Hamburg. Erfahrungen aus Südkorea belegen den Sinn von Schutzmasken im Alltag. Sie können ein Anker gegen eine zweite Infektionswelle sein.

Es ist sicherlich noch nicht allzu oft vorgekommen, dass Hamburg der thüringischen Universitätsstadt Jena nacheifern musste – aber derzeit sollte sie ein Vorbild sein. Bereits am 2. April wurde dort das Tragen von Schutzmasken gegen die Coronapandemie zur Pflicht erklärt. Die Bilanz der vergangenen zehn (!) Tage bis Sonntag: null Neuinfektionen. Es ist kein Zufall, dass inzwischen das Bundesland Sachsen folgen will und die Stimmen für eine bundesweite Pflicht lauter werden. Aber darauf sollte Hamburg kaum warten.

Zwar sind weder die Einwohnerzahl noch die Gesamtzahl der Infektionen in der Hansestadt und in Jena vergleichbar – aber es ist längst auch durch die Erfahrungen in Südkorea belegt, dass Schutzmasken gerade in der Phase der Lockerungen ein weiterer Anker gegen eine zweite Infektionswelle sein können.

In Hamburg braucht es mehr Vorlauf für eine Maskenpflicht

Das Argument, dass zuerst das medizinische Personal genug Masken bräuchte, ist richtig, verfängt aber bei der Frage nach einer Pflicht nur bedingt. Schließlich geht es in der Masse um einfache, im Zweifel selbst genähte Masken. Jeder Schutz ist besser als kein Schutz, wie auch das Robert-Koch-Institut inzwischen betont.

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Es ehrt den Senat, dass er weiter darum bemüht ist, einen Gleichschritt aller Länder zu wahren. In der Realität gab und gibt es – bei Masken wie bei der Frage nach Schulöffnungen und anderen Themen – aber bereits Unterschiede. In einer Metropole braucht es mehr zeitlichen Vorlauf für eine Maskenpflicht. Wenn das öffentliche Leben absehbar wieder buchstäblich in vollen Zügen läuft, könnte die Pflicht schnell von der Option zur Notwendigkeit werden.

Es ist den Hamburgern zuzutrauen, die Regelung schon jetzt verständnisvoll umzusetzen. Für wenige Unbelehrbare wäre es ein gerechter Zwang, für die Mehrheit ein weiterer Akt der Solidarität. Und wenn dafür Lockerungen bewahrt und weitere Freiheiten gewonnen werden können, auch ein fairer Tausch.