Eine Stunde vor oder zurück? In der Nacht zu Sonntag endet die Sommerzeit. Die Zeitumstellung sorgt immer für Pannen – sogar bei Prominenten.
Hamburg. Die Deutschen wollen sie nicht, die Frauen leiden besonders unter ihr – und doch endet am kommenden Wochenende wie jedes Jahr die Sommerzeit, und die Winterzeit beginnt wieder. Die Zeitumstellung im Frühjahr von 2 auf 3 Uhr nachts und im Herbst von 3 zurück auf 2 Uhr raubt den Bürgern den Schlaf und die Nerven. So haben vier von zehn Deutschen durch die Zeitumstellung Probleme mit dem Biorhythmus, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) ergab.
Frauen sind mit 46 Prozent deutlich stärker betroffen als Männer (36 Prozent). Die meisten brauchen laut Studie einige Tage, um wieder in den normalen Schlafrhythmus zu finden. Neun Prozent der Frauen und vier Prozent der Männer gaben sogar an, unter der Zeitumstellung regelrecht zu leiden.
Laut Umfrage will fast die Hälfte der weiblichen Befragten im Herbst und Winter mehr schlafen als im Sommerhalbjahr, während dies nur knapp jeder dritte Mann angab. Es sei jedoch ratsam, gerade in der dunklen Jahreszeit den Tag nicht komplett zu verschlafen, so die Krankenkasse.
Bewegung an der frischen Luft kurbele den Kreislauf an, aktiviere Körperzellen und stärke so das Immunsystem. Zudem sei Sonnenlicht wichtig für die Bildung von Vitamin D, einem weiteren natürlichen Helfer gegen drohende Erkältungen.
Nur 27 Prozent der Deutschen halten die Zeitumstellung für sinnvoll – die große Mehrheit von 71 Prozent lehnt den Wechsel zwischen Sommer- und Normalzeit ab. Dabei wünschen sich knapp 60 Prozent der Umstellungsgegner die Sommerzeit als ganzjährige Zeit, wie eine andere Forsa-Erhebung im Auftrag der Krankenkasse DAK Gesundheit ergab.
In Deutschland wurde die Sommerzeit 1980 eingeführt, um das Tageslicht besser zu nutzen und Energie zu sparen. Die Sommerzeit dauert jeweils vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im Oktober.
Die Zeitumstellung führt in jedem Jahr auch zu privaten und öffentlichen Pannen. Vor, zurück oder wie genau werden die Uhren umgestellt? Das fragen sich viele jedes Jahr aufs Neue. Auch bei den Regierenden. So verschlief beispielsweise CSU-Chef Horst Seehofer im April dieses Jahres eine für acht Uhr angesetzte Telefonkonferenz mit der Bundeskanzlerin. Er hatte offenbar vergessen, seinen Wecker auf Sommerzeit umzustellen.
Erst als das Klingeln seines Handys nicht aufhörte, ist ihm nach eigenen Angaben schlagartig klar geworden: die Zeitumstellung! Die für acht Uhr geplante Telefonschalte habe dann erst um 8.07 Uhr begonnen.
Doch auch wer alles richtig machen will und das Wecken den Profis überlässt, kann Pech haben. So verschnarchte vor einigen Jahren ausgerechnet der Telekom-Weckdienst die Sommerzeit. „Etliche Menschen sind zu der alten Zeit geweckt worden“, sagte eine Mitarbeiterin des Erinnerungsservice. Der Grund für die Verspätung seien technische Probleme bei Computern gewesen.
Überhaupt scheinen sich elektronische Systeme ähnlich schwer mit der Zeitumstellung zu tun wie die Menschen. Im niedersächsischen Bad Gandersheim standen knapp zwei Dutzend Finanzbeamte vor den verschlossenen Türen ihres Amtes. Der Eingang war einfach nicht aufzukriegen. Den verantwortlichen Computer hatte offenbar die Zeitumstellung durcheinandergebracht. Statt um 6 Uhr konnten die Angestellten erst um 8 Uhr an ihre Arbeitsplätze. Denn da kam der erste Kollege mit einem richtigen Schlüssel.
Im rund 70 Kilometer entfernten Braunschweig wird dafür gesorgt, dass die Zeitumstellung bei Funkuhren korrekt abläuft. Hier hat die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) ihren Sitz. Sie kümmert sich mit sogenannten Atomuhren um die offizielle Zeit. Über einen Funkturm bei Frankfurt werden sie am Sonntagmorgen rund 100 Millionen Uhren in Europa um eine Stunde zurückspringen lassen.
Doch auch wenn an der PTB alles glatt läuft, hakt es manchmal an anderer Stelle. So kann die Zeitumstellung beispielsweise dazu führen, dass man zu Unrecht geblitzt wird. Das Problem: In Freiburg hatten vor einigen Jahren die Blitzer nicht pünktlich von Sommerzeit auf Normalzeit umgestellt, wie die „Badische Zeitung“ damals berichtete. Dort galt in einigen Straßen von 22 bis 6 Uhr nur 30 statt der sonst erlaubten 50 Stundenkilometer. Doch am Abend nach der Zeitumstellung blitzten die Messgeräte fälschlicherweise ab 21 Uhr. Reihenweise Autofahrer wurden so Opfer der verflixten einen Stunde.
Ein Knöllchen zu viel lässt sich vielleicht verkraften. Doch bei Auktionen geht es um viel Geld. Pech für einige Ebay-Anbieter, die vor etwa zehn Jahren ihre Auktionen just am Tag nach der Zeitumstellung auslaufen ließen. Denn einige Versteigerungen endeten wegen einer Panne eine Stunde zu früh. In der letzten Stunde kamen also keine Bieter mehr zum Zuge. Dabei steigen erfahrungsgemäß gerade in den letzten Minuten vor Auktionsende die Preise bei Ebay häufig stark.
Auch Haustiere wie Hunde und Katzen spüren die Umstellung auf die Winterzeit und können sensibel darauf reagieren. Halter sollten ihre Vierbeiner deshalb nicht abrupt, sondern schrittweise an den neuen Rhythmus gewöhnen, empfiehlt Birgitt Thiesmann von der Organisation Vier Pfoten.
Sie rät Haltern, schon eine Woche vorher die festen Essens-, Schlafens- und Gassigehzeiten jeden Tag um zehn Minuten zu verzögern. Dadurch haben Hunde und Katzen genug Zeit, um sich an die Umstellung zu gewöhnen.