Wohin bloß mit all der Verpackungspappe? Unser Kolumnist Hajo Schumacher hat einen ganz speziellen Karton-Kniff.
Die Jungs spähen seit fünf Uhr morgens drei Blöcke weiter. Kurz nach Sonnenaufgang die erlösende WhatsApp: „Sie kommen!“ Noch 37 Minuten, wie wir in den Wochen zuvor gestoppt haben. Ich lauere im Elchkostüm mit LED-beleuchteten Schaufeln an der Haustür. So geht Empathie.
Pflatsch. Aus dem dritten Stock ein Doppelwumms. Zwei Kartons von Sarggröße sind im Hof niedergegangen. Amateure, diese Nachbarn. In den Hof ist noch lange nicht in der Tonne. Wir schieben die Konkurrenzpappe dezent zu den Papierhaufen in die Rabatten. Wir lassen uns den Spitzenplatz nicht abluchsen. Wie Teenies vor der Konzerthalle haben wir die Nacht über im Hof zugebracht, damit erstens niemand sein Altpapier zu unserem stellt und wir zweitens ganz vorn stehen, wenn die blaue Tonne in einem seltenen Zustand zurückgerollt wird – leer. Das Zeitfenster beträgt wenigen Minuten, dann quillt die Tonne wieder über.
An Weihnachten türmen sich Kartons zu Kartonnen
Kartons sind wie Bretter oder Schrauben – kann man immer gebrauchen. Aber nur in haushaltsüblichen Mengen. An Weihnachten türmen sich Kartons zu Kartonnen. Die Bude ist voll davon. Tapfer hat sich der Junge einen Gang zum Bett gegraben. Zuerst hatten wir Adressaufkleber der Nachbarn abgelöst, um ihnen einen Karton voller Kartons zu überreichen, die der Paketbote angeblich für sie abgegeben hatte. Schnell flog der Trick auf und Pappwände stapelte sich vor unserer Wohnungstür. Mit dem Brotmesser schnitten wir uns zurück in die Freiheit.
„Noch drei Häuser“, melden die Späher. Ich rücke die Schaufeln zurecht, arrangiere den Stollen auf dem Papptablett und gieße Eierpunsch ein. Der Müllwerker, so der Plan, wird mit der leeren Tonne kurz abbremsen und zugreifen. Das ist der Moment. Die Chefin, die hinter der Tür lauert, wird eine erste Ladung in die Tonne werfen.
- Die Anleitung zum perfekten Weihnachtsstreit
- Einsamer Protest ist der edelste!
- Hertzlichen Dank schon mal!
Fürs neue Jahr planen wir ein Startup: Kartons werden als Bausatz perforiert. Pappene Tannenzweige und Stamm lassen sich zum nachhaltigen Weihnachtsbaum zusammenstecken, der sich in der Altpapiertonne entsorgen lässt. Wenn noch Platz ist.