Hamburg. Das 91. Deutsche Springderby in Klein Flottbek ist zu Ende. Die Anlage hat ihre besten Zeiten längst hinter sich.
Fraglos war es ein netter Schnörkel, als Innensenator Andy Grote hoch zu Ross zur Derbyehrung vor die Flottbeker Haupttribüne trabte. Der Sozialdemokrat machte eine respektable Figur im Sattel; anderes wäre bedeutsamer gewesen. Von Äußerlichkeiten abgesehen, entpuppt sich die Anlage im Westen der Hansestadt mehr denn je als mächtig in die Jahre gekommen. Hinter den Kulissen modert und schimmelt es vor sich hin. Seit Langem ist das so. Farbe half, Mängel an baufälligen Tribünen, maroden Teilnehmerrängen, hochpeinlichen Sanitärräumen und dem abrissreifen Richterturm zu übertünchen.
Mehr als Stückwerk und öffentlichkeitswirksame Pirouetten sind Zukunftsdenken sowie politische Durchsetzungskraft gefragt. Gerade weil die Situation im Derbypark mit uralten Vereinbarungen und Pachtverhältnissen sowie einem altehrwürdigen Reiterverein dazwischen kompliziert ist, sind Fantasie und Handlungswille Trumpf. Der Eigentümer des Areals, Martin Freiherr von Jenisch, bekräftigte mehrfach, zukunftsorientierte Lösungen unterstützen zu wollen. An seinem guten Willen mangelt es ebenso wenig wie an der Tatkraft des Derbychefs Volker Wulff und dessen Agentur En Garde.
Springderby in Klein Flottbek zeigt Missstände
Geredet wird seit Jahrzehnten. Über eine Doppelrennbahn für Traber und Galopper in Horn. Über ein zeitgemäßes Springreitstadion in Klein Flottbek. Passiert ist gar nichts. Mehr denn ja fehlt es in Deutschlands Pferdehauptstadt Hamburg an einer Persönlichkeit, die sich den Hut aufsetzt. Fast drei Jahre Derbypause während Corona hätten Gelegenheit gegeben, Weichen zu stellen. Für die Zukunft des Blauen Bandes wäre dies wichtiger als eine gut gemeinte PR-Geste vor der Siegeszeremonie. Der Hut eines Machers hätte dem Sportsenator prima gestanden.