Im kleinen Dorf Passade in der Probstei unweit von Kiel finden Gäste bei Esther und Jörg Ahrent im Landhotel und Café „Fischerwiege“ Entspannung und kleine Genüsse
Manchmal muss man weit reisen, um endgültig zu Hause anzukommen. In der Region, aus der man stammt. 2010 kündigten Esther und Jörg Ahrent ihre Jobs als Marketingleiterin und Journalist in Hamburg und gingen im VW-Bus auf Europatour. Monatelang reisten die beiden durch den Süden, entdeckten Menschen und Landschaften in Frankreich, Spanien oder Italien. Fernab von Alltagstrott und Gewohnheiten suchten sie neue Eindrücke und Ideen. „Schon vor unserem Aufbruch und unterwegs haben wir überlegt, was wir wirklich wollen“, sagt der aus Bad Oldesloe stammende Jörg Ahrent.
„Weil wir immer gern selbst gereist sind und dabei meist in kleinen, persönlichen Unterkünften wie etwa den französischen Chambres d´Hotes gewohnt haben, stand für uns bald fest: Wir möchten ebenfalls Gastgeber werden und Gäste mit einem individuellen Ambiente überraschen, in dem sich jeder wohlfühlt und Ruhe finden kann.“ Begonnen hatte das Paar seine Suche schon 2009 – und als erstes Objekt den Gasthof Zur schönen Aussicht in Passade unweit von Kiel in Augenschein genommen. Doch vor dem Kauf zwei Jahre später und einer umfassenden Renovierung und Neugestaltung des 1826 gebauten Hauses von Januar bis Mai 2012 lagen die Besichtigung zahlreicher weiterer Immobilien und eine lange Fernreise.
Dass diese dann doch im Herzen der Probstei im nur 350 Einwohner großen Dorf Passade endete, lag letztlich nahe, findet die Hamburgerin Esther Ahrent. „Wir stammen beide aus dem Norden und lieben Schleswig-Holstein, die Weite der Natur und das Meer. Hier haben wir alles – Hügel und Seen wie in der Holsteinischen Schweiz, die Kieler Förde und die Ostsee nur acht Kilometer entfernt in Fahrraddistanz.“ Mit viel eigenem Engagement und der Unterstützung einer Innenarchitektin verwandelten die beiden Neu-Gastronomen den alten Dorfkrug mit Blick auf den Passader See in ein stilvoll-komfortables Landhotel mit sechs charmanten Doppelzimmern, drei Juniorsuiten sowie einer Suite – eine weitere wird im nächsten Jahr hinzukommen – unter einem traditionellen Reetdach.
Alle Räume sind in verschiedenen warmen Pastelltönen gehalten und mit Naturmaterialien ausgestattet. Gäste haben von allen Zimmern aus See- oder Gartenblick. Wer möchte, kann sich auch in die kleine Bibliothek mit etwa 1000 Büchern von Klassik bis Geschichte zurückziehen. Ein echtes Highlight ist das Frühstück mit Genüssen wie Brötchen und Brot aus einer Passader Biobäckerei, Käse von der schleswig-holsteinischen Käsestraße, frischem Obstsalat, Biotee und Kaffee aus einer kleinen Hamburger Rösterei.
Erfahrung sammelte Esther Ahrendt im Harburger Rieckhof
Letzteren gibt es auch im hauseigenen Café, das im Sommer täglich und jetzt in der Nebensaison am Wochenende mit selbst gemachten Kuchen und Torten lockt. Im authentischen Gastraum – der mit Theke und Zapfanlage an die alten Zeiten der Fischerwiege als Mittelpunkt des Dorfs erinnert – und in der angeschlossenen hellen Caféstube mit jungem Mobiliar spüren Gäste ebenfalls die persönliche Handschrift der neue Gastgeber, die ihre Leidenschaft trotz allem nicht ganz neu entdeckt haben, wie sich die 45-jährige Esther Ahrent erinnert: „Während meines Studiums habe ich Anfang der 1990er-Jahre in Harburg im Rieckhof mitgearbeitet – damals eine Kneipe und Bühne mit Kultcharakter, in der sich Harburger und Studenten trafen.“
Die Kombination aus weiter Welt und lokaler halten Esther und Jörg Ahrent in ihrer Fischerwiege aufrecht: Wer Glück hat, kann beim monatlichen Passader Klönschnack dabei sein und dann vielleicht auch den letzten Fischer treffen, der im Passader See auf Fang geht. Apropos Fischer: Woher stammt eigentlich der Name „Fischerwiege“? Jörg Ahrent lacht: „Das ist ein kleines Wortspiel. Es erinnert an das Wiegen des frischen Fischs. Aber auch daran, dass unsere heute eineinhalbjährige Tochter Bente sich gerade ankündigte, als wir mit unserem Hotel in der heißen Phase waren – und eine Wiege unterm Reetdach ist doch etwas Schönes.“
Nicht nur darum fühlen sich auch Kinder bei den Ahrents wohl. Die Suiten sind familienfreundlich, zusätzliche Kinderbetten stehen auf Wunsch zur Verfügung. Gesellschaften wie Hochzeiten, Geburtstage oder Jubiläen können in der umgebauten Tenne der Fischerwiege stattfinden. Dann vertrauen die Gastgeber auf die Unterstützung eines befreundeten Kochs. Tipps für Ausflüge geben die beiden Neu-Hoteliers ihren Gästen übrigens auch gern. Und es gibt in und um Passade viel zu entdecken, sagt Jörg Ahrent: „In erster Linie die Strände der Ostsee, das Seebad Laboe oder Kiel. Doch spannender sind kleine Erlebnisse wie das Probstei Museum und das Kindheitsmuseum in Schönberg sowie das Künstlermuseum in Heikendorf, die alte Struktur der Dörfer hier und, und, und ...“