Im Fall der Leihmutter-Zwillinge in Thailand haben die australischen Eltern Stellung genommen. Im einem TV-Interview bestritten sie, den Jungen Gammy mit Down Syndrom im Stich gelassen zu haben.
Perth. Überraschende Wende im Fall des Babys Gammy: Der biologische Vater des von einer thailändischen Leihmutter ausgetragenen Kindes will den behinderten Jungen zu sich und seiner Ehefrau nach Australien holen. Er und seine Frau müssten zunächst sicherstellen, dass die gesunde Zwillingsschwester Pipah die australische Staatsbürgerschaft erhalte und ihnen „nicht mehr weggenommen werden“ könne, sagte David Farnell am Sonntag in seinem ersten Fernsehinterview zu dem Fall. „Wenn wir zu einhundert Prozent wissen, dass sie sicher bei uns ist, können wir versuchen, unseren Jungen zurückzuholen“, sagte er dem Sender Channel Nine.
Zugleich trat Farnell Behauptungen entgegen, er habe die thailändische Leihmutter Pattaramon Chanbua zur Abtreibung des Fötus mit dem Down-Syndrom gedrängt – auch wenn ihm und seiner Frau Wendy durchaus der Gedanke gekommen sei, weil Gammy einen angeborenen Herzfehler hatte und die Überlebenschancen nach Auskunft der örtlichen Ärzte gering gewesen seien. Allerdings hätten sie der 21-jährigen Pattaramon nie gesagt, dass sie „das Baby auf jeden Fall behalten kann“.
Die junge Frau habe nach der Geburt im Dezember damit gedroht, die Polizei einzuschalten und beide Zwillinge bei sich zu behalten, sagte Farnell. Das australische Paar aus der Nähe von Perth habe Thailand deshalb zunächst ohne den Jungen und nur mit dessen Schwester verlassen, „weil wir Angst bekamen, dass wir auch sie verlieren würden“. Allerdings räumte Farnell auch ein, dass er und seine Frau nach der Ausreise keinen Kontakt mehr zu Gammy gesucht hätten, um herauszufinden, wie es ihm geht.
Fall Gammy sorgte weltweit für Schlagzeilen
Das Schicksal des Säuglings hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Pattaramon hatte nach eigenen Angaben für umgerechnet 11.100 Euro die von Farnell befruchtete Eizelle einer anderen Thailänderin ausgetragen, um Schulden zu begleichen und die Ausbildung ihrer beiden eigenen Kinder zu finanzieren. Nach der Geburt sei sie mit dem behinderten Zwillingsbruder von Pipah im Stich gelassen worden.
Pattaramon hatte die Farnells beschuldigt, nur die gesunde Zwillingsschwester wieder mit nach Australien genommen und den behinderten Jungen bei ihr gelassen zu haben. Von dieser Version nahm sie am Sonntag allerdings wieder Abstand. Sie stritt ab, dass sie gedroht habe, beide Kinder zu behalten, gestand aber ein, dass sie nicht wollte, dass die Farnells Gammy mit nach Hause nehmen. „Ich habe nicht erlaubt, dass Gammy mit ihnen zurückgeht. Das ist die Wahrheit“, sagte sie. „Und zwar deshalb, weil sie Gammy mitgenommen und in eine Anstalt gesteckt hätten.
Der Fall hatte weltweit Aufmerksamkeit auf die weitgehend unregulierte Leihmutterschafts-Industrie in Thailand gelenkt. Für zusätzliche Aufregung hatten Enthüllungen gesorgt, wonach David Farnell in den 1990er Jahren wegen mehrerer sexueller Übergriffe gegen junge Mädchen verurteilt worden war.
Inzwischen ist Gammy sieben Monate alt und von Ärzten in Bangkok erfolgreich am Herzen operiert worden, wie die australische Hilfsorganisation Hands Across the Water am Freitag mitteilte. Die Gruppe hatte mehr als 240.000 Dollar (knapp 180.000 Euro) an Spenden für den Jungen eingeworben. Das Krankenhaus konnte Gammy demnach wieder verlassen. Er lebe nun mit seiner Familie in Bangkok.