Die restlose Aufklärung der Tat bei den Zeugen Jehovas sollte oberste Priorität haben.

Nach dem schlimmen Amoklauf in Alsterdorf vom 9. März dauerte es nicht lange, ehe Innensenator Andy Grote das Geschehen angemessen einordnete. Die Tat, bei der ein 35-Jähriger zunächst sieben Menschen und anschließend sich selbst richtete, sei eines der „schwersten Verbrechen in Hamburg der jüngeren Zeit“, sagte er nur einen Tag nach der Tat.

Etwas mehr als einen Monat später wird nun zunehmend aus der Bestürzung über die unvorstellbare Tat Wut. Denn die zen­trale Frage, ob dieses „schwerste Verbrechen“ möglicherweise durch ein besseres Eingreifen der zuständigen Behörden verhindert hätte werden können, fällt immer schwerer mit „Nein“ zu beantworten. So musste bereits Polizeipräsident Ralf Martin Meyer kurz nach der Tat einräumen, dass die Waffenbehörde von einem wirren Buch des Amokläufers durch einen anonymen Hinweis gewusst habe, was er zunächst verneint hatte. Meyer sprach damals von einem Kommunikationsfehler.

Amoklauf von Philipp F.: Vorwurf der Salamitaktik-Aufklärung

Nun der nächste Fall: Während Grote und Meyer am vergangenen Donnerstag im Innenausschuss detailliert Auskunft über alles Wissenswerte gaben, machte eine brisante Nachricht die Runde. So soll der Hanseatic Gun Club, über den sich Täter Philipp F. seine Waffe besorgt hatte, bereits vor dem schicksalhaften 9. März einen Mitarbeiter der Waffenbehörde über den psychisch labilen Zustand des späteren Täters informiert haben.

Nun, eine knappe Woche nach dem Innenausschuss, folgte die Bestätigung, dass ein Disziplinarverfahren gegen den Mitarbeiter eingeleitet wurde. Der Vorwurf der Salamitaktik-Aufklärung steht mittlerweile im Raum. Denn es bleiben weitere Fragen offen. Fragen, auf die Innensenator Grote überzeugende Antworten braucht.