen darf wie sie, das hat das Münchner Kindl sich erhalten.
Gestern spielte sie für „Rhapsody in School“ in der Sophie-Barat-Schule und plauderte mit Schülern, am Abend zuvor stand sie in der Laeiszhalle als Solistin beim Schumann-Violinkonzert auf der Bühne. Julia Fischer war schon als junges Mädchen eine fantastische Geigerin. Und hätte sie mehr Zeit zum Üben, würde man auch Geld bezahlen, um sie Klavier spielen zu hören. Inzwischen hat sie zwei Kinder, und die Musikhochschule München, von der die Hochbegabte einst wegen zu vieler Prüfungen, die sie infolge von Konzerten versäumt hatte, geworfen worden war, nahm sie 2011 reumütig wieder auf – als Professorin, versteht sich.